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FC Bayern München: David Alaba denkt über Abschied nach - das ist der Grund

Florian Bogner

Update 24/02/2020 um 18:09 GMT+1 Uhr

David Alaba gehört beim FC Bayern München mittlerweile zum Inventar - seine Lieblingsposition darf er jedoch nach wie vor nicht bekleiden. Die aktuelle Berufung zum Abwehrchef schmeichelt ihm durchaus.  Doch der FC Bayern wird mehr Wertschätzung zeigen müssen, wenn er Alaba halten will. Denn der Österreicher ist ins Grübeln geraten.

David Alaba (re.) mit Thomas Müller (li.)

Fotocredit: Getty Images

Aus London berichtet Florian Bogner
Die Botschaft, die David Alaba neulich nach dem 0:0 des FC Bayern München gegen RB Leipzig aussandte, war klar: Irgendwo ist auch mal Schluss.
"Das ist nicht unbedingt meine Idealposition", sagte der 27-Jährige und hatte damit wohl recht.
Die personellen Probleme in der Abwehr des deutschen Rekordmeisters haben in den vergangenen Wochen schon zu einer höchst seltenen Situation geführt: In Alaba, Lucas Hernández und Alphonso Davies standen Trainer Hans-Dieter Flick gleich drei Linksfüße, sonst ein rares Gut, aber kaum mehr Rechtsfüße für die Defensive zur Verfügung.
In der Schlussphase gegen Leipzig musste Alaba nun also den rechten Innenverteidiger mimen und sprach hernach laut aus, dass ihm das nun wirklich nicht behage.
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David Alaba jetzt Chef in der Innenverteidigung

Gut für Alaba: Seither musste er die Position nicht mehr spielen. Gegen Köln (4:1) probierte es Flick mit Rekordtransfer Lucas Hernández, der danach ebenso ablehnte. Gegen Paderborn (3:2) baute Flick auf Dreierkette um, in der Alaba den zentralen und Hernández den linken spielte (Joshua Kimmich kam rechts zum Einsatz).
Ebenso gut für Alaba: Seit Flick bei Bayern übernommen hat, ist er als (linker) Innenverteidiger gesetzt und dadurch mehr ins Zentrum des Geschehens gerückt.
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David Alaba und Robert Lewandowski | FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Seine Körpersprache auf dem Platz hat sich seither merklich verändert; er dirigiert die Defensive und wird von Flick auch "Abwehrchef" genannt. Wie selbstverständlich stellt sich Alaba seither auch gerne nach dem Spiel für Interviews zur Verfügung. Wie sich das für einen "Chef" auf dem Platz gehört.
Kimmich lobte ihn bereits überschwänglich. "Er gefällt mir auch überragend als Linksverteidiger, aber als Innenverteidiger ist er für mich wirklich mit einer der Besten der Welt", hatte der in der Hinrunde nach dem 4:0 gegen Borussia Dortmund über Alaba gesagt. Der Österreicher sei in dieser Rolle "ein komplett anderer Spieler". Positiv gemeint, natürlich.

Alaba will ins Mittelfeld

Für den Österreicher ist die Berufung zum Abwehrboss aber auch ein weiterer Schritt weg von dem, was er sich eigentlich wünschen würde: einen Platz im Mittelfeld der Bayern.
Diesen Wunsch äußert Alaba seit Jahren mal lauter und mal leiser, aber inhaltlich konstant. "Es ist allen bewusst, dass ich mich als Mittelfeldspieler sehe", meinte er zum Beispiel 2015 gegenüber der österreichischen Presse.
Anders als im Nationalteam war Alaba bei Bayern jedoch seit 2011 auf der Linksverteidigerposition festgesetzt - oder eben höchstens mal, zuerst unter Pep Guardiola, in die Innenverteidigung geschoben worden.
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Bald Kollegen im Mittelfeld? David Alaba und Thiago vom FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Alaba will nicht als selbstverständlich angesehen werden

Anno 2020 müssen die Bayern nun ein wenig aufpassen, dass sie Alaba damit nicht vergraulen. Das Eigengewächs, das übrigens als letzter Nachwuchsspieler dauerhaft den Sprung zu den Profis schaffte, wird eben nicht so gerne als selbstverständlich gesehen.
Dass er schon seit 2008 für die Bayern spielt, unterbrochen nur von einem Halbjahr als Leihspieler in Hoffenheim 2011, wo er sich den letzten Schliff für die Ansprüche des Rekordmeisters holte, wird aber gerne von den Bossen als Treueschwur angesehen.
Immerhin stand er schon in knapp 370 Pflichtspielen für Bayern auf dem Rasen - das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Chelsea (Dienstag ab 21:00 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de) wird sein 80. Europacup-Einsatz für die Münchner sein.
Zudem hat er bereits acht Deutsche Meisterschaften und fünf DFB-Pokalsiege, sowie je einen Champions-League-, UEFA-Supercup- und Klub-WM-Titel mit Bayern auf der Habenseite. Und die Bayern-Fans haben den Wiener Burschen aus dem Biberhaufenweg im 22. Bezirk ohnehin schon längst eingebürgert.
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Alaba sendet deutliche Signale

Doch allzu sicher, dass Alaba auch kommende Saison noch für Bayern spielt, sollten sie sich allesamt nicht sein. 2021 läuft sein Vertrag aus und wer die vergangenen Monate genauer hinhörte, der bekam mit, dass Alaba durchaus ins Grübeln gekommen ist.
"Ich kann mir beides vorstellen: Hier zu bleiben oder auch mal einen anderen Weg einzuschlagen", sagte er im Dezember. Vor kurzem wiederholte er gegenüber der "Daily Mail":
Ich kann mir durchaus vorstellen, irgendwo anders zu spielen.
Dabei geht es Alaba offenkundig nicht nur um sein Gehalt, das bei Bayern mit etwa elf Millionen Euro ordentlich dotiert ist. Wenngleich er damit nicht zu den Top-Verdienern gehört, die um die 20 Mio. verdienen sollen.
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David Alaba vom FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Hilft Davies Alaba indirekt weiter?

Es geht Alaba vielmehr um gesteigerte Wertschätzung - darum, eben nicht immer und überall nur als selbstverständlich angesehen zu werden. Und darum, dass sein Wunsch von einem Platz im Mittelfeld nicht immer nur belächelt wird.
Hierbei könnte sich derweil der Aufstieg des Alphonso Davies als Hilfestellung erweisen.
Während Alaba in den vergangenen Monaten seinen Dienst in der Innenverteidigung verrichtete, mauserte sich der erst 19 Jahre alte Kanadier zu einem bockstarken Linksverteidiger. In jedem Spiel unter Flick stand Davies in der Startelf.

Flick muss sich demnächst entscheiden

Ist Rekordeinkauf Hernández demnächst im Vollbesitz seiner Kräfte, muss Flick zwischen seinen drei Linksfüßen eine Wahl treffen, wenn er keinen davon als rechten Innenverteidiger aufstellen will - das könnte Alaba auch eine, wenn auch kleine, Chance im Mittelfeld eröffnen.
Über Davies, der in Zügen an den jungen Alaba erinnert, äußert sich der Österreicher jedenfalls durchwegs lobend. "Er entwickelt sich wirklich sehr positiv, macht das im Training gut, und in den Spielen tritt er sehr mutig auf", sagte der kürzlich: "Er bringt eine extreme Geschwindigkeit mit, die hilft uns enorm."
Fragt sich nur, ob das auch mittelfristig Alaba hilft.
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