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BVB: Lucien Favre hat vor dem Revierderby ordentlich Druck

Florian Bogner

Update 24/10/2019 um 18:38 GMT+2 Uhr

Lucien Favre redet die 0:2-Niederlage von Borussia Dortmund bei Inter Mailand schön, seine Bosse sprechen ihm das Vertrauen aus. Alles gut also beim BVB? Von wegen. Zu offensichtlich hat das Inter-Spiel die aktuellen Probleme aufgedeckt. Bereits am Wochenende ist die Mannschaft im Derby beim FC Schalke 04 zum Siegen verdammt. Sonst droht ein trister Herbst noch ungemütlicher zu werden.

Lucien Favre - Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Ein schlauer Fußballtrainer hat mal gesagt: "Wenn man ein 0:2 kassiert, dann ist ein 1:1 nicht mehr möglich."
Aleksandar Ristic war das, die Ikone der 80er und 90er Bundesliga-Jahre, die im Interview immer ein bisschen drollig wirkte. Egal ob er seine Äußerungen gerade nett meinte oder gar ein wenig boshaft.
Lucien Favre unterstellt man gemeinhin auch, drollig zu sein. Wenn es läuft beim Trainer, vermag der Schweizer anzustecken mit seinem Charme. So hat er Borussia Dortmund in der Vorsaison verzaubert und zurück in die Bayern-Jäger-Rolle geführt.

Favre will ein gutes BVB-Spiel gesehen haben

Am Mittwochabend saß Favre nun aber weniger drollig im Bauch des riesigen Giuseppe-Meazza-Stadions von Mailand und musste eine 0:2-Niederlage bei Inter Mailand erklären.
"Ein 1:1 hätte alles verändert", sagte er dabei, beharrend darauf, dass sein Team ein gutes Spiel gemacht habe. Der Gegner sei schließlich ein europäischer Top-Klub, zurück auf dem Weg zur Großmacht, gewesen.
"Wir dürfen nicht träumen und denken, dass wir zehn Torchancen gegen Inter bekommen", sagte Favre noch:
Wir müssen realistisch sein.

Dortmund vor wegweisenden Wochen

Realistisch betrachtet ist der BVB diesen Herbst ordentlich zurechtgestutzt worden. Bis Mitte September waren da vor allem Siege: fünf in den ersten sechs Pflichtspielen. Das 1:3 bei Union Berlin? Ein Ausrutscher, mehr nicht. Dachte man.
Seit dem 17. September jedoch liest sich die BVB-Bilanz so: nur zwei Siege aus sieben Spielen. In der Liga zwischenzeitlich auf Rang acht durchgereicht. Ein glückliches 1:0 gegen Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach bewahrte Favre und Co. am Wochenende vor mehr Unheil.
Doch jetzt sind sie inmitten von drei englischen Wochen. Und haben Probleme. Die nächsten Gegner: Schalke (Derby!), Gladbach, Wolfsburg, Inter, Bayern. Gegen mindestens drei davon heißt es: verlieren verboten. Sonst kann es brenzlig werden.

Inter-Pleite deckt BVB-Probleme auf

Es passt ins Bild, dass José Mourinho dieser Tage mit dem BVB in Verbindung gebracht wurde. Richtig ernst zu nehmen ist dieses Gerücht nicht. Noch nicht.
An Favre, so der BVB-Tenor, wird man erstmal nicht rütteln. "Wir führen keine Trainerdiskussion. Wir sind froh, dass wir Lucien Favre haben", sagte Sportdirektor Michael Zorc in Mailand.
Das Spiel bei Inter hatte jedoch viele BVB-Probleme zum Vorschein gebracht: Die Absenz eines zweiten Stürmers im Kader zum Beispiel, die weniger Favre als die sportliche Leitung zu verantworten hat. Die Erkenntnis, dass die Kaderdecke generell vielleicht nicht so qualitativ hochwertig gestrickt ist, wie man dachte - oder zumindest einige, ohne Frage sehr talentierte Spieler noch nicht konstant europäisches Top-Niveau erreichen.
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Stefan de Vrij vs. Julian Brandt - Inter Mailand vs. Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Dazu aber auch das aufkeimende Gefühl, dass der akribische Fachmann Favre die Mannschaft in seinem zweiten BVB-Jahr vielleicht nicht mehr so erreicht wie noch in der Vorsaison. Auch spürbar: die Animositäten, die weiterhin zwischen Favre und Mario Götze vorherrschen müssen, der, nach überstandenem Infekt, erneut für 90 Minuten auf der Bank blieb.

Favre irritiert mit Aussage über Götze

"Ich glaube, dass Götze unter Favre schlechte Karten hat, um glücklich zu werden", sprach Lothar Matthäus am Abend im "Sky"-Studio aus, was viele dachten:
Man sieht, dass Favre nicht mit Götze plant.
Quatsch, entgegnet Favre darauf immer wieder. Am Mittwochabend meinte der BVB-Trainer, er habe sich eben "für andere Wechsel entschieden", weil der Götze vorgezogene Jacob Bruun Larsen nach vorne "mehr Power" habe.
Der Däne war in den letzten 33 Pflichtspielen für Dortmund übrigens gerade mal an zwei Treffern beteiligt.

Favre macht Werbung in eigener Sache

So sei dann eben auch "extrem wenig los" gewesen vor beiden Toren, meinte Hummels, der am Donnerstag etwas unorthodox via Twitter die Schuld für das finale 0:2 auf sich nahm.
Von solchen Schuldeingeständnissen war Favre dann doch weit entfernt. "Wir haben sehr kompakt gespielt. Wir waren sehr okay, sehr stabil", hatte der BVB-Coach unmittelbar nach dem Spiel gelobt.
Sein Wechsel von Dreier- auf Viererkette habe eine "sehr, sehr offensive" Spielweise zur Folge gehabt, fügte der 61-Jährige an - was mehr nach Werbung in eigener Sache klang als nach kerniger Fehler-Analyse.

BVB macht sich scharf fürs Derby

Immerhin reifte in Favre dann aber auch die Erkenntnis, dass der BVB nun Ergebnisse brauche, um den Herbst nicht noch trister werden zu lassen. "Gegen Inter müssen wir zuhause unbedingt gewinnen", sagte der Trainer.
Vorher stehen aber auch noch andere Aufgaben an. Zuvorderst das Spiel bei aufgestachelten Schalkern am Wochenende. "Wir müssen alles dafür tun, um das Derby zu gewinnen", sagte Zorc dann auch entsprechend besorgt.
"Wir wissen, was dieses Spiel für uns bedeutet und welche Möglichkeiten es für uns birgt - sowohl in der Tabelle als auch für die Emotionen im Umfeld", sagte Lizenzspielerchef Sebastian Kehl: "Wir brauchen jetzt diesen Push."
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