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Drei Dinge, die bei BVB gegen RB Leipzig auffielen: Schlotterbeck vom WM-Verlierer zum Abwehrboss

Pascal Steinmann

Update 04/03/2023 um 09:07 GMT+1 Uhr

Borussia Dortmund hat das Topspiel gegen RB Leipzig 2:1 (2:0) gewonnen. Schwarz-Gelb überzeugte im ausverkauften Signal Iduna Park nicht nur mit gnadenloser Effizienz, sondern einmal mehr auch mit einer tadellosen kämpferischen Leistung. Stellvertretend für "den neuen BVB" steht in Nico Schlotterbeck ein WM-Verlierer, der langsam zum Abwehrboss avanciert. Drei Dinge, die im Spitzenspiel auffielen.

"Stolz auf meine Mannschaft": Terzic zufrieden nach Sieg gegen Leipzig

Es war eine Szene mit Symbolcharakter: Nico Schlotterbeck kniete auf der Torlinie, ballte die Fäuste und schrie seine Freude in den Dortmunder Nachthimmel. Im letzten Moment hatte der BVB-Innenverteidiger einen Kracher von Timo Werner mit der Schulter auf der Linie für seinen geschlagenen Keeper geklärt.
Die Fassungslosigkeit war dem Leipziger Angreifer in der vierten Minute der Nachspielzeit ins Gesicht geschrieben.
Schlotterbeck sicherte den Schwarz-Gelben mit seiner Rettungstat kurz vor Schluss das 2:1 (2:0) im Spitzenspiel gegen die Roten Bullen und damit den zehnten Pflichtspielsieg in Serie. Zumindest über Nacht übernimmt die Mannschaft von Edin Terzic damit erneut die Tabellenführung.
Mit dem achten Bundesligasieg in Folge egalisierte der BVB-Coach den vereinsinternen Rekord, den er selbst 2021 aufgestellt hatte. Auch, weil ein kurzfristiger Ausfall wenige Minuten vor dem Anpfiff kaum ins Gewicht fiel.
Drei Dinge, die beim BVB gegen RB Leipzig auffielen.

1. Neuer BVB schaltet in den Meistermodus

Trotz neun Pflichtspielsiegen in Serie standen die Vorzeichen für den BVB schlecht: Die Mannschaft von Edin Terzic hatte die zurückliegenden drei Duelle mit Leipzig allesamt verloren. Im Hinspiel in der Red Bull Arena kassierten die Schwarz-Gelben im September eine 0:3 (0:2)-Abreibung.
Doch die Borussia, die am Freitagabend im Signal Iduna Park auflief, hat mit der Borussia des vergangenen Jahres - ja gar der vergangenen Jahre – nichts, aber rein gar nichts mehr gemein. Lange wurde dem BVB mangelnde Bereitschaft, Kaltschnäuzigkeit oder fehlende Mentalität vorgeworfen. 2023 ist davon nichts mehr zu spüren.
"In der ersten Halbzeit haben sie mich aufgrund ihrer Effizienz und ihrer Einstellung beeindruckt", musste Sami Khedira bei "DAZN" anerkennen. Dabei hatten die Gäste die Anfangsphase unter Flutlicht dominiert und kamen durch Christopher Nkunku zu zwei brandgefährlichen Torchancen.
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Nach Sieg im Topspiel: Terzic adelt Leader Can

Doch dann schlug der BVB eiskalt zu: Mit dem ersten Schuss auf den Kasten von Janis Blaswich erzielte Marco Reus (21.) vom Punkt die Führung. 18 Minuten später erhöhte Emre Can nach einem Standard aus der Distanz zum 2:0 – mit dem erst zweiten Abschluss auf das Tor.
"Wir haben gut begonnen, aber Dortmund war sehr effizient", analysierte Rückkehrer Marco Rose, der nach dem Seitenwechsel sah, wie seine Truppe die Gastgeber regelrecht in der eigenen Hälfte einschnürte.
"Wir haben den Ball kaum gehalten", kritisierte Torschütze Reus die eigene Vorstellung nach der Pause. In der Tat: 73 Prozent Ballbesitz verzeichnete der Pokalsieger aus dem Osten im zweiten Durchgang gegen weitgehend passive Westfalen. Khedira erkannte einen Rückfall in "das alte Dortmund".
Doch inzwischen – so bereits im Champions-League-Hinspiel gegen den FC Chelsea (1:0) unter Beweis gestellt – kann der BVB auch Abwehrschlacht. Das Bollwerk hielt, zumindest bis zur 74. Minute. "In der zweiten Halbzeit haben wir leidenschaftlich verteidigt. Es war nicht einfach, gegen uns ein Tor zu erzielen, auch wenn Leipzig sehr dominant gespielt hat", lobte Trainer Terzic die Defensivarbeit.
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Marco Reus erzielte seinen 159. Treffer

Fotocredit: Getty Images

Am Ende rettete die Borussia die drei Punkte (wie gegen die Blues in der Königsklasse und die TSG Hoffenheim am zurückliegenden Samstag) trotz 8:17 Torschüssen über die Zeit. "Wie letzte Woche tun wir uns sehr schwer und müssen bis zum Ende zittern", gab Reus zu bedenken und betonte, man könne mit der Art und Weise nicht zufrieden sein.
Doch beim BVB – so der Kapitän – zählt inzwischen ein anderes Credo: "Am Ende gewinne ich lieber, anstatt gut zu spielen und zu verlieren."
Meisterwürdig.

