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FC Bayern München - Matthias Sammer analysiert Wutrede: "Klassischer Gegenschlag"

Dirk Adam

Update 19/10/2018 um 21:44 GMT+2 Uhr

Eurosport-Experte Matthias Sammer äußert sich zur Wutrede der Bayern-Bosse. Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge hatte auf einer denkwürdigen Pressekonferenz in München neben den Medien auch Journalisten, Spieler und einen Ex-Mitarbeiter kritisiert. Diese Aussagen schlugen hohe Wellen. Sammer, der von 2012 bis 2016 als Bayern-Sportdirektor arbeitete, sieht darin einen "klassischen Gegenschlag".

Eurosport-Experte Matthias Sammer

Fotocredit: Getty Images

Dabei wurden auch Namen von einzelnen Journalisten genannt. Sind die Bayern-Bosse mit dieser Attacke zu weit gegangen?

Sammer: "Linie des Erträglichen" überschritten

Fußball-Experte Matthias Sammer meinte exklusiv bei Eurosport:
Ich denke nicht, dass dahinter Strategie oder Kalkül lag. Es geht nicht um eine Bewertung, sondern um eine Feststellung. Die Reaktion im Klub war dahingehend abgesprochen, das lässt man sich nicht immer gefallen.
Sammer weiter:
Es geht einzig und allein um die Tatsache dessen, dass man empfunden hat, dass es irgendwo über der Linie des Erträglichen war. Das will ich aber gar nicht bewerten. Auf der anderen Seite hat man gesagt, aus der Sicht des FC Bayern, jetzt werden wir mal zeigen, dass wir uns das nicht gefallen lassen. Das war im Prinzip ein Gegenschlag oder ein Konter.
Deren Berichterstattung sei nicht mehr faktenbasiert, es sei "despektierlich", "unverschämt", "respektlos" oder "widerlich", wie über die Spieler geschrieben oder gesprochen werde, vor allem über die Nationalspieler, speziell Manuel Neuer.

FC Bayern: Selbstkritik beim Rekordmeister?

Rummenigge zitierte zu Beginn seiner Ausführungen sogar das Grundgesetz, Artikel 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Hierzu meinte Sammer:
Wir dürfen nicht vergessen, dass von beiden Seiten sowohl der Journalist an sich als auch die Vereinsführung von Menschlichkeit und manchmal auch von Temperament und Emotionen bei der Wortwahl geprägt sind. Über die Richtigkeit auf beiden Seiten lässt sich streiten. Gar keine Frage. Aber ich finde es bedingt richtig, jetzt eine Seite als die Bösen hinzustellen und die andere Seite als die Guten. Ich glaube, dass die Quintessenz auch aus dem Donnerwetter der Gegenseitigkeit ein Prinzip herausstellen sollte, und das ist die respektvolle Arbeit der handelnden Personen oder des FC Bayern über Jahrzehnte hinweg und dahingehend auch gegenüber den Spielern, was geleistet wurde.
Hoeneß hatte sich auch darüber beschwert, wie bestimmte Medien zuletzt mit dem Bundestrainer umgegangen seien. Joachim Löw seien die Füße geküsst worden, jetzt sei versucht worden, ihn abzuschießen.
Deshalb erklärte der Bayern-Boss, dass es "mal an der Zeit ist, dass sich der wichtigste Klub in Deutschland klar positioniert". Mit der sportlichen Krise beim FC Bayern habe dies selbstverständlich nichts zu tun, so Hoeneß.
Bayern hatte unter seinem neuen Trainer Niko Kovac zuletzt vier Pflichtspiele hintereinander nicht gewonnen, worauf Kovac mehr und mehr in den Fokus der Kritik geriet.
Mit Blick auf die Selbstkritik beim Rekordmeister erklärte Sammer:
Der eine oder andere hat gesagt, es wäre keine Selbstkritik erkennbar gewesen. Das stimmt alles nicht. Man kann alles irgendwo ein bisschen auseinandernehmen, aber genauso wenig oder genauso viel, wie der FC Bayern jetzt darauf reagiert hat, braucht der Journalismus darüber beleidigt sein, denn der Journalismus hat vieles richtig, auch in der kritischen Bewertung gegenüber Bayern gemacht, gegenüber der Nationalmannschaft. Aber was sich ändern muss, ist die grundsätzliche Tatsache, dass es zu schnell um einzelne Personen, im Speziellen um die Trainer geht, in einer Geschwindigkeit, die gar nicht mehr fachlich bewertet wird. Es wird nur noch die Frage gestellt, wann ist der Kopf ab? Das ist eine Tendenz, die kritisiere ich in aller Deutlichkeit. Geht endlich wieder ein bisschen respektvoller miteinander um und stellt nicht sofort die Frage nach 'Hire and fire'.
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