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FC Bayern - neuer Sportdirektor Christoph Freund im Porträt: Wer ist der Salihamidzic-Nachfolger aus Salzburg?

Florian Bogner

Update 19/07/2023 um 14:31 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern München verpflichtet in Christoph Freund einen Sportdirektor, der in Deutschland bisher nur wenigen bekannt war. Der 46 Jahre alte Österreicher folgt auf Hasan Salihamidzic, bekommt vorerst aber keinen Vorstandsposten zugesprochen. Außerdem fängt Freund erst nach der aktuellen Transferperiode in München an - ein möglicherweise cleverer Schachzug. Wer ist der Mann?

Christoph Freund wird ab 1. September neuer Sportdirektor beim FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Um 15:15 Uhr ließ der FC Bayern München die Katze aus dem Sack. Per Pressemitteilung verkündete der deutsche Dauermeister, dass er einen Nachfolger für Hasan Salihamidzic gefunden habe - Christoph Freund.
Christoph wer? Dachten sich wohl viele Fußball-Fans in Deutschland.
Der 46 Jahre alte Österreicher war bis zum Dienstag nur wenigen ein Begriff - ein bisschen zu Unrecht, wie man sagen muss. Seine Verdienste für Red Bull Salzburg in den vergangenen Jahren können sich jedenfalls sehen lassen.
Salzburg, dort begann auch das Fußballerleben des Christoph Freund, geboren am 2. Juli 1977. Von der U15 an durchlief er dort ab 1991 an die Jugendmannschaften des SV Austria, bekam die goldenen Jahre mit dem Finaleinzug im UEFA-Cup 1993/94 als Nachwuchsspieler mit, auch die erste Champions-League-Teilnahme ein Jahr drauf.

Christoph Freund übernahm Tischlerei

Den Sprung zu den Profis schaffte er jedoch nie. Mit dem Niedergang des SV Austria Salzburg knickte auch Freunds Spielerkarriere; als Erwachsener schaffte er es nicht über die österreichische zweite Liga hinaus. Freund spielte er für Kundl, Wattens, Untersiebenbrunn, Puch, Zell, Grödig und Leogang - nicht gerade große Namen im Fußball, nicht mal in Österreich. Schon mit 24 Jahren hatte er "aus privaten Gründen" seine Profi-Laufbahn beendet.
Wie heute bekannt ist: Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters übernahm Freund junior dessen Tischlerei in Leogang. "Da ist für mich von einem Tag auf den anderen eine Welt zusammengebrochen – aber es hat auch eine Entwicklung ihren Anfang genommen: Damals war ich gerade Fußballspieler in der zweiten Liga bei Untersiebenbrunn, ein 24-jähriger Bursche, der im Grunde genommen noch nicht voll im Leben stand. Und plötzlich hatte ich eine Firma mit 20 Leuten zu leiten", wurde Freund von "news.at" zitiert.
Schnell baute sich Freund jedoch als Fußball-Funktionär sein zweites Standbein auf. Als er die Schreinerei 2006 an einen Mitstreiter verkaufte, heuerte er wieder bei seinem Ex-Klub in Salzburg an, mittlerweile durch Red Bull gesundgestoßen. Während Giovanni Trapattoni und Lothar Matthäus an der Seitenlinie standen, startete der damals 29-Jährige als Teammanager seine zweite Fußball-Laufbahn.
"Viele haben damals, als ich kam, nicht verstanden, dass ich die Tischlerei-Firma meines Vaters aufgebe, aber ich bin meinem Herzen gefolgt und habe die Chance ergriffen, in dem Bereich zu arbeiten, der mir am liebsten ist", sagte er später.
Es zahlte sich aus. Sechs Jahre später folgte bei RB die Beförderung zum Sportkoordinator, gemeinsam mit Oliver Glasner. 2015 wurde er schließlich als Nachfolger von Ralf Rangnick, dem er zuvor als rechte Hand gedient hatte, zum Sportdirektor ernannt. "Wir wollen den Hochtalentierten, die es nicht nur auf dem Spielfeld gibt, die Chance geben, sich hier weiterzuentwickeln. Das ist eine bewusste Entscheidung", sagte der damalige Salzburger Geschäftsführer Jochen Sauer, der heute Nachwuchskoordinator bei - richtig - dem FC Bayern München ist.

