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Deutschland - Japan: Einzelkritik der Nationalmannschaft - Gündogan einziger WM-Lichtblick, Schlotterbeck desolat

Dennis Melzer

Update 23/11/2022 um 22:37 GMT+1 Uhr

Da werden Erinnerungen an die desolate WM 2018 wach: Die deutsche Nationalmannschaft kassiert zum Auftakt in Katar gegen Japan eine überraschende Niederlage - und steht schon jetzt unter Zugzwang. Im Duell mit den Asiaten glänzte lediglich Ilkay Gündogan, die meisten anderen Spieler lieferten mäßige Leistungen - und Nico Schlotterbeck war heillos überfordert. Das DFB-Team in der Einzelkritik.

Rüdiger ätzt: "Das 2:1 ist lachhaft"

Die deutsche Nationalmannschaft dominierte Japan über weite Strecken, ließ aber die nötige Effizienz vermissen.
Nach Ilkay Gündogans Führungstreffer (33.) vergab Hansi Flicks Mannschaft zahlreiche Großchancen und bekam später die Quittung für die mangelnde Kaltschnäuzigkeit. Die beiden Bundesliga-Profis Ritsu Doan (75.) und Takuma Asano (83.) drehten den Spielverlauf mit ihren Treffern auf den Kopf und bescherten Japan einen überraschenden 2:1-Erfolg.
Beim DFB-Teams brachte Ilkay Gündogans Auswechslung (67.) einen Bruch ins Spiel, im Mittelfeld fehlte nach seiner Herausnahme der Zugriff.
Die Defensivabteilung, die sich lange weitestgehend schadlos gehalten hatte, gab in den entscheidenden Minuten ein schwaches Bild ab - allen voran BVB-Profi Nico Schlotterbeck.
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"Nicht gut genug!" Gündogan bemängelt fehlende Coolness

Die deutsche Nationalmannschaft in der Einzelkritik

Manuel Neuer: Neuers 17. WM-Spiel verlief lange weitestgehend ruhig, ehe Asano plötzlich völlig frei vor dem DFB Kapitän auftauchte und Neuer dessen Abschluss glänzend parierte (73.). Wenige Minuten später musste Neuer erneut gegen Minamino eingreifen, konnte dessen Versuch aber nur noch vor die Füße von Torschütze Doan klären. Asanos Schuss zum 2:1 schlug wuchtig ein - allerdings im Torwarteck.
  • Note: 3
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Neuer bedient: "Total frustriert und verärgert"

Niklas Süle: Viele Experten hatten damit gerechnet, dass Süle neben Rüdiger im Abwehrzentrum verteidigen würde - Bundestrainer Hansi Flick hatte andere Pläne mit dem gebürtigen Frankfurter. Wie zuletzt bei seinem Klub Borussia Dortmund bekleidete Süle die Rechtsverteidigerposition. Ließ zunächst über seine Seite nichts zu, war während Japans Drangphase aber nicht mehr konzentriert genug - und sah sowohl beim ersten Gegentor als auch beim 1:2, als er das Abseits aufhob, nicht gut aus.
  • Note: 4,5
Antonio Rüdiger: Rüdiger stand Real Madrid jüngst aufgrund einer Verletzung nicht zur Verfügung, pünktlich zum ersten WM-Spiel war der Innenverteidiger allerdings wieder fit. Der ehemalige Chelsea-Star ließ keinerlei Zweifel daran, dass er der Abwehrchef im deutschen Team ist. Rüdiger verteidigte alles weg, was auf ihn zu kam - zumindest bis zur 75. Minute, als er vor dem 1:1 zu halbherzig gegen Minamino in den Zweikampf ging und den Japaner zum Abschluss kommen ließ.
  • Note: 3,5
Nico Schlotterbeck: Schlotterbeck war von Beginn an der Unsicherheitsfaktor in Deutschlands Hintermannschaft. In der 21. Minute verdribbelte sich der Dortmunder in der eigenen Hälfte, in der Folge mangelte es dem Youngster an Timing. Den schlimmsten Fehler lieferte er sich allerdings, als er Asano beim zweiten Gegentor erst entwischen und dann einfach gewähren ließ.
  • Note: 5,5
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Nico Schlotterbeck zog gegen Asano den Kürzeren

