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Gerd Müller - Der "Bomber der Nation" ist tot: "Die Welt des FC Bayern steht still"

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VonEurosport

Update 16/08/2021 um 08:54 GMT+2 Uhr

Gerd Müller, der "Bomber der Nation", ist tot. Diese Nachricht sorgte am Sonntag nicht nur im deutschen Fußball für große Trauer. Mit 365 Bundesliga-Toren für den FC Bayern und 68 Länderspiel-Toren in 62 Partien gilt Müller bis heute als der beste Stürmer, den Deutschland jemals gesehen hat. Der Rekordmeister schrieb zum Tod des Vereins-Idols: "Die Welt des FC Bayern steht still".

Gerd Müller

Fotocredit: Getty Images

Hintern raus, kurze Drehung, Schuss - dann machte es bumm! Gerd Müller galt als bester Stürmer, den Deutschland je hatte. "Ohne die Tore vom Gerd wären wir noch immer in unserer alten Holzhütte an der Säbener Straße", würdigte Kaiser Franz Beckenbauer einst die großen Verdienste seines Weggefährten um Bayern München.
Deutschland wäre 1974 ohne Müllers unnachahmliches 2:1-Siegtor gegen die Niederlande wohl auch nicht Weltmeister geworden. Doch die Jubelbilder sind Vergangenheit. Der Bomber der Nation ist am Sonntag in einem Pflegeheim südlich von München im Alter von 75 Jahren gestorben.
"Die Welt des FC Bayern steht still", schrieb der Rekordmeister. "Auch wenn man schon seit Langem die Nachricht befürchten musste: Sie trifft mich wie ein Schock", sagte Beckenbauer der Bild: "Er war so ein feiner Kerl und viel feinsinniger, als viele dachten. Gerd und ich – wir waren wie Brüder."
"Es ist ein trauriger, schwarzer Tag für den FC Bayern. Gerd Müller war der größte Stürmer, den es je gegeben hat – und ein feiner Mensch, eine Persönlichkeit des Weltfußballs", sagte Präsident Herbert Hainer tief betroffen.
Vorstandschef Oliver Kahn bezeichnete "kleines dickes Müller", wie ihn der frühere Bayern-Coach Tschik Cajkovski einst liebevoll nannte, als "eine der größten Legenden in der Geschichte des FC Bayern".

Pelé würdigt Gerd Müller: "Er ist ein Idol für jeden, der den Fußball liebt"

Sein Vorgänger Karl-Heinz Rummenigge, früher selbst noch an Müllers Seite aktiv, würdigte den Rekordtorjäger als "ein Genie, das mit Herz und Köpfchen spielte. Gerd Müller war ein Großer, weil er nie groß sein wollte. Sollte es im Himmel eine Fußballmannschaft geben - jetzt ist sie um einen Giganten reicher."
Auch Brasiliens Ikone Pelé trauerte bewegt um seinen früheren Gegenspieler. "Wenn ein so strahlender Star wie Gerd dich verlässt, ist es nicht möglich, sein Herz nicht schwer werden zu fühlen. Er ist ein Idol für jeden, der den Fußball liebt. Müller war der Anführer, der den deutschen Fußball auf eine neue Stufe gehoben hat, und ein großer Mensch", teilte der dreimalige Weltmeister mit.
Vor gut sechs Jahren hatten die Bayern öffentlich gemacht, was nur ein kleiner Kreis von Eingeweihten wusste: Gerd Müller, der ewige Torjäger, war an Alzheimer erkrankt und lebte in einem Pflegeheim. Dort kämpfte er gegen das Vergessen. Bis Sonntagmorgen.
Schon vor Wochen hatte seine Ehefrau Uschi in der "Sport Bild" erzählt, dass ihr geliebter Gerd, den sie als "einen der letzten Gutmenschen" bezeichnete, sich in einer "traurigen Lage" befinde. "Er schläft langsam hinüber." Sie hoffe nur, ergänzte sie, "dass er nicht nachdenken kann über sein Schicksal, über eine Krankheit, die dem Menschen die letzte Würde raubt".

Gerd Müller war der große Trubel meist eher unangenehm

Müller war immer der Stille, der schüchterne und bescheidene Star gewesen, der auf all den Trubel um seine Person verdruckst reagierte.
Als ihn der FC Barcelona in den 1970er-Jahren mit dem astronomischen Jahresgehalt von 600.000 Mark köderte, lehnte er verständnislos ab. "I mog ned, i kann doch ned mehr als ein Schnitzel am Tag essen", sagte er.
Und das Geheimnis seiner vielen Tore war für den Welt- und Europameister selbst eines. "I hau' halt immerzu aufs Tor", sagte er, "wenn ich drei Sekunden zum Überlegen hätte, wär's vorbei." Er sei, meinte Uschi Müller, "ein Artist" gewesen: "Wie ein Gummiball."
Während Beckenbauer oder Uli Hoeneß nach der Karriere im Rampenlicht blieben, scheute Müller die Öffentlichkeit. Der gelernte Weber war kein Charismatiker, er hatte Probleme mit dem Leben außerhalb des Fußballs. In den 1980er-Jahren verfiel er dem Alkohol, auch finanziell und privat soll er damals in Not geraten sein.

Gerd Müller prägte beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft eine Ära

Seine Spezln - Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß - fingen ihn auf, gaben ihm eine Aufgabe als Co-Trainer und wieder Halt. "Ohne die Hilfe meiner Freunde hätte ich es wohl nicht geschafft", sagte Müller einmal. Bis zuletzt standen die Bayern ihrem "Gerdchen" (Dettmar Cramer) zur Seite.
Müller war einmalig, unerreicht. Er prägte eine Ära. In 62 Länderspielen erzielte er 68 Tore, bevor er nach dem WM-Triumph 1974 verärgert über den DFB viel zu früh aus der Nationalmannschaft zurücktrat.
In der Bundesliga müllerte er weiter: 365 Tore gelangen ihm, allein 40 in der Saison 1971/72 - diesen "ewigen" Bestwert knackte im Sommer erst Robert Lewandowski mit 41 Toren. Doch auch der aktuelle Torjäger wehrte sich stets gegen Vergleiche mit dem "Bomber". Gerd Müller, sagte Lewandowski, werde "immer unerreicht bleiben. Ein Idol".
(SID)
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