FC Bayern: Freund hat ein Auge für den Nachwuchs

"Er hat im Hintergrund viele Dinge richtig gemacht", begründete Sauer damals gegenüber "Laola1.tv" die Entscheidung.
Das tat er weiterhin: Unter Freund verpflichtete Salzburg Spieler wie Mohamed Camara, Xaver Schlager, Patson Daka, Amadou Haidara, Brenden Aaronson, Benjamin Sesko, Dominik Szoboszlai, Karim Adeyemi und nicht zuletzt Erling Haaland und verkaufte sie später für deutlich mehr Geld weiter. Auch bei Sadio Mané gilt er als Entdecker.
Besonders mit jungen Talenten bewies Freund immer wieder sein Händchen. "Christoph pflegt als Sportdirektor einen engen Draht zum Nachwuchs", sagte RB-Trainer Matthias Jaissle erst kürzlich.
Bei Bayern hoffen sie nun auf Ähnliches. "Zu unseren erklärten strategischen Zielen gehört es, die Ausbildung am Campus zu stärken", sagte Präsident Herbert Hainer der "Süddeutschen Zeitung", "wir wollen mit Expertise im Nachwuchs- und Scouting-Bereich dem Transfermarktwahnsinn ein Stück weit entfliehen."

Freund bleibt Salzburg nahe

In Salzburg fand Freund aber auch stets beste Bedingungen vor; von der Brausemarke alimentiert, hatte der österreichische Dauermeister national auch stets die größte Strahlkraft und das größte Portemonnaie. Mit dem FC Liefering sogar noch einen eigenen Ausbildungsklub, dazu mit RB Leipzig einen großen Bruder in Deutschland.
"Neben der hohen sportlichen Kompetenz und seinem internationalen Netzwerk bringt er auch seine starke Persönlichkeit mit ein", sagte der österreichische Nationalcoach Rangnick dem "Münchner Merkur": "Menschlich ist er top und absolut integer. Man kann ihn und den FC Bayern zu diesem Schritt nur beglückwünschen."
Freunds Arbeit in Salzburg blieb bei den europäischen Top-Klubs auch nicht unbemerkt. 2022 soll er mit dem FC Chelsea verhandelt haben. Es gab Gerüchte um Eintracht Frankfurt, auch ein interner Wechsel nach Leipzig war im Gespräch. Freund wollte jedoch lieber in Salzburg bleiben. Auch, weil er seiner Heimat sehr verbunden ist.
Nach München sind es nun "nur" 140 Kilometer - das mag ebenfalls Ausschlag gegeben haben. "Mir ist es wichtig, dass ein Verein eine Identität hat, und dafür steht der FC Bayern ohne Frage", wird Freund in der Pressemitteilung der Münchner zitiert.

FC Bayern baut "Bremsen" ein

Dort hatte es zuletzt geheißen, dass man sich mit der Suche nach einem neuen Sportdirektor Zeit lassen wolle, möglicherweise sogar bis Weihnachten, so Aufsichtsrat Uli Hoeneß. Gemeinsam mit Karl-Heinz Rummenigge, den Bayern nach der Trennung von CEO Oliver Kahn und Sport-Vorstand Salihamidzic ebenfalls in den Aufsichtsrat berufen hatte, wollte Hoeneß so lange die sportlichen Geschicke in Zusammenarbeit mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen leiten.
Bei Bayern waren auch Max Eberl (RB Leipzig) und Markus Krösche (Eintracht Frankfurt) als Salihamidzic-Nachfolger im Gespräch. Nun sind sie aber in Salzburg fündig geworden. "Wir sind davon überzeugt, dass er der Richtige ist, um gemeinsam mit dem Trainerteam um Thomas Tuchel und dem Technischen Direktor Marco Neppe die Mannschaft künftig weiter zu stärken.", sagte Dreesen.
Zwei kleine "Bremsen" hat der FC Bayern jedoch eingebaut: Zum einen wird Freund Salihamidzic nicht als Sport-Vorstand beerben, der Österreicher wird erstmal "nur" Sportdirektor - der Verein behält sich eine Beförderungsstufe also noch in der Hinterhand.
Der 46-Jährige fängt in München auch erst nach Ende der aktuellen Transferperiode am 1. September 2023 an. Zum einen, damit er seine Geschäfte in Salzburg sauber übergeben kann. Zum anderen aber wohl auch, damit er bei Bayern nicht sofort im Rampenlicht stehen muss - die wichtigsten Transferthemen haben sich Hoeneß und Rummenigge ohnehin schon aufgeteilt.
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