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9 Dinge, die am 19. Bundesliga-Spieltag auffielen: Laufmasche, Zeitmaschine und Jubelpanne

Johannes Mittermeier

Update 01/02/2016 um 12:39 GMT+1 Uhr

Bremen erinnert an glorreiche Weserstadion-Zeiten, in Dortmund wird die Videobeweis-Thematik neu aufgerollt, und Leverkusens Stefan Kießling sorgt für Ironie. Schalke rehabilitiert sich "dank" des Acker-Platzes, die Mainzer rennen wie die Hasen, während Stuttgart alles kann - außer jubeln. Ach ja, Bayern: die gewinnen. Ganz was Neues. 9 Dinge, die am 19. Spieltag auffielen.

Mainz, Bremen und Stuttgart fiel am 19. Spieltag auf

Fotocredit: Eurosport

1. Altes Thema, neues Futter

Selten eine Haltung der Sieger erlebt, die sich ungefähr so anhörte: T'schuldigung, dass wir gewonnen haben. "Ich verstehe Ralphs Unmut", sagte Dortmunds Trainer Thomas Tuchel nach dem 2:0 über Ingolstadt in Anspielung auf Gäste-Coach Ralph Hasenhüttl. "Es wäre wichtig, wenn nur regelkonforme Tore fallen", erkannte BVB-Kapitän Mats Hummels.
Beim Führungstreffer stand Schütze Pierre-Emerick Aubameyang im Abseits. Zuvor wurde dem FCI ein möglicher Strafstoß verweigert und ein Hummels-Eigentor wegen Foulspiels abgepfiffen. Hängen blieb vor allem das Abseits-Tor, weil die Wiederholung auf der Leinwand gezeigt wurde - und somit ein indirekter Videobeweis war. Ein uraltes Thema. "Selbst wenn ich es auf der Leinwand gesehen hätte, hätte ich es nicht zurücknehmen dürfen. Es war eine Tatsachenentscheidung", kommentierte Schiedsrichter Guido Winkmann.

2. Grün-weiße Zeitmaschine

"Eine wichtige Erkenntnis" nahm Bremens Geschäftsführer Thomas Eichin vom 3:3 gegen Hertha BSC mit: Dass sich Werder durch Rückstände nicht umwerfen lässt. Nicht mehr. In der Vorwoche drehte die Elf von Viktor Skripnik die Partie auf Schalke, diesmal lag sie eigentlich aussichtslos zurück, erst 0:2, dann 1:3, gab sich nicht auf - und ergatterte einen moralischen Sieg.
Warum? Weil Werder nun reagieren kann, auch personell. Nach dem zweiten Zwei-Tore-Rückstand stürmten sie weiter, wie zu glorreichen Zeiten, als sich der Unterhaltungsfaktor im Weserstadion regelmäßig potenzierte. Claudio Pizarro erheiterte dabei die Statistikfreunde: 5999 Tage nach seinem Bundesliga-Debüt im September 1999 (ebenfalls gegen Hertha) traf er in seinem 399. Bundesligapsiel zum 180. und 181. Mal. Skripnik jauchzte: "Diese Mannschaft steigt nicht ab!"

3. Hitz, die Menschenwand

Frankfurts Marco Russ klang leicht desillusioniert: "Es war halt so, dass die den Hitz hatten." Stimmt, und es war halt so, dass dieser Marwin Hitz alles hielt, was auf seinen Kasten flog. Einen wuchtigen Kopfball von Alex Meier, einen tückischen Schuss von Stefan Aigner, zuletzt einen abgefälschten Versuch von Szabolcs Huszti, "das war die unglaublichste Parade", konstatierte Meier.
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Marwin Hitz war nicht zu bezwingen

Fotocredit: Imago

Keeper Hitz bescherte Augsburg ein 0:0 gegen die Eintracht und damit einen Rekord: Zum siebten Mal in Folge wurden die bayerischen Schwaben in der Liga nicht geschlagen.

4. Kießlings Ironie

Vermutlich wollte Roger Schmidt sein Pendant Thomas Schaaf trösten. "Ich glaube, dass Hannover eine neue Qualität gewonnen hat", sagte der Trainer von Bayer Leverkusen mit Blick auf die Angreifer Hugo Almeida und Adam Szalai, die 96 im Winter holte. Beim direkten Duell aber stachen nicht Almedia/Szalai heraus, sondern deren Gegenüber Javier Hernandez und Stefan Kießling.
Hernandez, besser bekannt als "Chicharito", traf doppelt, Kießling einfach, zudem provozierte die Leverkusener Legende den Elfmeter, den wiederum Hernandez verwandelte. Kurz vor Weihnachten stand Kießling noch auf dem Sprung, just zu Hannover, er war bereits auf Wohnungssuche und blieb doch. Jetzt knockte er die Niedersachsen aus. Schon ironisch.

