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BVB: Wie Borussia Dortmund zur Nummer 1 für Europas Top-Talente wie Haaland oder Sancho wurde

Tobias Hlusiak

Update 12/04/2020 um 17:09 GMT+2 Uhr

Borussia Dortmund gehört seit Jahren zu den spannendsten Projekten im Weltfußball. Ständig erfindet sich der Klub neu, füllt mit herausragenden Talenten da auf, wo durch den Verkauf der früheren Hochbegabten Lücken entstanden sind. Für den BVB ist dieses Vorgehen mittlerweile ein lukratives Geschäftsmodell mit großer Strahlkraft geworden. In den kommenden Jahren soll es weiter intensiviert werden.

Jadon Sancho und Erling Haaland

Fotocredit: Getty Images

Diese Änderung wurde von Borussia Dortmund beantragt und sie dürfte dem Verein entgegenkommen.
Die Senkung der Altersgrenze für Bundesligaspieler auf 16 Jahre ermöglicht einem der größten Talente Europas schon im kommenden November den nächsten Karriereschritt.
Youssoufa Moukoko ist das nächste Juwel aus dem BVB-Stall und schießt sich seit Jahren scheinbar ohne Gegenwehr durch die Jugend-Bundesligen. 34 Tore und neun Vorlagen in 20 Einsätzen legte der (noch) 15-Jährige zuletzt bei den A-Junioren auf.
Schon bald könnte er nun in die höchste nationale Spielklasse aufsteigen.
Dem Kader des Vizemeisters steht also eine weitere Injektion mit herausragendem Talent, Unbekümmertheit, Tempo und Frische bevor. Einen Weg, den die Borussia seit Jahren bestreitet und perfektioniert hat.
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Moukoko traf gegen Viktoria Köln doppelt

Fotocredit: SID

Die Liste herausragender Jünglinge in Schwarz-Gelb ist lang

Egal ob aus dem eigenen Nachwuchs oder für kleines bis mittelgroßes Geld in jungen Jahren von außerhalb dazugeholt, Dortmund wird zum Großteil von seinen Jungstars getragen. Sportlich, wenn sie in der Bundesliga den Durchbruch schaffen, und finanziell, wenn sie kurz danach für enorme Summen verkauft werden.
So war es bei Ousmane Dembélé, Julian Weigl, Christian Pulisic oder etwas früher auch bei Mario Götze und Nuri Sahin. Diese Liste ließe sich beliebig verlängern. Schon bald werden ihr - höchstwahrscheinlich - mit Jadon Sancho, Gio Reyna und Erling Braut Haaland weitere Namen hinzugefügt werden.
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BVB-Youngster Pulisic (li.) und Dembélé (re.)

Fotocredit: Imago

Nachwuchsboss Ricken erklärt das Erfolgsmodell

Für Lars Ricken ist diese Entwicklung logisch. "Der BVB gibt jungen Spielern die Möglichkeit, auf hochwertige Einsatzzeiten zu kommen", erklärt der Nachwuchs-Koordinator der Borussia gegenüber "Sport1". Und weiter:
Gerade in so jungen Jahren ist das mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen, aber das ist ein Pfund, mit dem wir glaubwürdig auftreten können.
Der mittlerweile 42-Jährige weiß, wovon er redet. Ricken war Mitte der 1990er-Jahre selbst ein "Wunderkind". Als 20-Jähriger schoss er die Borussia per "Jahrhunderttor" gegen Juventus Turin zum Champions-League-Titel. Da war er bereits Deutscher Meister und hatte mit 17 im bezahlten Fußball debütiert.
Ricken klingt nicht nur deshalb mehr als überzeugend, wenn er die Philosophie seines Arbeitgebers offenlegt. Auf junge Spieler wolle man setzen, das ist klar und offensichtlich. Als Beispiele führt er Mats Hummels und Neven Subotic an.
Die beiden Innenverteidiger waren die Aushängeschilder der frühen Klopp-Jahre. Als "Kinder-Riegel" installierte man die zwei 19-Jährigen vor mittlerweile zwölf Jahren als Nachfolger der in die Jahre gekommenen Recken Robert Kovac und Christian Wörns und begründete damit - sicherlich auch durch finanzielle Zwänge begünstigt - die eigene Jugend-Bewegung.
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Lars Ricken beim BVB gegen Juventus Turin 1997

