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Drei Dinge, die bei Dortmund gegen Frankfurt auffielen: BVB mutiert zur Umschalt-Bestie, Haaland nahe an der Perfektion

Dennis Melzer

Update 15/08/2021 um 10:33 GMT+2 Uhr

Borussia Dortmund düpierte zum Liga-Start bemitleidenswerte Frankfurter und behielt am Ende mit 5:2 die Oberhand. Dabei glänzten die Schwarz-Gelben ganz besonders im Umschaltspiel, konterten wie aus dem viel zitierten Bilderbuch. Erling Haaland nahm einmal mehr eine Sonderrolle ein und bei den Hessen waren nach Abpfiff tiefe Sorgenfalten auszumachen. Drei Dinge, die auffielen.

Erling Haaland - Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Borussia Dortmund feierte am Samstagabend gegen Eintracht Frankfurt einen Bundesliga-Auftakt nach Maß. Am Ende prangte ein 5:2 auf der Anzeigetafel des Signal Iduna Parks, die 25.000 zugelassenen Zuschauer verabschiedeten ihre Helden mit Sprechchören und Gesängen.
Nur allzu verständlich, hatten sie doch eine Mannschaft gesehen, die trotz erheblicher Personalsorgen ein echtes Fußball-Feuerwerk ablieferte. Allen voran Erling Haaland, der an allen fünf Treffern unmittelbar beteiligt war, zeichnete hauptverantwortlich für die Festspiele in der Ruhr-Metropole.
Der Norweger, der bereits in der ersten Runde des DFB-Pokals am vergangenen Samstag mit einem Dreierpack in Wiesbaden zum Mann des Spiels avanciert war, bildete gemeinsam mit Marco Reus den Kopf einer unerbittlichen Umschalt-Bestie.
Während der BVB allen Grund zum Feiern hatte, war aufseiten der Gäste aus Hessen hingegen Tristesse angesagt. Nach dem bitteren Aus in der ersten Pokalrunde musste die neuaufgestellte SGE-Führung den nächsten harten Nackenschlag binnen einer Woche hinnehmen.
Drei Dinge, die uns bei Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt auffielen.

1. Ballgewinn, Kombination, Tor: BVB glänzt als brutale Umschalt-Bestie

Marco Rose hat wahrlich nicht die wünschenswerteste Vorbereitung mit seiner neuen Mannschaft absolvieren können. Etliche Verletzungen, EM-Teilnehmer, die nach ihrem Urlaub erst spät ins Training einstiegen sowie bisweilen schwache Testspiel-Auftritte gaben Anlass zur Beunruhigung.
Umso erstaunlicher war das, was die Fans im Dortmunder Tempel gleich am ersten Spieltag der neuen Saison bestaunen durften. Roses Philosophie war nicht bloß erkennbar, sie trug sogar schon Früchte.
Insbesondere das schnelle Umschaltspiel, das Rose seinerzeit in Salzburg und Mönchengladbach als Marschroute vorgab und das ihm sogar Lobeshymnen von ManCity-Übungsleiter Pep Guardiola einbrachte, scheinen die Borussen schnell verinnerlicht zu haben.
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Marco Rose mit seinem Stürmer-Star Erling Haaland

Fotocredit: Getty Images

Zugegeben, hohes Pressing und das Herausarbeiten verheißungsvoller Kontersituationen sind für die Dortmunder Protagonisten kein komplettes Neuland, dennoch stachen am Samstagabend einige erfolgbringende Situationen ins Auge.
Beispielhaft sind diesbezüglich die Einleitungen der ersten beiden Treffer. In der eigenen Hälfte wurde jeweils der Ball erobert, sofort richtete sich der Blick des BVB-Konstruktes gen gegnerisches Tor, punktgenaue Pässe folgten, Haaland, der Tempo aufnahm, die Übersicht für seine Mitspieler, namentlich Reus (23.) und Thorgan Hazard (32.) behielt und diese perfekt in Szene setzte.
"Besser kann man ihn nicht vorlegen, das war super. Ich muss ihn quasi nur noch reinschieben", resümierte Kapitän Reus im Nachgang am "Sky"-Mikrofon mit Blick auf sein 100. Bundesliga-Tor im Dortmunder Dress.
Grundsätzlich schienen die Kontrahenten vom Main gänzlich überfordert mit der Vorgehensweise der Hausherren zu sein, regelmäßig verteidigten die Adlerträger luftig und bekamen bei den dynamisch vorgetragenen Gegenstößen nicht ausreichend Spieler hinter den Ball. "Wir haben die Dortmunder immer wieder eingeladen, uns auszukontern. Die haben das ausgenutzt", stellte Defensivmann Stefan Ilsanker nach der Partie bei "Sky" fest.
Gewiss - derlei taktische Ausrichtungen können aus BVB-Sicht nur dann funktionieren, wenn der Gegner den Anspruch hat, selbst weitestgehend aktiv am Spiel teilzunehmen. Gegen tiefstehende Mannschaften ist Rose gezwungen, alternative Pläne auszuarbeiten, um sein Spiel so wenig dechiffrierbar wie möglich zu gestalten. Die Geschehnisse des Samstagabends haben also vorerst gezeigt: Gibt man den Westfalen zu viel Raum, sind sie imstande, sich in nur wenigen Augenblicken in eine gnadenlose Umschalt-Bestie zu verwandeln.

