WM 2022 - Drei Dinge, die bei Argentinien gegen Polen auffielen: Gaucho-Youngster stehlen Messi die Show

Argentinien holt sich nach dem Fehlstart in die WM 2022 gegen Saudi-Arabien (1:2) doch noch den Sieg in Gruppe C. Beim 2:0 gegen Polen zum Abschluss der Vorrunde stehlen die Youngster um Julián Álvarez dem großen Lionel Messi ein wenig die Show. Robert Lewandowski kommt dagegen gar nicht ins Spiel. Am Ende kann sich Polen bei Torwart Wojciech Szczesny bedanken. Drei Dinge, die auffielen.

Szczesny ganz bescheiden: "Bin eigentlich kein Elfmeterkiller"

Quelle: MagentaTV

Lionel Messi hält viele Rekorde, jetzt auch einen unrühmlichen: Vor ihm verschoss noch kein Spieler bei Weltmeisterschaften zwei Elfmeter in der normalen Spielzeit.
Bei Argentiniens 2:0 (0:0) gegen Polen in Gruppe C vergab der 35-Jährige in der ersten Halbzeit einen Strafstoß (39.), was den Gauchos am Ende nicht viel ausmachte - später trafen noch Alexis Mac Allister (46.) und Julián Álvarez (67.), das reichte zum Gruppensieg.
Dass Messi wie auch Robert Lewandowski auf der anderen Seite sich nach der Partie beide über das Achtelfinale freuen durften, lag am Ergebnis im Parallelspiel: Mexiko schlug Saudi-Arabien "nur" 2:1 und war damit ebenso raus wie die Green Falcons, die das Turnier mit dem 2:1-Sieg gegen Argentinien noch so formidabel begonnen hatten.
"Die Stärke dieser Mannschaft ist, dass jeder, der reinkommt, liefert", sagte Messi, "wir haben einen weiteren Schritt gemacht."
Drei Dinge, die uns im Stadion 974 auffielen.

1.) Szczesny hält sich in die WM-Elf

Wojciech Szczesny war in der jüngeren Turniergeschichte der polnischen Nationalmannschaft eher der Pechvogel: Bei der Heim-EM 2012 flog er beim 1:1 im ersten Gruppenspiel gegen Griechenland vom Platz, bei der EM 2016 verletzte er sich im ersten Spiel gegen Nordirland (1:0). Die WM in Russland zwei Jahre später lief auch nicht viel besser, nach zwei Niederlagen gegen den Senegal (1:2) und Kolumbien (0:3) war Polen schon raus.
So musste Szczesny 32 Jahre alt werden, bis er mal ein gutes Turnier erleben durfte. "Gut" ist fast noch untertrieben: Der Torhüter ist der Hauptgrund, warum sich Polen 2022 nach 36 Jahren mal wieder WM-Achtelfinalist nennen darf.
Nach vier parierten Torschüssen gegen Mexiko (0:0) und fünf samt gehaltenem Elfmeter gegen Saudi-Arabien (2:0) waren es gegen Argentinien derer neun - inklusiv eines Strafstoßes von Lionel Messi (39.). Szczesny ist damit der erste Torhüter, der binnen einer WM gleich zwei Elfmeter in der normalen Spielzeit abwehrte - und äußerte sich danach ganz bescheiden.
"Ich bin eigentlich kein Elfmeterkiller", sagte er im Interview mit "MagentaTV": "Da war auch ein bisschen Glück dabei. Ich habe die richtige Ecke ausgesucht und damit dem Team geholfen, das freut mich."
Messi (7) und Julián Álvarez (6) feuerten zusammen 13 Schüsse aufs polnische Tor, fanden aber meist ihren Meister im Keeper von Juventus. Dass er den Elfmeter gegen Messi selbst verursacht hatte, war dabei nur ein kleiner Schönheitsfehler - die Entscheidung von Schiedsrichter Danny Makkelie (Niederlande) war eher fragwürdig.
So gab es am Ende kein Vertun: Dass es bei Schlusspfiff "nur" 0:2 stand und Polen damit dank des um ein Tor besseren Torverhältnisses gegenüber Mexiko ins Achtelfinale kam, war Szczesnys Verdienst. "Ohne ihn fliegen wir heute nach Warschau", meinte auch Bundesliga-Torwart Rafal Giekiewicz (FC Augsburg) im "ZDF".
"Es war ein langer Abend für uns, Gott sei Dank ist alles gut gegangen", sagte Szczesny und wusste da bereits, dass es am Sonntag gegen Weltmeister Frankreich (16:00 Uhr im Liveticker) richtig heikel wird: "Frankreich ist großer Favorit, wir sind eher die Underdogs. Wir müssen kämpfen und mit Stolz alles für unser Land geben."
Einen Elfmeter will er dann nicht unbedingt schon wieder parieren müssen. "Ich habe zwei gehalten, das muss reichen. Wir sollten uns nicht darauf verlassen", sagte er. Hält er allerdings weiter so gut, ist er ein Kandidat für die Elf des Turniers.

