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FC Bayern München gegen Salzburg in der Champions League: Gratwanderung zu Beginn der Crunchtime

Thomas Gaber

Update 08/03/2022 um 12:35 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München steht vor dem bislang wichtigsten Spiel der Saison. Am Dienstag kommt RB Salzburg zum Champions-League-Duell in die Allianz Arena. Die Münchner sind derzeit weit von ihrer Topform entfernt. Die Fehlerquote ist ungewöhnlich hoch und im Angriff hängt Robert Lewandowski in der Luft. Für Trainer Nagelsmann stellt sich eine entscheidende Frage: Wie viel Risiko können wir gehen?

In der Bredouille: Thomas Müller (l.) und Robert Lewandowski

Fotocredit: Getty Images

Das Malheur vom Samstag war schnell abgehakt. "Auf das Eigentor hätte ich gerne verzichtet. Aber ich konnte es einigermaßen gut verarbeiten", sagte Thomas Müller am Tag vor dem Rückspiel im Achtelfinale der Champions League gegen RB Salzburg (ab 21 Uhr im Liveticker).
In seinem 407. Bundesligaspiel für den FC Bayern traf Müller zum ersten Mal ins eigene Tor. Vieles an der Szene ähnelte an das legendäre Eigentor von Michael Ballack bei der SpVgg Unterhaching im Saisonfinale 1999/2000 - der Anfang vom Ende aller Leverkusener Meisterträume.
So weit ist es bei den Bayern noch nicht; der Vorsprung in der Liga auf Borussia Dortmund ist trotz des Remis gegen Bayer beträchtlich, auch wenn der BVB noch ein Spiel in der Hinterhand hat.
Das ist aber gleichzeitig so ein bisschen das Dilemma der Bayern - zumindest aus Sicht von Thomas Müller: "In der Bundesliga haben wir nicht so den Druck, weil die Verfolger einigermaßen weit weg sind." Diesen Druck benötige die Mannschaft aber, um ihre beste Leistung abzurufen.

Thomas Müller genießt den Druck in der Champions League

Daher lechzt Müller geradezu nach der Königsklasse. "Diese Wochen Bundesliga-Bundesliga-Bundesliga sind wir nicht gewohnt. Von September bis Dezember geht es immer im Samstag/Mittwoch-Rhythmus. Das sind wir gewohnt, das wollen wir. Wir haben jetzt wieder den Druck und das genieße ich", sagte er.
Die Vorfreude auf das Salzburg-Spiel sei deshalb so groß, weil "wir für jeden sichtbar mal wieder etwas gewinnen können."
Im Umkehrschluss aber auch extrem viel verlieren. Ein Ausscheiden im Achtelfinale würde die Saison nachhaltig beschädigen, auch wenn am Ende der zehnte Meistertitel in Folge stehen sollte.
"Wenn es nicht positiv ausgeht, ist es keine besondere Saison", sagt auch Julian Nagelsmann. "Aber ich bin kein Schwarzmaler und habe die berechtigte Hoffnung, dass wir weiterkommen."

Hohe Fehlerquote bringt Bayern immer wieder Probleme

Die zuletzt gezeigten Leistungen der Münchner lassen aber nicht unbedingt darauf schließen, dass Salzburg im Vorbeigehen aus dem Wettbewerb geworfen wird.
Der FC Bayern gewann nur zwei der letzten fünf Pflichtspiele, traf im Hinspiel in Salzburg erst sehr spät zum Ausgleich und muss sich im Nachhinein bei der Unfähigkeit der Leverkusener bedanken, mehrere glasklare Torchancen nicht genutzt zu haben.
"Wir werden am Dienstag nicht rausgehen und sagen: 'Wir hauen Salzburg weg, die können eh nix.' Wir müssen schon aufpassen, das 1:1 aus dem Hinspiel ist kein Traumergebnis", sagte Müller.
Zwei Dinge im Spiel des FC Bayen fielen zuletzt negativ auf: Die hohe Fehlerqoute in der Defensive und die geringe Anzahl an eigenen Torchancen. "Diese - im Tennis würde man sagen 'Unforced Errors' - bringen uns immer wieder Probleme", sagte Müller.
"Wir müssen ein besseres Gefühl dafür bekommen, in welchen Zonen wir Risiko gehen können und in welchen Zonen es auch mal der lange Ball oder sogar der Befreiungssschlag sein muss. Wir müssen uns nicht immer aus dem eigenen Strafraum freidribbeln. Ein Ball auf die Tribüne ist zur richtigen Zeit nichts verkehrtes." Müllers Fazit: "Wir müssen das Risikomanagement besser angehen."
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Bayern-Trainer Nagelsmann klärt auf: Das muss Upamecano besser machen

Spagat zwischen spielerischer Lösung und Bälle "vorknülzen"

Nagelsmann betonte, dass man es beim FC Bayern gewohnt sei "alles spielerisch lösen zu wollen. Das war schon mein Vorhaben in Hoffenheim und Leipzig. Bei Bayern gilt das noch mehr, denn hier sind einfach noch bessere Spieler", so der Coach.
Doch auch Nagelsmann hätte kein Problem damit, den Ball ab und zu auch mal "vorzuknülzen". Zumal auch hinter einem weiten Schlag eine Idee stehen kann. "Es gibt bei langen Bällen auch immer mal die Möglichkeit, hinter die Kette zu kommen", sagte Nagelsmann.
Das Abwägen zwischen dem Anspruch, stets spielerische Lösungen zu präsentieren, und der Notwendigkeit, auch zu unkonventionellen Mitteln zu greifen, stellt die momentane Gratwanderung des FC Bayern dar. Es stellt sich die Frage, wie viel Risiko die Mannschaft gehen kann, gerade in einem "Do-or-die-Spiel" gegen Salzburg, das in der Lage ist, Fehler sofort zu bestrafen.
Gegen Leverkusen wählte die Mannschaft das spielerische Element, selbst beim energischen Pressing der Gäste. Die Folge waren einige Ballverluste, wodurch Bayer zu seinen hochkarätigen Torchancen kam.

Leroy Sané vor Startelf-Comeback

Fest steht, dass das Risiko bei eigenem Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte erhöht werden muss. Torgarant Robert Lewandowski war in den letzten Spielen kein Faktor.
"Wir müssen unser Offensivspiel modifizieren und Lewy deutlich mehr einbinden", forderte Müller. Auch Nagelsmann hat erkannt, "dass Robert zu wenige Bälle bekommen hat".
Einer, der für neuen Schwung sorgen soll, ist Leroy Sané. Der 26-Jährige kam gegen Frankfurt und Leverkusen erst jeweils von der Bank.
"Ich habe mich noch nicht entschieden, wir brauchen Leroy in guter Verfassung. Er ist aber ein unfassbar guter Spieler, auf den ich ungern verzichte. Wenn er an die Grenze geht, ist er nicht zu verteidigen. Stand heute wird er spielen und sicher auch ein gutes Spiel machen", sagte Nagelsmann.
Ein gutes Spiel zu machen gilt für die gesamte Mannschaft. Es ist (endlich wieder) Crunchtime beim FC Bayern.
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