2. Vorlagen und Tore: Erling Haaland bewegt sich nah an der Perfektion

Apropos Bestie: Ebenjenen Beinamen bekam Haaland im März dieses Jahres von der Sportzeitung "AS" verliehen, nachdem er im Champions-League-Achtelfinale den FC Sevilla mit kumuliert vier Toren ausgeschaltet hatte. Hinsichtlich des jüngsten Haaland-Auftritts dürften aber selbst der für ihre kreativen Sprachbilder bekannten spanischen Presse die Superlative ausgehen.
Erstmals seit seiner Ankunft im Januar 2020 gelang dem jungen Norweger, der bekanntlich während seiner Zeit im Ruhrgebiet schon einige Novi vollbrachte, das Kunstwerk, nicht nur einen Tor-Doppelpack, sondern darüber hinaus zwei Vorlagen beizusteuern. Zwei Assists, wenn man es penibel hält.
Denn - großzügig ausgelegt - hatte Haaland eigentlich auch das zwischenzeitliche 4:1 durch Giovanni Reyna (58.) aufgelegt, allerdings sprachen die Statistiker dem 21-Jährigen die Vorarbeit nicht zu, weil ein Frankfurter Bein die Richtung des Balles nach Haalands Abgabe minimal verändert hatte. Eine Marginalie, die die Leistung des ehemaligen Salzburgers freilich mitnichten schmälert.
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Erling Haaland von Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Dass Haaland sich anschickt, in die absolute Weltspitze aufzusteigen, war längst absehbar. In den vergangenen Monaten hat der Youngster, der mittlerweile auf den nahezu utopischen Wert von 62 Pflichtspieltoren in 61 Partien kommt, noch einmal weiterentwickelt. Haaland hat es schon in jungen Jahren geschafft, sich zu einem kompletten Angreifer zu mausern, der nicht bloß stumpf das veredelt, was seine Kollegen ihm servieren, sondern enorm fleißig mitarbeitet und seinen Körper bestmöglich einzusetzen weiß.
Haaland, der neben dem Platz mit extravaganten Outfits für Aufsehen sorgt und gerne in den Huldigungen der Menge badet (wie nach seiner Gala gegen Frankfurt zu sehen), verfällt im Spiel nicht in Selbstsüchtigkeit. "Erling hat sich herausragend entwickelt. Der Weg, den er gegangen ist, ist außergewöhnlich", lobte Trainer Rose im Gespräch mit Sky. Haaland sei ein "unglaublicher Teamspieler".
Dementsprechend ist für "Sky"-Experte und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus der künftige Erfolg der Dortmunder eng mit dem Skandinavier verknüpft: "Er bringt dieses Siegergen mit, dass Dortmund einige Jahre vermisst hat. Und deswegen ist der BVB ein ganz großer Konkurrent für Bayern München und RB Leipzig um die Meisterschaft", sagte der ehemalige Weltfußballer.

3. Pokal-Blamage und Liga-Klatsche: Frankfurt setzt Saisonstart in den Sand

Die Frankfurter Eintracht, die in der vergangenen Spielzeit unter Coach Adi Hütter mit teils fulminantem Fußball zu gefallen wusste und bis zuletzt um die Qualifikation um die Königsklasse mitmischte, wurde im Sommer nicht nur um ihren Erfolgstrainer erleichtert, auch Sportvorstand Fredi Bobic sowie Torgarant André Silva kehrten "Mainhattan" den Rücken.
Ein aus personeller Sicht recht kleiner Umbruch, der jedoch ganz offensichtlich einen extremen Effekt auf die Mannschaft nahm. Oliver Glasner, der aus Wolfsburg nach Frankfurt kam, scheint noch mit den neuen Strukturen zu fremdeln, von der hochgelobten Offensivkraft ist bislang nicht viel zu sehen.
Am vergangenen Wochenende schied der Traditionsklub gleichermaßen sang- und klanglos wie verdientermaßen gegen den drittklassigen SV Waldhof Mannheim aus dem DFB-Pokal aus (0:2). Vorne harmlos, hinten unorganisiert präsentierte sich Frankfurt, ließ sämtliche Qualitäten aus der Vorsaison vermissen.
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Bei Eintracht Frankfurt läuft zu Saisonbeginn noch nicht viel zusammen

Fotocredit: Getty Images

Beim Ligaauftakt in Dortmund sollte demonstriert werden, dass das blamable Abschneiden im Pokal lediglich eine traurige Momentaufnahme war, schließlich weiß ja jeder um die eigenen Gesetze, die der Wettbewerb hat. Doch die Wiedergutmachung misslang restlos. Glasners Truppe fand in der ersten Halbzeit überhaupt nicht in die Partie, das glückliche 1:1 entsprang einem kuriosen Eigentor. Frankfurt ließ Dortmund gewähren und lud die Gastgeber mit individuellen Fehlern ein.
"Wir müssen anerkennen, dass wir in dieser Verfassung keine Chance hatten. Wir haben uns drei Tore selbst eingeschenkt mit Ballverlusten", schimpfte Glasner bei "Sky", Sportdirektor Markus Krösche fand noch deutlichere Worte: "Wir sind nicht konsequent genug, wir wollen den Zweikampf nicht gewinnen und lassen den Gegner gewähren. Wir sind überhaupt nicht zufrieden mit dem Saisonstart." Er schob nach: "Aber wir werden die Ruhe bewahren und an den Dingen arbeiten, weil wir wissen, woran es zu arbeiten gilt."
Die Fehlerbehebung sollte möglichst schnell vonstattengehen, sonst blüht der Überraschungsmannschaft der Vorsaison ein böses Erwachen.
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BVB-Rückkehrer Witsel offensiv: "Haben die Spieler für den Meistertitel"

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