Real Madrid unterliegt Schachtjor Donezk und bangt ums Achtelfinale

Real Madrid wollte am Dienstagabend den Einzug ins Achtelfinale perfekt machen und gleichzeitig Revanche für das 2:3 am ersten Gruppenspieltag gegen Donezk nehmen. Bemühen war den Madrilenen auch von Beginn an anzusehen. Engagiert und konzentriert erspielten sie sich bereits früh einige Torabschlüsse, darunter ein Pfostentreffer von Marco Asensio.

Vor allem Martin Odegaard und Rodrygo sorgten für schnelle und einfallsreiche Offensivmomente. Einen dieser Momente gab es dann aber auch auf der anderen Seite, als Nacho einen zu kurz geratenen Rückpass auf Raphaël Varane spielte und Junior Moraes fast durchgelaufen wäre.

Varane konnte sich nur mehr mit einem Foul helfen und bewahrte so sein Team wohl vor einem Rückstand. Als gefoulter Moraes noch am Platz mit Eisspray behandelt werden musste, bedankte sich indes Nacho bei seinem folglich gelbverwarnten Teamkollegen, der seinen Bock ausgemerzt hatte.

Für Moraes ging es anschließend nicht weiter, er wurde von Dentinho ersetzt. Das Tempo der Partie ging durch die Verletzungspause etwas verloren. Der ukrainische Meister ließ Real das Spiel bestimmen und lauerte auf Kontergelegenheiten. Bei den Madrilenen sah man zeitgleich einen bemühten Asensio, der kurz vor der Pause zweimal aus aussichtsreicher Position scheiterte. Mit einem 0:0 ging es dann die Kabinen.

Kurz vor der Pause hatte bei den ohnehin schon winterlichen Temperaturen in Kiew auch noch Schneeregen im Olympiastadion eingesetzt. Ein Umstand, der den Gastgebern nach Wiederanpfiff deutlich weniger auszumachen schien.

Donezk spielte nun deutlich offensiver als noch in der ersten Hälfte und belohnte sich nach einem gut antizipierten Konter sogar mit der Führung. Der Angriff der Ukrainer schien eigentlich schon festgefahren, da schnappte sich Viktor Kovalenko den Ball, spielt ihn aus halblinker Position in die Schnittstelle, wo Ferland Mendy beim Klärungsversuch diesen unfreiwillig für Dentinho auflegte. Der eingewechselte Angreifer hatte anschließend freie Bahn und traf herrlich ins rechte Eck (57.).

Madrid wirkte geschockt, hatte aber keine Antwort auf den Treffer parat. Der Spielverlauf und auch die Statistiken sprachen bis dato für Real, dennoch waren sie schlichtweg zu einfallslos und deren Angriffe zu ungenau. Eine Viertelstunde vor Schluss brachte Zidane unter anderem Vinicius Junior neu in die Partie, der das lethargische Spiel seiner Kollegen zumindest etwas beleben konnte.

Dennoch waren es wieder die Ukrainer, die der Schlussoffensive von Real einen Strich durch die Rechnung machten. Die Madrilenen standen allesamt in der Hälfte von Schachtjor, als Maycon mit einem schnellen Ball Manor Solomon auf die Reise schickte. Der Israeli konnte sich nahezu unbedrängt dem Strafraum annähern und traf mit einem präzisen Abschluss ins kurze Eck (82.) - das 2:0 für Donezk. Und das war alles andere als unverdient.

Mit einer straken Leistung im zweiten Durchgang besiegten sie Real nun zum zweiten Mal in der Gruppenphase und zogen damit auch in der Tabelle an den Madrilenen vorbei, während Real um das Weiterkommen zittern muss.

Zinédine Zidane (Trainer Real Madrid): "Ihre Treffer haben uns sehr weh getan, wir haben gut gespielt und hatten unsere Chancen. Wir hätten den ersten Treffer verdient. Der Ball wollte nicht rein, wir trafen den Pfosten, dann wurde es kompliziert. Ich denke, wir hätten mehr verdient. denn wir haben ein gutes Spiel gemacht."

Toni Kroos (Real Madrid): "In der ersten Halbzeit haben wir viele Bälle gewonnen, hoch gepresst und hatten viel Ballbesitz. Gegen Inter haben wir früh getroffen, heute war es trotzdem ähnlich. Vielleicht ein bisschen schlechter, aber wir haben eine gute erste Hälfte gespielt. Mit einem 0:1 fällt es einem natürlich schwerer, nach dem 0:2 fehlte uns ein bisschen der Glauben, das noch umdrehen zu können. Wir haben es 90 Minuten probiert und es ist schwer, mit einem 0:2 nach Hause zu fahren."

Obwohl die Königlichen 0:2 verloren, zeigten sie keineswegs eine schlechte Leistung. Trotzdem muss man sich hinterfragen, wie es dazu kommen konnte, Spiel für Spiel so viel in eine Partie zu investieren, ohne dabei etwas Zählbares mitzunehmen.

Wie fast in jedem vergangenen Spiel der Madrilenen, so auch heute, ist es Schema X: Über die Außenbahnen anlaufen, eine halbhohe Flanke in das Zentrum bringen und auf einen Abnehmer hoffen. Das haben viele Teams mittlerweile durchschaut und ihr Abwehrverhalten dem angepasst. Dass zudem der wichtigste Kopfballspieler bei den Madrilenen, Sergio Ramos, fehlt, erhöht nicht gerade die Erfolgsquote jener Taktik.

Eden Hazard und Real Madrid - jene durchaus klangvolle Kombination will noch nicht recht funktionieren. Als er im vergangenen Ligaspiel gegen Alaves (1:2) bereits in der 27. Minute ausgewechselt werden musste, ahnten viele bereits Schlimmes. Die genaue Diagnose ließ nicht lange auf sich warten: Oberschenkelverletzung und drei bis vier Wochen Pause. Erneut. Dabei hätte ein fitter Hazard Reals Offensivspiel am Dienstagabend zweifelsfrei gutgetan.

Real Madrid hat in dieser Champions-League-Saison bereits neun Gegentore in fünf Gruppenspielen kassiert und damit mehr als jemals zuvor zu diesem Zeitpunkt in der Königsklasse.