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FußballWM

Oliver Bierhoff zieht Schlussstrich nach WM-Debakel: Was das Aus für Bundestrainer Hansi Flick bedeutet

Patrick Strasser

Update 06/12/2022 um 19:28 GMT+1 Uhr

Oliver Bierhoff hat sein Amt beim DFB niederlegt, das hat auch Auswirkungen auf Bundestrainer Hansi Flick und dessen Zukunft. Der "Geschäftsführer Nationalmannschaften" war dem viel zitierten Rapport nach der enttäuschenden WM zuvorgekommen. Flick zeigte sich im Anschluss enttäuscht. Eine logische Reaktion, immerhin hat Bierhoffs Aus auch für ihn Folgen. Eine Einschätzung der Lage.

Ballack zu Standing von Flick: "Ergebnis spricht nicht für ihn"

Die Ära von Ex-Bundestrainer Joachim Löw endete im Sommer 2021, die seines Intimus' Oliver Bierhoff am Montagabend. Nach 18 Jahren im Amt macht der Geschäftsführer Nationalmannschaften und Akademie der DFB GmbH & Co KG, so Bierhoffs voller Titel, Schluss – trotz des Vertrages bis 2024. Darauf habe sich der 54-Jährige "mit Präsident Bernd Neuendorf verständigt", wie er schrieb. Die Formulierung "einvernehmlich" fehlt. War der Rückzug auch nicht.
Die WM in Katar sollte am Mittwoch mit einem ganz besonderen Meeting zur Aufarbeitung des Vorrunden-Aus in die Verlängerung gehen. Als Teilnehmer der Analyse vorgesehen neben Bierhoff, Bundestrainer Hansi Flick und Neuendorf: DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke, der neue starke Mann, ein Bierhoff-Kritiker. Dieses Tribunal wollte sich der ehemalige Stürmer ersparen. Das abrupte Ende dürfte für ihn eine Erleichterung sein. Ein ganz persönliches "Golden Goal".
Was der Bierhoff-Abschied für Flick bedeutet, wurde am Dienstagvormittag klar, als auf der Homepage des DFB ein Statement des 57-Jährigen veröffentlicht wurde. Der Bundestrainer klingt enttäuscht und steht offenbar selbst kurz vor dem Rücktritt. Denn nun ist sein erster Ansprechpartner beim DFB, sein engster Vertrauter und Freund dahin, mit dem er Werte wie "Loyalität, Teamgeist, Vertrauen und Zuverlässigkeit" verbunden hat.
"Die letzten Tage waren nicht einfach", klagte Flick in seiner Erklärung, die sich wie eine Abschiedserklärung liest. Der entscheidende Satz: "Meinem Trainerteam und mir fällt im Moment die Vorstellung schwer, wie die durch Olivers Ausscheiden entstehende Lücke fachlich und menschlich geschlossen werden kann." Mit der bewussten Betonung auf: im Moment!

Flick tickt wie Heynckes

Flick, der nach dem Vorrunden-Aus bei seinem ersten Turnier als Bundestrainer einen Rückzug zunächst ausgeschlossen hatte, möchte wohl erst einmal erfahren, wer ihm als Bierhoffs Nachfolger vor die Nase gesetzt wird – und dann selbst entscheiden, ob ihm das in den Kram passt. Flick ist ein Anhänger der Menschenführung von Jupp Heynckes, hat einst selbst unter dem Ex-Nationalspieler vom Niederrhein trainiert.
Heynckes' Arbeit mit den Spielern zeichnete sich vor allem dadurch aus, die menschliche und nicht die technisch-taktische Komponente in den Vordergrund zu stellen. Dem heute 77-Jährigen, mit Bayern 2013 Triple-Gewinner, war Vertrauen ein enorm wichtiger Wert. Seinen Spielern gegenüber wie auch umgekehrt von seinen Bossen ihm gegenüber.
Flick tickt ähnlich. So kam es auch zum Bruch mit den Bayern-Verantwortlichen um Sportvorstand Hasan Salihamidzic im Jahr 2021 – und das trotz der sieben Titel und des Triples 2020. Außerdem erhielt Flick damals den Lockruf von Bierhoff.

Nimmt Flick seinen Hut freiwillig?

Die Heim-EM 2024, sei ihr "gemeinsames Projekt" gewesen, verband Flick in seiner Erklärung seinen Namen mit Bierhoff. Deren Verhältnis sei von "unschätzbar hohem Vertrauen" geprägt gewesen, dies "ist und bleibt im Fußball das höchste Gut".
Da ist es wieder, das Stichwort. Ob Flicks Vertrauen zur DFB-Spitze noch zu kitten sein wird? Ich kann mir gut vorstellen, dass Flick bei der aktuell komplizierten Gemengelage von selbst geht und dafür seinen Traum opfert, bei einer EM im eigenen Land als Bundestrainer arbeiten und reüssieren zu können.
Thomas Tuchel, aktuell ohne Verein, und Jürgen Klopp, bis 2026 an den FC Liverpool gebunden, werden die Entwicklung genau verfolgen.
Wer soll die Nachfolge von Oliver Bierhoff übernehmen?
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Schlussstrich nach WM-Debakel: Bierhoff löst Vertrag auf

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