2.) Argentiniens junge Wilde stehlen Messi die Show

Im Sommer zogen mit Enzo Fernández (21) und Julián Álvarez (22) zwei Jungs vom Club Atlético River Plate aus, um Europa zu erobern; Mittelfeldspieler Fernández heuerte bei Benfica in Lissabon an, Angreifer Álvarez bei Manchester City - mit bereits beachtlichem Erfolg.
Gegen Polen sorgten die beiden mit einer Traumkombination für das 2:0: Fernández veredelte seinen dynamischen Antritt mit einem genau getimten angelupften Pass zwischen zwei Polen durch auf seinen Teamkollegen, Álvarez verarbeitete den Ball stark und drosch ihn humorlos ins rechte obere Eck (67.) - damit war der Gruppensieg für Argentinien abgesichert.
Nimmt man das 1:0 (46.) noch mit dazu, bei dem die drei 24 Jahre alten Cristian Romero, Nahuel Molina und Alexis Mac Allister ihre Füße im Spiel hatten, gaben gleich fünf der sechs jüngsten Spieler in Argentiniens Kader gegen Polen ihre Duftmarke ab.
"Wir sind einfach drangeblieben", freute sich Brighton-Profi Mac Allister über die reife Spielweise der Argentinier. "Wir haben den Ball gut laufen lassen, hatten Ruhe im Passspiel. Wir haben ein großes Spiel abgeliefert."
"Die Fans geben uns hier ihre ganze Liebe", sagte Álvarez: "Es ist ein toller Moment für mich, für das ganze Land. Das freut mich natürlich sehr."
Gewissermaßen stahl Argentiniens junge Garde damit dem Altmeister Lionel Messi, der ja mit seinem Elfmeter an Szczesny gescheitert war (39.), die Show. Dem PSG-Star deshalb aber gleich eine schwache Leistung zu unterstellen, wäre komplett falsch.
Messi spielte sehr mannschaftsdienlich, gab die meisten Schüsse ab (7), legte für die meisten Torschüsse auf (5), hatte die meisten Ballaktionen im gegnerischen Strafraum (13), spielte nach Dreh-und Angelpunkt Rodrigo De Paul (52) die zweitmeisten Bälle ins Angriffsdrittel (48), zeigte die meisten erfolgreichen Dribblings (4) und führte die meisten Zweikämpfe auf dem Feld (14). "Er war heute grandios", urteilte der 2014er Weltmeister Per Mertesacker im "ZDF".
"Ich bin wütend, weil ich den Elfmeter verschossen habe, aber das Team war noch stärker nach meinem Fehler", sagte der 35-Jährige, der schon 2018 gegen Island einen Strafstoß vergeben hatte.
Messi blickte nach Abpfiff aber bereits nach vorne: "Jetzt beginnt eine neue Weltmeisterschaft und hoffentlich können wir das, was wir heute gemacht haben, weiter beibehalten." Als Nächstes geht es am Samstag gegen Australien (20:00 Uhr im Liveticker) - das sollte doch machbar sein.

3.) Lewandowski allein auf weiter Flur

Robert Lewandowski konnte einem phasenweise schon ein bisschen leidtun. Der ehemalige Angreifer des FC Bayern München war im Angriff der Polen fast über die komplette Spielzeit vom Nachschub abgeschnitten. In Strafraumnähe angespielt zu werden, konnte der 34-Jährige komplett vergessen; der Mittelstürmer des FC Barcelona wich deshalb immer wieder ins Mittelfeld und auf die Flügel aus, um zumindest ein paar Ballaktionen zu sammeln (am Ende immerhin 36) - seine Heatmap glich damit eher einem Hufeisen.
"Würde Lewandowski für Argentinien spielen, hätte er heute fünf Tore gemacht", meinte Polens Nationaltrainer Czeslaw Michniewicz über die fehlende Unterstützung für seinen Torjäger. Im Strafraum der Argentinier kam Lewandowski nur ein einziges Mal an den Ball. Ein Torschuss gelang ihm nicht; überhaupt feuerte gar kein Pole Argentiniens Torhüter Emiliano Martínez irgendwas auf die Handschuhe - der Aston-Villa-Keeper blieb komplett beschäftigungslos.
Auffällig bei Lewandowski war allerdings auch, dass er sich wenig bis gar nicht am Defensivspiel beteiligte. Was Cristiano Ronaldo und Lionel Messi oft als Malus ausgelegt wird, war bei den Polen aber offenbar Teil des Plans. Lewandowski sollte sich schlicht nicht beim Passwege zulaufen und Argentinier in den Deckungsschatten stellen verausgaben. Vielleicht wäre ihm ja doch noch ein Ball vor die Füße gefallen (tat er aber nicht).
Misslich war das in einigen Situationen dennoch, in denen vor allem Romero, der Lewandowski durch seine beinharten Verteidigungsaktionen ohnehin schon das Leben schwer machte, mit dem Ball am Fuß in Polens Hälfte marschieren konnte, weil er einfach nicht angelaufen wurde - so wie vor dem 1:0.
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WM 2022: Robert Lewandowski (Mitte) im Zweikampf mit Lionel Messi - Argentinien vs. Polen

Fotocredit: Getty Images

Nach der verdienten Pleite sah Lewandowski trotzdem nicht unglücklich aus. "Ich bin das erste Mal in meinem Leben nach einer Niederlage zufrieden", sagte er und freute sich: "Für uns ist das ein großer Erfolg nach so vielen Jahren." Dass nun mit Frankreich ein weiterer Turnierfavorit warte, sei nicht wirklich zu vermeiden gewesen.
Lewandowski nahm's sportlich: "Das wird für uns eine große Herausforderung. Wir haben kein perfektes Spiel gespielt, aber wenn wir es gut analysieren und uns gut vorbereiten, können wir uns verbessern und auch gegen Frankreich Spaß haben. Wir versuchen einfach, Gas zu geben. Und dann schauen wir mal, was passiert."
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Erste Schiedsrichterin der WM-Historie: Das ist Stephanie Frappart

Quelle: Perform

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