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Olympia 2022 - Coronainfektionen von Jarl Magnus Riiber und Eric Frenzel: Nordischer Kombination droht Farce

Pascal Steinmann

Update 05/02/2022 um 08:37 GMT+1 Uhr

Nach Topfavorit Jarl Magnus Riiber wurden auch Eric Frenzel und Terence Weber positiv auf Corona getestet. Für den Einzelwettkampf am Mittwoch fallen damit vier der besten zehn Nordischen Kombinierer des Winters aus, der Auftakt droht zur Farce zu verkommen. Riiber stichelte: "Die Besten wurden von Corona außer Gefecht gesetzt." Während der Norweger noch hofft, könnte ein Deutscher profitieren.

Eric Frenzel

Fotocredit: Getty Images

Am Donnerstag postete der Topfavorit auf Olympiagold in der Nordischen Kombination ein Bild von sich am Flughafen. Darauf schaut der Norweger Jarl Magnus Riiber in die Kamera, trägt eine Maske. Vor dem 24-Jährigen hantieren Helferinnen in Schutzkleidung mit Coronaproben.
"Die Goldmedaille ist Eure, Jungs", schrieb Riiber süffisant und verzierte den Eintrag mit einem Virus-Emoji, nachdem der Zweite des Gesamtweltcups positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Dreifach-Olympiasieger Eric Frenzel kommentierte den Ausfall seines Dauerrivalen mit zwei traurigen Emojis.
Doch am Freitag folgte für den 33 Jahre alten Deutschen der Schock: Auch Frenzel und Teamkollege Terence Weber haben sich mit dem Coronavirus infiziert und fallen zumindest über die 10 Kilometer von der Normalschanze am kommenden Mittwoch aus.
"Nicht der Start, den ich mir hier in Peking erhofft habe! Covid positiv", postete Frenzel auf Instagram, der sich offenbar gerade in einem Kleinbus auf dem Weg in das Quarantäne-Hotel in Zhangjiakou befand. Teamkollege Weber musste "aufgrund seines CT-Wertes nicht in Isolation", wie der Deutsche Skiverband mitteilte.

Auftakt der Kombinierer droht Farce

Der Auftakt der Kombinierer droht damit zur Farce zu verkommen. "Das ist wirklich übel", kommentierte Riiber die Infektion des deutschen Duos und schob nach: "Die Besten wurden von Corona außer Gefecht gesetzt." Für den ersten Wettkampf der Kombinierer fehlen vier der ersten zehn Athleten aus dem Gesamtweltcup wegen der Erkrankung.
In Riibers Teamkollegen Jörgen Graabak ist ein fünfter Athlet der Top Ten eine Kontaktperson des zuvor positiv getesteten Esten Kristjan Ilves, der in diesem Winter ebenfalls bereits zwei Mal auf dem Podium gestanden hatte und auf Rang sechs im Weltcup liegt.
Der Ausfall des Topfavoriten traf insbesondere das norwegische Team hart. "Das ist der schlimmste Tag als Trainer für mich. Als wir die Nachricht bekommen haben, sind alle zusammengebrochen", gestand Ivar Stuan. Unter Tränen ergänzte der Sportchef der Skandinavier, dass die Olympischen Spiele in Peking für Riiber durchaus vollständig beendet sein könnten.
Besonders bitter ob der großen Medaillenhoffnung der Skandinavier: Daten-Experten hatten der norwegischen Mannschaft zuletzt 44 Medaillen prophezeit - fünf mehr als bei der bisherigen Bestmarke vor vier Jahren. Die Analysten von "Gracenote" sagten Riiber in beiden Einzelwettbewerben als Olympiasieger voraus. Frenzel wurde eine Silbermedaille prophezeit.
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Eric Frenzel vor Jarl Magnus Riiber in Seefeld