5. Mainzer Lauf-Masche

Martin Schmidt, Trainer von Mainz 05, hat eine Grundüberzeugung: Um die Nachteile wettzumachen, die sein Team im Vergleich zur Konkurrenz aufweise, müsse es laufen. Viel laufen. Unheimlich viel laufen. Beim 1:0 über Champions-League-Teilnehmer Mönchengladbach legten die Seinen überragende 125 Kilometer Strecke zurück, Liga-Höchstwert. Borussen-Coach André Schubert fand das "respektabel", Schmidt fand es eher nötig; weniger Aufwand hätte seiner Meinung nach nicht ausgereicht. Der FSV beeindruckte nicht nur über die Distanz, auch die Sprints suchten ihresgleichen. 262 Mal zogen Mainzer Profis an, zuvor betrug die Bundesliga-Bestmarke 214, ebenfalls von den 05ern gehalten.
Indes haderte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl mit einer "Schweine-Situation". Das hatte zwar nichts mit der Rennerei zu tun, war aber unangefochten das Zitat des Spieltags.

6. Statement "dank" Ackerlandschaft

Nachdem Schalke-Trainer André Breitenreiter unter der Woche grimmig "Rufschädigung" von "Sky" beklagte, konnte er das 2:0 in Darmstadt auch als persönlichen Punktgewinn verbuchen. Der Pay-TV-Sender hatte berichtet, dass es zwischen Trainer und Mannschaft knirsche, woraufhin Breitenreiter in Darmstadt alle "Sky"-Interviews boykottierte. Er wollte lieber Taten sprechen lassen
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Max Meyer traf bei Schalkes Sieg in Darmstadt

Fotocredit: Imago

Es half ein Umstand, der im Duell zwischen Europapokal-Aspirant und Aufsteiger eher das kämpferische Element begünstigen müsste: Ein Rasen, der diesen Namen bloß ansatzweise verdiente. Das Geläuf am Böllenfalltor glich einer Ackerlandschaft, der Techniker Leroy Sané meinte, im Grunde hätte man darauf "nicht Fußball" spielen können. Konnte Sané freilich doch, er entschied die Partie hauptverantwortlich und wurde bei seiner Auswechslung selbst von den "Lilien"-Fans mit Applaus bedacht.

7. Stuttgart kann alles - außer jubeln

Der VfB Stuttgart krabbelt Stück für Stück aus dem Keller. Nach dem mitreißenden 2:1 über den HSV sind die Schwaben immer noch 15., aber nur noch zwei Punkte hinter Rang zehn. Der dritte Erfolg in Serie war hochverdient wie glücklich, das Siegtor fiel erst in Minute 88. Zuvor versemmelte der VfB erneut so viele Chancen, dass es grotesk war.
Im Gegensatz zur Hinrunde sind Sicherheit und Selbstüberzeugung eingekehrt. Woran es noch hapert, natürlich mit Augenzwinkern, ist allein die Jubelzeremonie. Coach Jürgen Kramny wurde vom euphorischen Daniel Didavi umgerissen, beide plumpsten auf den Boden, wodurch Kramnys Kleiderschrank aufgefrischt werden muss: "Mir geht's gut, meiner Hose nicht so. Die kann ich wohl wegschmeißen." Auch hier gilt: Übung macht den Meister…

8. Preis-Leistungs-Verhältnis passt nicht

Es gibt im Fußball ja einen Pool gängiger Floskeln, eine davon ist die Reaktion des Publikums nach schlechten Spielen - dann hagelt es meist ein "gellendes Pfeifkonzert". Und weil Floskeln eine Daseinsberechtigung brauchen, pfiffen die Fans des VfL Wolfsburg eben: gellend.
Das 1:1 gegen Köln war das sechste sieglose Spiel nacheinander, Wolfsburgs Rückstand auf einen direkten Champions-League-Platz beträgt bereits sieben Punkte. Schwach! Die VW-Städter unterhalten einen der teuersten Kader der Liga, das Verhältnis zwischen Preis und Leistung ist mangelhaft. Viel mehr als Rang acht, den die "Wölfe" einnehmen, wäre momentan nicht verdient; dazu ist ihr Spiel zu fahrig und fehlerhaft. So konnte Torschütze Julian Draxler "den Unmut verstehen".

9. Bayerns einziger Torschütze

Zwei Tore in Hamburg, zwei gegen Hoffenheim: Robert Lewandowski bleibt Bayerns einziger Schütze im Jahr 2016. Auch beim 2:0 über die Kraichgauer war der Pole trotz einiger vergebener Gelegenheiten der Mann des Tages. Zunächst stand er da, wo Torjäger von Welt zu stehen haben, dann vollendete er einen feinen Lahm-Pass in bewährter Manier. 19 Treffer in der Liga, 26 in 29 Pflichtspielen, da gibt es nichts zu meckern, selbst bei den überkritischen Bayern nicht.
Gleichzeitig setzte der Meister einen Trend fort, nun gelangen in acht aufeinanderfolgenden Spielen nie mehr als zwei Tore. Weil die TSG allerdings drei sehr passable Einschussmöglichkeiten ausließ, reichte das. Wieder einmal.
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