2. Meyer erst kalt erwischt, dann heißgelaufen

Wenige Minuten vor dem Anpfiff ereilte die Borussia eine vermeintliche Hiobsbotschaft. Gregor Kobel, den Emre Can zuletzt mit dem Prädikat "Weltklasse" huldigte, musste kurzfristig aufgrund muskulärer Probleme passen.
"Es war ziemlich turbulent", gestand Kobel-Ersatz Alexander Meyer nach seinem überraschenden Einsatz: "Das war für mich ein Sprung ins kalte Wasser." Doch dass er im Zweifel auch im Eisbad schwimmen kann, stellte der 31-Jährige gegen RB erneut unter Beweis.
Als die Mannschaft von Rose in der zweiten Halbzeit den Druck erhöhte, lief Meyer heiß und war ein ums andere Mal zur Stelle. Erst spielte er nach einem Fehler von Schlotterbeck aufmerksam mit und klärte den Ball 40 Meter vor dem eigenen Tor vor dem heranstürmenden Nkunku in höchster Not (69.). Nur eine Minute später parierte der Schleswig-Holsteiner im Eins-gegen-eins gegen André Silva.
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Mats Hummels feiert Alexander Meyer nach dem Spiel

Fotocredit: Getty Images

"Er macht es richtig gut und hat uns heute bei ein paar Szenen wirklich geholfen", lobte Terzic. Insgesamt vier Torschüsse wehrte Meyer ab, in der fünften Minute der Nachspielzeit rettete er gegen einen Kracher von Forsberg ein letztes Mal bärenstark. Der schwedische Angreifer warf sich ungläubig zu Boden, riss die Arme entsetzt über den Kopf.
Doch auch im eigenen Aufbauspiel strahlte Meyer eine beeindruckende Souveränität aus. "Er ist sehr laut und ruhig am Ball", sagte der Coach über seine Nummer zwei, die gegen Leipzig starke 70 Prozent ihrer Pässe zum Mitspieler brachte.
Der BVB-Keeper dagegen spielte seine Leistung am Freitagabend bescheiden herunter. "Es ist meine Aufgabe, ich muss da sein, wenn ich gebraucht werde. Ich habe es genossen, wieder zu spielen", sagte Meyer bei "DAZN".
Wohl dem, der neben einer "weltklasse" Nummer eins auch die beste Nummer zwei der Bundesliga in den eigenen Reihen hat.

3. Schlotterbeck wird zum Boss

Wie ein geprügelter Hund flog Nico Schlotterbeck nach der WM 2022 nach Deutschland zurück. Nach seinem Fehler im Auftaktspiel gegen Japan (1:2) wurde der Innenverteidiger erst scharf kritisiert, dann auf die Bank degradiert.
Doch der 23-Jährige knabbert nicht am WM-Tiefschlag aus Katar. Im Gegenteil: Schlotterbeck steht wie Julian Brandt oder Emre Can stellvertretend für den Dortmunder Aufschwung. Auch am Freitagabend im Topspiel lieferte der 1,91-Meter-Hüne eine bärenstarke Vorstellung und dirigierte das Abwehrbollwerk in Schwarz-Gelb.
"Wir kommen gerade über die Defensive richtig gut rein, kommen erstmal über das Kämpferische", lobte Torhüter Meyer, der seine Vorderleute heraushob: "Wir haben sehr leidenschaftlich verteidigt." Allen voran: Nico Schlotterbeck. 71 Prozent seiner Duelle gewann der Waiblinger, brachte zudem die meisten Pässe (41) zum Mitspieler und beeindruckte mit einer Passquote von 89 Prozent.
Schon nach drei Minuten rettete er mit einer überragenden Grätsche in höchster Not vor Christopher Nkunku und verhinderte den frühen Rückstand.
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Nico Schlotterbeck rettete gegen Christopher Nkunku

Fotocredit: Getty Images

Als Meyer nach 94 Minuten schon geschlagen war, sicherte der Abwehrchef mit seiner Schulterparade den Heimsieg und feierte sich anschließend selbst – und das vollkommen zurecht.
Die Weltmeisterschaft scheint vergessen: Der Nationalspieler ist auf dem besten Weg zum emotionalen Abwehrboss.
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