FC Bayern: Hansi Flick sagt nach Sieg beim VfB Stuttgart drei Sätze, die tief blicken lassen
Update 29/11/2020 um 09:08 GMT+1 Uhr
Der FC Bayern München liefert mit dem 3:1 (2:1) beim VfB Stuttgart erneut keine Galavorstellung ab, besticht aber einmal mehr durch Kaltschnäuzigkeit und Effektivität. Nach der Partie, in der Bayern erneut Blessuren davonträgt, sagt Trainer Hans-Dieter Flick drei Sätze, die die Situation seiner Mannschaft vor dem Jahresende besonders gut beschreiben.
Manchmal ist auch ein komplexes Spiel wie Fußball ganz einfach.
"Thomas hat gesagt: 'Geh nach innen, schieß, schieß!' Dann war er drin", schilderte Kingsley Coman sein Tor für den FC Bayern München zum zwischenzeitlichen 1:1 beim VfB Stuttgart (38.).
Wahrscheinlich hätte der Franzose das Zuspiel von Thomas Müller auch ohne verbale Anweisungen verwandelt. So oder so: Für die Bayern war Comans Tor am Samstagnachmittag ein enorm wichtiger Baustein auf dem Weg zum Sieg - und damit der Verteidigung der Tabellenführung.
"Einem Rückstand hinterherzulaufen, kostet viel Kraft - sowohl mental als auch körperlich", sagte Leon Goretzka, nachdem sie wegen Coman nur 18 Minuten dem 0:1 hinterhergerannt waren und am Ende 3:1 gesiegt hatten: "Umso höher ist dieser Sieg einzuordnen."
Dem FC Bayern fehlt die Leichtigkeit
Denn: Die Leichtigkeit aus dem Sommer, die Bayern zu drei Titeln trug, ist passé. Alle drei Tage müssen sie spielen, das schlaucht. Körper und Geist sind müde bei den Bayern, verlangen nach Pause.
Nur weil sie Ausnahmekönner wie Coman, Robert Lewandowski oder Keeper Manuel Neuer haben, gewinnen sie derzeit ihre Spiele. Über individuelle Klasse. Und den Willen.
"Es war wichtig, dass wir nach dem Rückstand zurück ins Spiel gefunden haben", meinte Trainer Hans-Dieter Flick: "Wir wissen aber alle auch, dass wir wesentlich besser spielen können."
Alles nicht so einfach im Herbst 2020. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gab Flick drei Sätze von sich, die Bayerns aktuelle Situation besonders gut beschrieben.
Ich weiß, dass die Mannschaft gerade am Limit ist.
Verletzungen häufen sich beim FC Bayern. In Stuttgart stieg gleich ein ganzes Quartett Bayern-Spieler angeschlagen wieder in den Bus. Seit Ende September und noch bis kurz vor Weihnachten spielen Bayerns Nationalspieler zweimal pro Woche.
"Das ist aber nichts, über das wir uns beklagen wollen, weil alle im internationalen Geschäft die gleichen Voraussetzungen haben", schob Flick nach.
Was es schwer macht: Durch den engen Spielrhythmus wechselt Bayern eigentlich nur noch zwischen Regeneration und Spielvorbereitung. Richtig trainieren können maximal die Reservisten am Tag nach dem Spiel.
"Man hat kaum noch die Möglichkeit, Dinge zu trainieren. Man geht einfach von Regeneration zum Abschlusstraining und zum nächsten Spiel über. Da ist auch kein Platz, um wirklich mit der Mannschaft zu arbeiten", meinte Flick.
Der Spielplan im Herbst 2020 sei einfach "eine enorme Belastung und am Ende ist der einzelne Spieler der Leidtragende". Das soll jedoch "keine Ausrede" sein. "Die Dinge sind, wie sie sind", so der Bayern-Trainer.
Wir wissen alle, dass wir aktuell keinen Schönheitspreis bekommen, aber wir liefern Ergebnisse.
