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Borussia Dortmund fehlt es an Mentalität und Führungsspielern

Marc Hlusiak

Update 01/07/2020 um 10:17 GMT+2 Uhr

Nach einer langen Saison muss sich der BVB im Sommer erneut die Frage stellen: Warum hat es wieder nicht zu einem Titel gereicht? In der Analyse wird Dortmund am leidigen Thema Mentalität nicht vorbeikommen. Das Problem ist zwar bekannt und wurde mit den Transfers von Emre Can und Mats Hummels auch angegangen. Doch das reicht noch nicht. Die Achse an Führungsspielern muss weiter wachsen.

Mats Hummels (links) mit Lukasz Piszczek und Emre Can

Fotocredit: Imago

Es ist eine leidige Debatte, keine Frage. Und natürlich ist es nachvollziehbar, dass beim BVB niemand mehr darüber sprechen will. Und glauben Sie mir, auch die Sportjournalisten als beobachtendes und einordnendes Organ würden sich liebend gerne über ein anderes Problem beim BVB den Kopf zerbrechen, als immer wieder die gleiche alte Leier abzuspielen.
Doch die Symptome, die der BVB in der Hinrunde und vor allem zum Ende der Saison zeigte, lassen weiterhin nur eine Diagnose zu: Es hapert immer noch an der Mentalität.
Das bestätigte auch Torwart Roman Bürki nach der peinlichen 0:4-Pleite zum Bundesligaabschluss gegen die TSG 1899 Hoffenheim: "Wir müssen weiter an unserer Sieger-Mentalität arbeiten, da ist uns Bayern voraus. Das ist einer der Punkte, die fehlen, um ganz oben zu stehen. Dann wirst du halt nur Zweiter. Wir haben den Kader, um die Bayern zu schlagen, aber nicht ihre Einstellung."

BVB hat das Problem erkannt

Was man der Borussia nicht vorwerfen kann: Das Problem ist bekannt und vor allem erkannt. Auch erste Schritte zur Behebung wurden bereits in die Wege geleitet. Im vergangenen Sommer kam mit Mats Hummels ein Führungsspieler vom FC Bayern zurück nach Dortmund, im Winter legte man mit Emre Can von Juventus Turin nach. Auch dem jungen Erling Haaland werden mentale Stärken nachgesagt, aber er ist eben erst 19 Jahre alt.
Es sind aber nicht nur die Neuzugänge, die in Sachen Mentalität und Führungsqualitäten die sprichwörtlichen Kohlen aus dem Feuer holen müssen. Der BVB hat eigentlich eine gute Mischung aus jungen Talenten und erfahrenen Haudegen in der Mannschaft. Spieler wie Marco Reus oder Axel Witsel, die eigentlich führen sollten, es jedoch aus verschiedenen Gründen nicht immer tun.
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Mats Hummels von Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Marco Reus: Der nicht planbare Kapitän

Marco Reus ist das eigentliche Herzstück des BVB. Als Identifikationsfigur und Leader auf dem Platz fest eingeplant. Doch es gehört genauso zur bitteren Wahrheit seiner Karriere, dass er dieser Rolle immer nur für Teile einer Saison nachkommen kann.
In regelmäßigen Abständen wird der inzwischen 31-Jährige nämlich von Verletzungen ausgebremst - und braucht ebenso regelmäßig deutlich länger als der Durchschnitt, um wieder zurückzukehren.
Mittlerweile hat er Krankheitstage in einer Höhe angehäuft, die in der freien Wirtschaft jeden Arbeitgeber ins Grübeln bringen würden: 1053 Fehltage in zehn Karrierejahren. Seit er im März 2010 sein erstes Bundesligaspiel im Trikot von Borussia Mönchengladbach machte, verpasste er 132 Pflichtspiele - 129 davon im Trikot des BVB.
Das ständige Fehlen von Reus bedeutet auch, dass die Achse an Führungsspielern beim BVB lediglich von Bürki bis auf die Sechserposition reicht. Zumindest meistens, denn schaut man genauer hin, muss man Witsel nicht zwangsläufig als einen solchen bezeichnen.

Axel Witsel: Am Ende steht nur eine gute Halbserie

Nach seinem Wechsel aus der chinesischen Liga zu Borussia Dortmund im Sommer 2018 brauchte er nur wenige Spiele, um die Öffentlichkeit von seiner Klasse zu überzeugen. Witsel schlug beim BVB ein, machte, wenn er fit war, jedes Spiel.
Aus der Zentrale lenkte er mit seiner Ballsicherheit und Passgenauigkeit das Spiel. Gepaart mit seiner Erfahrung als damals 29-Jähriger wurde er so schnell zum Führungsspieler geschrieben.
Dabei übersieht man häufig, dass Witsel kein Lautsprecher ist. Der Belgier ist niemand, der seine Kollegen an die Hand nimmt oder im richtigen Moment ein Zeichen setzt.
Can hingegen ist genau dieser Typ und lief Witsel in der Rückrunde deshalb auch relativ schnell den Rang ab. Nach zwei Jahren in Dortmund muss man konstatieren: Witsel spielte eine herausragende Halbserie, es folgten drei mittelmäßige.
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Axel Witsel (Borussia Dortmund)

Fotocredit: Getty Images

Mentalität muss von den vorhandenen Spielern kommen

Der BVB muss im Sommer mit Hochdruck daran arbeiten, die mentalen Blockaden, sofern es diese denn gibt, zu lösen. Erfahrene Spieler müssen mit breiter Brust auftreten, führen, lenken.
Denn: Für weitere Mentalitätszukäufe fehlt das Geld - das bestätigte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei einem Medientermin am Dienstag. "Die fehlenden Einnahmen sind dramatisch. Es geht ja nicht nur um die fehlenden Zuschauereinnahmen von rund vier Millionen Euro pro Spiel, sondern auch um weniger TV- und Vermarktungsgelder. Wir stehen vor einem gigantischen Berg von Risiken", so Watzke, der klarstellte: "Wenn auf der Abgabenseite nicht viel passiert, wird auch auf der Zugangsseite nicht mehr so viel passieren."
Jede Menge Arbeit also für Lucien Favre und die anderen Verantwortlichen beim BVB im Sommer.
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