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FC Bayern - Gute-Laune-Mann vs. Chef-Nörgler: Welche Maßnahmen Julian Nagelsmann nun ergreifen muss

Dennis Melzer

Update 29/09/2022 um 16:47 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern hofft nach vier sieglosen Bundesligaspielen in Serie gegen Bayer Leverkusen auf die Wende. Die Gründe für die aktuelle Krise des deutschen Rekordmeisters sind mannigfaltig, Trainer Julian Nagelsmann sparte zuletzt nicht mit Kritik an seinen Stars. Der Umgang mit der sportlichen Talfahrt kam offenbar im Team nicht allzu gut an – Nagelsmann muss besonders eine Maßnahme ergreifen.

Nagelsmann trotzt der Krise: "Habe nicht an Rücktritt gedacht"

Pressekonferenzen mit Julian Nagelsmann sind in der Regel unterhaltsam, der Trainer des FC Bayern nimmt normalerweise kein Blatt vor dem Mund, sorgt bisweilen mit seinen Aussagen für Lacher bei den anwesenden Journalisten. Ein gleichermaßen unkonventionelles wie erfrischendes Auftreten eines jungen, meinungsstarken Übungsleiters.
Zuletzt präsentierte sich der Gute-Laune-Mann anders, Nagelsmann war nach dem 0:1 der Bayern beim FC Augsburg merklich gereizt und ließ seine nachvollziehbare Miesepetrigkeit an den Reportern in der WWK-Arena aus.
"Nichts Gutes", antwortete er kurz und knapp auf die Frage, was der jüngste Abwärtstrend denn zu bedeuten habe. "Vieles" müsse sich ändern, letztlich sei doch ohnehin "egal", was er mit Blick auf die zuletzt stockende Tormaschine sage.
Er werde sich "Gedanken machen, wie es weitergeht." Kritik äußerte er – wie so häufig in den vergangenen Wochen – an seinen Spielern, Nagelsmann trauerte den vergebenen Chancen hinterher. Einen Tag vor der Partie gegen Leverkusen gab er Einblicke, wie das Gedankenmachen sich konkret äußerte. "Dass die letzten zwei Wochen mich total kalt lassen, wäre gelogen", sagte er auf der Pressekonferenz.

Nagelsmann: "Weiß, dass ich nicht für alles verantwortlich bin"

Nagelsmann, der sich eigenen Angaben zufolge externe Meinungen von Weggefährten eingeholt und sämtliche Spiele noch einmal analysiert hatte, weiter: "Ich spüre die Verantwortung für die Situation, aber ich weiß auch, dass ich nicht für alles verantwortlich bin." Man müsse nicht alles umkrempeln, Rücktrittsgedanken habe er sich keine gemacht.
Dass er zumeist seine Schützlinge anstelle sich selbst in den Fokus rückte, stieß unlängst einigen bitter auf. Im Anschluss an das 2:2 gegen den VfB Stuttgart eine Woche zuvor, soll Nagelsmann sein Team laut "Bild" als Hühnerhaufen tituliert haben.
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Nagelsmann kontert Kritiker: "Kimmich hat vollstes Vertrauen"

Bayern-Stars über "Hühnerhaufen"-Aussage verärgert

Wie das Blatt erfahren haben will, sollen derlei Bezeichnungen bei den FCB-Profis auf wenig Gegenliebe gestoßen sein, vielmehr seien insbesondere die Führungsspieler verärgert über die nicht existente Selbstkritik und die oberlehrerhafte Art ihres Coaches, der im Duell mit den Schwaben in seiner Startelf gleich sechs Änderungen vorgenommen hatte.
Die Spieler geben Nagelsmann offensichtlich zumindest eine Teilschuld an der Ergebnismisere in der Liga. Die Verantwortlichen um Sportvorstand Hasan Salihamidzic, Vorstandschef Oliver Kahn und Präsident Herbert Hainer stellten sich geschlossen hinter den 35-Jährigen.

Bayern-Bosse stärken Nagelsmann den Rücken

Es müsse "nicht immer wieder betont werden", dass Nagelsmann "die ganze Rückendeckung des FC Bayern" genieße, stellte Salihamidzic jüngst klar. Doch wie viel sind derlei Bekundungen wert, sollte es in der Kabine tatsächlich rumoren, namhafte Akteure mit dem Gebaren ihres nöhlenden Trainers hadern?
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Julian Nagelsmann

Fotocredit: Getty Images

Dass es schwierig wird, sobald die arrivierten Kräfte ihrem Trainer und dessen Ideen nicht mehr bedingungslos folgen, wissen beispielsweise Niko Kovac oder Carlo Ancelotti nur allzu gut. Nagelsmann, seines Zeichen prominentestes Gesicht der "neuen" Trainergeneration, setzt sich akribisch, beinahe wissenschaftlich mit dem Fußball auseinander.
Ein Umstand, der die Gefahr birgt, dass das eigene Spiel verkompliziert wird. Freilich hat er von der Seitenlinie aus keinen Einfluss, wenn seine Schützlinge Chance um Chance liegenlassen, natürlich gehören unvorhersehbare Dinge wie Verletzungen oder individuelle Fehler dazu. Das ist Nagelsmann nicht anzulasten.

Nagelsmann muss selbstkritischer werden

Um die Gemüter zu beruhigen helfen selbstredend ausschließlich Siege, doch eine Maßnahme, die Nagelsmann grundsätzlich ergreifen könnte, wäre öffentlichkeitswirksam zu zeigen, dass er eben doch in der Lage ist, auch mit seinen eigenen Entscheidungen in puncto Taktik beziehunsgweise Aufstellung härter ins Gericht zu gehen.
Manchmal ist es eben dienlicher, das eigene Team in Watte zu hüllen, mediale Tadel im Zweifel selbst zu schlucken, abprallen zu lassen. Ein Kunststück, das Erfolgstrainer wie Ottmar Hitzfeld, Jupp Heynckes oder auch Hansi Flick hinsichtlich der Führung einer Mannschaft bei den Bayern geschafft haben: Sie haben der Presse und den Fans ein Wohlfühl-Ambiente glaubhaft verkauft, galten als Menschenfänger.
Die Bayern-Stars zurück in die Spur zu bringen, ist Nagelsmanns bislang größte Bewährungsprobe, seit er das Zepter im Sommer vergangenen Jahres übernommen hat. Ein Dreier gegen die Werkself (Freitag, 20:30 Uhr im Liveticker) dürfte erheblich zur Aufhellung der Stimmung beitragen. Nicht nur beim Gute-Laune-Mann, der zuletzt zum kurz angebundenen Chef-Nörgler geworden war.
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Nagelsmann kündigt an: "Haben noch einiges im Köcher"

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