Resultat vor Brillanz - das ist derzeit das Bayern-Motto. "Wichtig ist, dass wir nichts liegen lassen", meinte Flick nach dem nächsten Arbeitssieg in Stuttgart: "Unter dieser Kategorie hake ich das auch ab."
Mit Ausnahme von Hoffenheim (1:4) und Bremen (1:1) haben die Bayern 2020/21 alle anderen Pflichtspiele gewonnen (14) - sechs davon jedoch nur mit einem Treffer Unterschied.
In 16 Spielen haben die Münchner zudem schon 20 Gegentreffer kassiert und seit sieben Spielen nicht mehr zu Null gespielt. "Es ist nicht so toll, aber wir müssen damit leben", meinte Müller in Stuttgart achselzuckend: "Dann müssen wir halt zwei machen. Mindestens."
Das gelang ihnen mit Ausnahme von Hoffenheim und Bremen auch immer. Mindestens.
In Stuttgart war erneut Bayerns Effizienz beeindruckend: Aus fünf Chancen machten die Bayern drei Tore. "Wir sind wirklich kaltschnäuzig vorne. Das zeichnet uns im Moment aus", freute sich Sportvorstand Hasan Salihamidzic. "Bayerns große Stärke ist, dass sie vor dem Tor extrem effizient sind", lobte auch VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo: "Da müssen wir noch zulegen."
Nichtsdestotrotz schauen die Bayern auch weiter sehr genau auf die Problemfelder im eigenen Spiel. "Wir machen aktuell einfach zu viele Fehler und laden den Gegner oftmals zu Chancen ein. Das ist ein Punkt, an dem wir arbeiten müssen", tadelte Goretzka in Stuttgart.
Leisten sich die Bayern einfache Ballverluste im Spielaufbau, wie zuletzt häufiger der Fall, und läuft das Pressing ins Leere, sind die Münchner verwundbar wie jedes andere Team auch.
Man muss einfach auch auf die Ergebnisse der anderen schauen, die alle drei Tage spielen - die sind auch nicht so, wie die sich das vorstellen.
Beweisstück A: Das 1:2 von Borussia Dortmund gegen Köln. Gilt aber auch für Liverpool, Manchester City, Real Madrid, den FC Barcelona oder Juventus Turin, die in ihren Ligen nach diesem Spieltag nicht an der Spitze stehen. Nur Paris Saint-Germain siegt derzeit ähnlich beständig wie die Bayern.
"Wenn man in Champions League und Bundesliga auf die Tabelle schaut, hätten viele gerne unsere Problemchen", sagte Müller deswegen in Stuttgart auch leicht süffisant.
Für Flick alles eine Frage der Anpassungsfähigkeit. Es ist, wie es ist. "Diese Bedingungen müssen wir annehmen, und der, der das am besten annimmt, hat den größten Erfolg - und das wollen wir sein", sagt er.
Nächster Zwischensprint: Atlético Madrid (A) am Dienstag, RB Leipzig (H) am Samstag. In Madrid kann Flick die zweite Garde ranlassen - Bayern ist schon fix Gruppenerster, ein Ende der Erfolgsserie in der Champions League nach 15 Siegen in Folge verschmerzbar.
Nach Leipzig geht es mit Lok Moskau (H), Union Berlin (A), VfL Wolfsburg (H) und Bayer Leverkusen (A) in den Weihnachtsschlussspurt. "Wir wollen möglichst alle Punkte sammeln, um gut in die Winterpause zu kommen", gibt Flick als Zielsetzung vor.
Wie man das schafft? "Dazu müssen wir jedes einzelne Spiel möglichst fokussiert angehen und möglichst auch mit der Intensität, die wir aktuell zu hundert Prozent abrufen können." In Sachen Mentalität mache den Bayern derzeit kaum wer was vor. "Da ist die Mannschaft einfach herausragend", lobte der 55-Jährige.
Oder wie es Neuer formulierte: "Es werden schwere Wochen bis Weihnachten. Wir freuen uns drauf."
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