FC Bayern: Wie Joachim Löw Leon Goretzka, Serge Gnabry und Co. beflügelt
Der Aufschrei im Lager des FC Bayern aufgrund der frühen Länderspielpausen zu Beginn der Saison war groß: Die Bosse befürchteten einen Bruch im Spiel des Rekordmeisters. Bei genauerer Betrachtung könnten sich die Unterbrechungen des Bundesligaalltags jedoch zu einem echten Glücksfall für den FC Bayern entwickeln. So profitieren gleich mehrere Spieler von den ungeliebten Länderspielreisen.
Leon Goretzka - Serge Gnabry | FC Bayern München
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"Das kann so nicht weitergehen", polterte Bayerns ehemaliger Präsident Uli Hoeneß im September dieses Jahres.
Dabei gab es sportlich gesehen für die bis zu diesem Zeitpunkt noch ungeschlagenen Bayern gar keinen Anlass für eine der berühmt-berüchtigten Brandreden des Münchner Patriarchen.
Hoeneß' Empörung richtete sich vielmehr auf die erste von insgesamt drei Länderspielpausen zu Beginn der neuen Spielzeit:
Egal, ob EM-Qualifikation, Nations League oder andere Nationenvergleiche - Länderspiele bleiben für den deutschen Rekordmeister ein rotes Tuch, so jedenfalls der allgemeine Tenor.
Bayern-Block in der Nationalmannschaft
Bei allen Schimpftiraden der Bayern-Bosse kristallisierte sich in diesen Tagen jedoch heraus, dass der amtierende Double-Sieger von den "unsäglichen Länderspielpausen", wie es Hoeneß kürzlich formulierte, am Ende sogar profitiert.
Während der amtierende Meister in der Nationalmannschaft einen regelrechten Bayern-Block stellt, werden die Kader zahlreicher Bundesligakonkurrenten regelmäßig auseinandergerissen.
Die Achse um Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry bildete in den jüngsten Länderspielen gegen Weißrussland (4:0) und Nordirland (6:1) das Grundgerüst der DFB-Elf und blieb so im Gegensatz zur Konkurrenz im Spielrhythmus - sicherlich kein Nachteil für den FC Bayern im Meisterrennen. Im Normalfall ist außerdem der derzeit verletzte Abwehrchef Niklas Süle gesetzt und tritt die Länderspiele mit dem Quartett geschlossen an.
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Leon Goretzka - Serge Gnabry | Deutschland
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Davon können die Herausforderer aus Gladbach, Dortmund und Leipzig, von denen derzeit keiner mehr als drei Spieler für eine Nation stellte, nur träumen. Viele der abgestellten Profis müssen häufig auf der Bank Platz nehmen und spielen auch in der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw eine eher untergeordnete Rolle. Die Bühne gegen Nordirland gehörte erneut den Offensivstars des FC Bayern.
Goretzka und Gnabry glänzen als Torschützen in neuen Rollen
Besonders der wiedergenesene Goretzka bestach als Doppeltorschütze in ungewohnter Rolle als Rechtsaußen.
"Er kommt immer irgendwie zum Torabschluss, er will Tore machen und geht vorne rein. Er ist eigentlich ein torgefährlicher Mittelfeldspieler. Das wünscht man sich, das macht ihn unberechenbar", lobte Löw den Auftritt des 24-Jährigen.
Nachdem er beim FC Bayern in den ersten vier Spielen nach seiner Rückkehr eher außen vor war (101 Minuten), ist Goretzka mittlerweile auf dem besten Weg, an seine Leistungen der vergangenen Saison anzuknüpfen, als er sich zum unangefochtenen Stammspieler entwickelte und mit acht Treffer maßgeblich zum Gewinn der deutschen Meisterschaft beitrug.
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Teamkollege und DFB-Rekordtorjäger Gnabry befindet sich dagegen seit etlichen Wochen, egal, ob als Linksaußen auf Klubebene oder als Mittelstürmer in der Nationalmannschaft, in bestechender Form.
"Ich muss jedes Spiel versuchen, mein Bestes zu geben. Hier spiele ich vorne drin, was mir viel Spaß macht. In der Jugend hat's mit dem Tores chießen schon geklappt - und jetzt gerade läuft's auch", erklärte Gnabry seine erstaunliche Torausbeute (13 Treffer in 13 Partien) im DFB-Trikot.
Das Selbstvertrauen, das ihm Bundestrainer Löw schenkt ("Gnabry spielt immer"), färbt auch auf seine Leistungen beim deutschen Rekordmeister ab. Saisonübergreifend traf der 24-Jährige bereits acht Mal in 16 Partien.
DFB bei Kimmich als Vorreiter
Im Hinblick auf die deutsche Nationalmannschaft könnte dem deutschen Rekordmeister zusätzlich in die Karten spielen, dass Bayern-Trainer Hansi Flick insgesamt acht Jahre lang Co-Trainer und somit die rechte Hand von Bundestrainer Löw war. Beide Übungsleiter verfolgen eine nahezu identische Spielphilosophie.
"Ich bin ein Verfechter von Ballbesitz, will aber auch eine gewisse Effizienz haben. Für uns ist es wichtig, dass wir auch eine Ballsicherheit hinbekommen", sagte Flick vor dem Bundesliga-Kracher gegen Borussia Dortmund.
Die ersten Hebel setzte der 54-Jährige bereits in Bewegung. Eine der ersten Amtshandlungen des Interimstrainers war es, Kimmich dauerhaft im zentralen defensiven Mittelfeld aufzustellen - dort, wo er in der Nationalmannschaft seit der WM 2018 ununterbrochen (23 Spiele) aufgeboten wurde. Unter Vorgänger Niko Kovac pendelte der Führungsspieler zwischen der Rechtsverteidigerposition und dem Platz vor der Viererabwehrkette.
Das Resultat: Kimmich glänzte sowohl in beiden EM-Qualifikationsauftritten als auch gegen den BVB als Abräumer im Mittelfeld.
Möglicherweise sind die Länderspiele somit doch nicht das "Hauptproblem bei allen großen Mannschaften", wie der ehemalige Bayern-Präsident Hoeneß kürzlich behauptete.
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Gutgelaunter Gnabry will nach Hause: "Joshua, beeil dich!"
Quelle: Perform
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