Fotocredit: Imago

Eine Entscheidung, von der der Klub noch heute - nicht nur sportlich - profitiert. "Wir haben uns da eine große, glaubwürdige Verlässlichkeit erworben", sagt Ricken. Die brauche man auch, schließlich sei das Geschäft um die Top-Talente nicht mehr nur national hart umkämpft.
"Inzwischen befinden wir uns auf europäischer Ebene", so der ehemalige Nationalspieler. Die Top-Jugendspieler haben in der Regel auch Angebote von ausländischen Klubs.
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BVB sieht auch die eigene Verantwortung

Nun ist die Borussia selbstredend nicht der einzige Klub, der sein Hauptaugenmerk auf sehr talentierte Youngster gelegt hat. Wie also überzeugt der BVB eine derart große Anzahl von sich?
"Wir wollen unsere Spieler nicht nur fußballerisch entwickeln, sondern auch dafür sorgen, dass sie den bestmöglichen Schulabschluss schaffen", so Ricken, der auch um die besondere Verantwortung eines Fußballklubs im Umgang mit Teenagern weiß.
Wir können nicht einfach blind jemanden reinwerfen. Es geht auch nicht darum, durch frühe Einsätze den Marktwert eines Talents zu erhöhen.
Um all dem gerecht zu werden, hat der achtmalige Deutsche Meister die eigene Nachwuchsabteilung im vergangenen Sommer weiter umstrukturiert und präziser ausgerichtet.
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Michael Skibbe wird ebenso zum BVB zurückkehren wie Otto Addo.

Fotocredit: Getty Images

Addo und Skibbe sind mit an Bord

Neben Ricken arbeitet seitdem in Michael Skibbe ein erfahrener Bundesliga- und Nationaltrainer wieder für den BVB. Der Ex-Bundestrainer trainiert die U19 um Moukoko, während in Otto Addo ein anderer Rückkehrer den neu geschaffenen Posten des Talente-Trainers bekleidet.
Der 44-Jährige sorgt dafür, dass die Durchlässigkeit zwischen Jugendmannschaften und Profiteam erhöht wird. "Ich weiß, was Lucien Favre wichtig ist", sagt er bei "spox.com".
Addo arbeitet einzeln mit Jungs aus dem Nachwuchs, greift aber auch beim Profitraining ein, "wenn der Cheftrainer taktisch arbeiten muss und in diesen Phasen nicht alle jungen Spieler mitmachen können". Zusätzlich fungiert er auch in privaten Dingen als Ansprechpartner.

Nachwuchs in Zeiten von Corona noch wichtiger

Gerade treiben die Schwarz-Gelben ihr Projekt weiter voran und erweitern das eigene Nachwuchsleistungszentrum (NLZ). Auf dem Klubgelände entstehen für rund 20 Millionen Euro neben einer neuen Geschäftsstelle, einem neuen Medien-Center und neuen Trainingsbereichen auch zusätzliche NLZ-Plätze.
Alles, um schon bald den nächsten großen Talenten den Sprung in die erste Mannschaft zu ermöglichen. Gerade aktuell, in einer Zeit, in der die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie noch nicht absehbar sind, sei das doppelt wichtig, findet Ricken und führt aus:
In einer solchen Krise kann die Nachwuchs-Abteilung ein wichtiger Faktor für die Bundesliga-Klubs werden. Möglich, dass die Bedeutung des Nachwuchses aufgrund der wirtschaftlichen Situation bei vielen Klubs noch zunimmt.

Es gibt auch Gegenbeispiele

Bei aller Euphorie rund um den BVB-Nachwuchs gibt es natürlich auch Spieler, die es am Borsigplatz nicht schafften. Auch in Dortmund sitzt nicht jeder Schuss. Man denke nur an Milos Jojic, Adnan Januzaj oder Mikel Merino.
Ricken und Co. arbeiten aber daran, diese Quote möglichst gering zu halten ...
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