Fotocredit: Getty Images

Riiber und Frenzel hoffen auf Rückkehr

"Es ist brutal, muss ich sagen. Ich habe mit Jarl gesprochen, er hat es noch am besten aufgenommen", berichtete der 63 Jahre alte Sportchef der Norweger und bedauerte den Ausfall des Silbermedaillengewinners von Pyeongchang, der mit acht Weltcupsiegen im Gepäck nach Peking geflogen war: "Er ist ein wunderbarer Junge und hat wirklich alles richtig gemacht. Er hat einfach Pech gehabt."
Der Fokus liege nun darauf, dass Riiber beim Einzelwettkampf und Mannschaftswettkampf dabei sein könne. Der dreimalige Weltcup-Gesamtsieger selbst glaubt - ähnlich wie Frenzel - weiterhin an eine Teilnahme. Der Norweger schrieb auf Instagram: "Ich hoffe sehr, dass ich keine starken Symptome bekomme, damit ich an den letzten beiden Wettkämpfen teilnehmen kann."
Auch der 43-fache Weltcupsieger Frenzel hoffe "mal das Beste, um hier recht bald wieder aus der Isolation frei zu kommen", wie er über die sozialen Medien verkündete.
Doch ob die positiv Getesteten ihre Coronainfektion rechtzeitig überstehen, um zu den abschließenden Wettbewerben der Kombinierer am 15. und 17. Februar an den Start gehen zu können, steht in den Sternen. Allein die Erkrankung dürfte die Betroffenen in ihrer Vorbereitung und ihrem Fitnesszustand allerdings weit zurückwerfen.
"Der erste Wettkampf ist gelaufen, leider. Gesundheit geht eindeutig vor Goldmedaille, ich muss sie schützen", sagte Mannschaftsarzt Stefan Pecher am Samstag. "Eric und Terence zeigen weiterhin keine Symptome. Mental ist es aber schwierig, gerade für Eric Frenzel. Es tut ihm schon weh, dass er ins Quarantänehotel musste", sagte Pecher. Für einen Einsatz des Duos in den beiden Großschanzen-Wettbewerben der zweiten Woche sei er dagegen guter Dinge.

Teamarzt Wohlfahrt warnt vor verfrühtem Comeback

Ein warnendes Beispiel für eine verfrühte Rückkehr in den Leistungssport bot die Handball-Europameisterschaft vor zwei Wochen. Auch in Ungarn und der Slowakei hatte ein Coronaausbruch im deutschen Team den Wettbewerb durcheinandergewirbelt.
Kurz nach seiner überstandenen Coronainfektion hatte der deutsche Nationalspieler Hendrik Wagner im Hauptrundenspiel gegen Schweden auf der Platte gestanden, musste aber wenige Minuten später mit Atemproblemen wieder ausgewechselt werden. Und das, obwohl er zuvor "eingehend internistisch und kardiologisch" untersucht worden war, wie der Handballbund kommunizierte. "Nach drei Angriffen bekam er keine Luft mehr", hatte Bundestrainer Alfred Gislason erklärt.
Insofern verhielt sich Deutschlands Teamarzt Bernd Wohlfahrt vorsichtig, was eine Teilnahme von Frenzel und Weber bei den Spielen in Peking betrifft. "Ganz entscheidend ist der klinische Verlauf. Das Playbook sieht eine Rückkehr ins Team vor, wenn spezielle Vorgaben erfüllt werden", erklärte der Mediziner und stellte klar: "Am Ende gilt auch da: safety first."
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Olympia 2018: Gold, Silber, Bronze! DSV-Kombinierer schreiben Geschichte

Riiber schießt gegen Veranstalter

Damit kann Bundestrainer Hermann Weinbuch am Mittwoch auch nicht alle verfügbaren Startplätze besetzen. Denn Team-Olympiasieger Fabian Rießle und Manuel Faißt stünden zwar grundsätzlich bereit, dürfen aber wegen der notwendigen Tests nicht allzu zeitnah nach Peking reisen. Insofern werden nur die Oberstdorfer Vinzenz Geiger, Johannes Rydzek und Julian Schmid den Wettkampf über 10 Kilometer von der Normalschanze bestreiten.
Auch deswegen war der Galgenhumor, mit dem Riiber am Donnerstag seinen Ausfall in Richtung seiner Kontrahenten verkündet hatte, am Freitag verflogen. Stattdessen schoss der 24-Jährige nach den Ausfällen von Frenzel und Weber in Richtung der Veranstalter.
"Es ist einfach übel, dass die Besten mit Corona ausfallen. Das ist eine hoffnungslose Situation", klagte der Norweger.

Geiger rückt in Favoritenkreis auf

So hoffnungslos, dass Riiber die Veranstalter dafür kritisierte, die Wettkämpfe unter diesen Voraussetzungen zu starten. "Dadurch, dass es vor der Abreise so viele Infektionen gab, hätten sie die Wettkämpfe ans Ende der Olympischen Spiele verschieben sollen. Es hätte abgesagt werden müssen", polterte der 24-Jährige.
Doch die Wettkämpfe in Peking starten wie geplant. Die erste Goldmedaille, die Riiber - schenkt man seinem Post vom Donnerstag Glauben - schon um seinen Hals hängen wähnte, wird am Mittwoch vergeben. Nur eben nicht an den norwegischen Topfavoriten. So viel steht fest.
Profitieren von dem Wirbel könnte ein anderer Deutscher: Der 24 Jahre alte Geiger, aktuell Dritter im Gesamtweltcup und zuletzt Triumphator in Seefeld, geht nun neben dem im Weltcup führenden Österreicher Johannes Lamparter als Favorit in die Wettbewerbe der Kombinierer.
Oder zumindest in die erste Entscheidung.
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Die Highlights der Eröffnungsfeier in Peking

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