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FC Bayern | Warum Oliver Kahn der große Gewinner der Jahreshauptversammlung ist

Tom Müller

Update 18/11/2019 um 11:07 GMT+1 Uhr

Die Jahreshauptversammlung des FC Bayern München am Freitagabend stand ganz im Zeichen des Abschieds von Uli Hoeneß. Der heimliche Star des Abends war jedoch ein anderer. Nicht etwa der neue Präsident Herbert Hainer, sondern Oliver Kahn. Der 50-Jährige, der 2020 Vorstandsmitglied wird, wurde von den Fans mit stehenden Ovationen willkommen geheißen. Die Erwartungen an Kahn sind hoch.

Oliver Kahn

Fotocredit: Getty Images

Uli Hoeneß war am Freitagabend omnipräsent.
Natürlich, der Patriarch trat ab. Zumindest von der ganz großen Bühne. Nach 49 Jahren FC Bayern München. Kein Wunder, dass die "Uli, Uli, Uli"-Rufe immer wieder während der Reden von Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen und Neu-Präsident Herbert Hainer aufbrandeten.
Nur ein einziges Mal trat Hoeneß in der Olympiahalle, wo sich 6.091 Mitglieder des deutschen Rekordmeisters eingefunden hatten, in den Hintergrund. Einmal wurden die "Uli"-Sprechchöre zu "Oli"-Sprechchören.
"Ich darf den zukünftigen Vorstand der FC Bayern München AG, Oliver Kahn, hier herzlich begrüßen", kündigte Hoeneß den ehemaligen Weltklasse-Torhüter in der ersten Reihe an. Kaum hatte Hoeneß den Satz beendet, wurde seine Stimme vom frenetischen Beifall von den Rängen übertönt.
Kahn stand auf, ein kurzes Winken in die Menge. Mit so einer Begrüßung hatte er sicher nicht gerechnet. Und in diesem Moment wirkte der sonst so gefasste "Titan" fast ein bisschen ergriffen.

Zuspruch für Kahn von allen Seiten

Er musste nicht einmal sprechen, um Jubel und Zuspruch von allen Seiten zu bekommen. Von den Fans und den Bayern-Verantwortlichen.
"Oliver wird uns bereichern. Wir werden gut zusammenarbeiten und ich freue mich darauf", verkündete Karl-Heinz Rummenigge, der Kahn einarbeiten wird und den er 2022 als Vorstandsvorsitzenden ablösen soll:
Oliver Kahn war auf dem Platz unser Titan und Sie wissen ja: Titan rostet nicht. Von daher können wir uns auf einiges gefasst machen - oder die anderen 17 Bundesligavereine.
Wer Rummenigge kennt, weiß, dass dem 64-Jährigen solch warme Worte nicht so leicht von den Lippen gehen. Er selbst musste für seinen rationalen, oft kalt wirkenden Umgang mit seinen Angestellten von Seiten der Fans einige Kritik einstecken.
"Herr Rummenigge, sie müssen immer noch etwas lernen, was den Umgang mit Menschen angeht", attackierte eine Rednerin den Bayern-Boss in einer Wortmeldung direkt und schloss ihre Rede mit dem Satz:
Wir sind alle froh, dass unser Oliver Kahn jetzt kommt und in Uli's Fußstapfen tritt.
Wieder Jubel von den Rängen. Ein deutliches Signal.

Hoeneß' Vision mit Kahn

Auch aus diesem Grund hat Hoeneß als eine seiner letzten Amtshandlungen Kahn in die Spur gebracht. Der 50-Jährige soll den familiären Charakter seines Lebenswerks FC Bayern fortführen.
Er soll die Philosophien der Sturköpfe Hoeneß und Rummenigge vereinen, Kosmopolit und Heimatmensch zugleich sein.
"Der FC Bayern muss wie eine große Familie geführt werden, muss auch für die Fans in Deutschland und speziell in Bayern ein Ohr haben, in Deggendorf und Grafenau; nicht nur für die in Shanghai und New York", sagte Hoeneß jüngst im "kicker".
Er selbst will sich zurückziehen. Wie das in Zukunft aussehen dürfte, konnten die Journalisten, die die kompletten fünfeinhalb Stunden ausgeharrt hatten, nach Mitternacht noch in der Olympiahalle begutachten, als die "Abteilung Attacke" gegen die "Krakeeler" bei den Wortmeldungen wetterte.
Hoeneß als lautstarker Verteidiger von außen. Kahn als Doppelspitze mit Sportdirektor (und ab kommenden Sommer Sportvorstand) Hasan Salihamidzic als neue Denker und Lenker des Vereins im Inneren. So zumindest der Plan des neuen Ehrenpräsidenten.
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Hasan Salihamidzic (l.) und Oliver Kahn (r.)

Fotocredit: Getty Images

Kahn bringt alles mit: Vernetzt, eloquent, ehrgeizig

Apropos Salihamidzic: Auch der bekam neben Rummenigge am Freitagabend von den eigenen Anhängern sein Fett weg. Es ging mal wieder um die rhetorischen Schwächen und Brazzos unglückliches Auftreten in der Öffentlichkeit. Die alten Themen. Und doch fühlten sich sowohl Rummenigge als auch Hoeneß erneut dazu genötigt, den 42-Jährigen zu verteidigen.
Auch hier soll Kahn Abhilfe schaffen und in Zukunft die Schlachten auf dem offenen Feld für Salihamidzic schlagen. Eloquenz war noch nie das Problem des 50-Jährigen. Emotionalität und Ehrgeiz bringt er als Ex-Spieler des FC Bayern mit, die nötige Sachlichkeit hat er sich als TV-Experte des "ZDF" angeeignet. Rummenigge bezeichnete Kahn zudem als "topvernetzten Geschäftsmann".
"Du wirst einiges leisten müssen, um diesen Vorschusslorbeeren gerecht zu werden", ließ Hoeneß den "Titan" nach dessen Bad in der Menge in der Olympiahalle - halb im Spaß, halb ernst - wissen.
Das Vertrauen ist da. Der Druck und die Erwartung allerdings auch.
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