Fotocredit: Getty Images

David Raum: Der Leipziger feierte sein WM-Debüt und machte von Beginn an mächtig Dampf über die linke Seite. Raum, der deutlich offensiver agierte als sein Pendant auf rechts, holte etwas glücklich den Elfmeter zum 1:0 heraus und war versuchte sich mit zahlreichen Flanken, die meistens keinen Abnehmer fanden. Andererseits fehlte er immer wieder, wenn Japan schnell umschaltete.
  • Note: 4
Joshua Kimmich: Kimmich war gemeinsam mit Gündogan der Antreiber und Dominator im Mittelfeld. Zumindest bis zur 70. Minute, in der Japan sich dazu entschloss, mitzuspielen. Nach Gündogans Auswechslung nicht mehr so griffig - und häufig allein auf weiter Flur.
  • Note: 3,5
Ilkay Gündogan (bis 67.): Leistete sich nach acht Minuten einen fatalen Ballverlust, der aufgrund einer Abseitsstellung der Japaner glücklicherweise ungestraft blieb. Danach fing sich der City-Kapitän aber in beeindruckender Manier. Gündogan arbeitete effizient gegen den Ball und avancierte in der Offensive zum gefährlichsten Akteur. Traf per Elfmeter erstmals bei einem großen Turnier und hatte nach einer Stunde Pech, dass sein Abschluss den Pfosten küsste.
  • Note: 2
Serge Gnabry (bis 90.): Gnabry hing in den ersten Minuten auf der rechten Seite in der Luft, wurde aber mit fortlaufender Spieldauer immer aktiver. Im ersten WM-Spiel seiner Karriere (2018 hatte er aufgrund eines Muskelbündelrisses gefehlt, d. Red.) war er derjenige, der die meisten Torschüsse aufseiten des DFB-Teams abgab (5) und gemeinsam mit Musiala der kreativste Mann in der Offensive. Einziger Negativaspekt: Die fehlende Effizienz vor dem gegnerischen Kasten.
  • Note: 3
Thomas Müller (bis 67.): Müller bestritt sein erstes Spiel von Beginn an seit dem 12. Oktober (Champions-League-Gruppenspiel gegen Pilsen, d. Red.). Dem Bayern-Star, der sich frei im Raum bewegte, war die fehlende Spielpraxis über weite Strecken anzumerken. Der Routinier ackerte viel, war in der Offensive aber kein wirklicher Faktor. Müller brachte bis zu seiner Auswechslung in der 67. Minute keinen Torschuss zustande.
  • Note: 4
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Verdiente Niederlage: Müller äußert sich selbstkritisch

Jamal Musiala (bis 79.): Das Bayern-Juwel stand – wie erwartet – in der Startelf und machte einmal mehr deutlich, dass ihn auch die ganz große Bühne nicht aus der Ruhe bringt. Musiala ließ seine technische Klasse ein ums andere Mal durchblitzen, nahm es zwischenzeitlich gleich mit mehreren Gegenspielern auf. Kurz nach dem Seitenwechsel ließ er vier Japaner stehen, setzte den Ball aber über die Latte. Insgesamt ein ansprechendes, aber glückloses WM-Debüt.
  • Note: 3
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Jamal Musiala

Fotocredit: Getty Images

Kai Havertz (bis 79.): Flick setzte auf Havertz als einzige Spitze, besonders gut ging der Plan allerdings nicht auf. Der Chelsea-Star nahm wenig am Spiel teil und war auch im Strafraum kaum präsent. Jubelte kurz vor der Pause nur kurz, als er aus Abseitsposition eine Gnabry-Vorlage über die Linie drückte. Havertz' ernüchternde Bilanz bis zu seiner Auswechslung: Kein Torschuss.
  • Note: 5
Leon Goretzka (ab 67.): Goretzka durfte etwas überraschend nicht von Beginn an ran. Der Mittelfeldmann des FC Bayern ersetzte den starken Gündogan nach 67 Minuten, hatte aber keinen vergleichbaren Einfluss aufs Spiel nach vorne. Goretzka ging vor dem 1:1 nicht zwingend genug in den Zweikampf, in der Nachspielzeit hatte er Pech, dass sein Dropkick neben dem Pfosten landete.
  • Note: 4
Jonas Hofmann (ab 67.): Hofmann, normalerweise unter Flick gesetzt, kam diesmal nur von der Bank, hätte aber nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung beinahe jubeln dürfen. Nach sehenswertem Gnabry-Pass scheiterte der Gladbacher aber an Japans Schlussmann Shuichi Gonda.
  • Note: 4
Mario Götze (ab 79.): Götze kam für Musiala beim Stand von 1:1 mit der Aufgabe, den entscheidenden Punch zu setzen. Der Neu-Frankfurter blieb bei seiner Rückkehr nach fünf Jahren ohne große Aktionen.
  • Keine Note
Niclas Füllkrug (ab 79.): Flicks Ass im Ärmel, der einzige "echte" Neuner, kam rund zehn Minuten vor Schluss und musste mit ansehen, wie Asano auf der anderen Seite und nicht er den Siegtreffer erzielte. Füllkrug blieb weitestgehend blass.
  • Keine Note
Youssoufa Moukoko (ab 90.): Das Dortmunder Juwel konnte in der Nachspielzeit keine Akzente mehr setzen.
  • Keine Note
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Flick analysiert Niederlage: "Wut ist nicht angebracht"

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