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Giro d'Italia - Drei Dinge, die bei der 10. Etappe auffielen: Der Giro schwimmt gegen den Strom

Felix Mattis

Update 16/05/2023 um 22:17 GMT+2 Uhr

Der Giro d'Italia geht auch in der zweiten Woche so weiter, wie er sich in der ersten präsentiert hat: mit schlechtem Wetter und guten Aussichten für Ausreißergruppen. Am zehnten Renntag setzte sich zum bereits vierten Mal ein Fahrer aus der frühen Ausreißergruppe durch. Apropos durchsetzen - das hat auch der Veranstalter bereits vor dem Start der Etappe getan. Drei Dinge, die auffielen.

Highlights: Cort Nielsen gewinnt 196 Kilometer lange Regenschlacht

Während Magnus Cort Nielsen für EF Education - EasyPost seinen ersten Giro-Etappensieg feierte und in Viareggio in die Riege jener 105 Fahrer aufstieg, die bei allen drei Grand Tours mindestens einen Tageserfolg erringen konnten, hatte der Rest des Pelotons am Dienstag wenig Grund zum Lachen.
Das Wetter auf dem Weg nach Viareggio machte den Tag brutal hart, wie auch der Däne im Siegerinterview erklärte: "Eine der schlimmsten Etappen, die ich auf dem Rad erlebt habe. Es war so kalt heute, teilweise haben wir überhaupt nicht mehr gewusst, was um uns geschah", sagte er.
Bei Dauerregen, Wind und Temperaturen nicht weit über dem Gefrierpunkt musste man sich fragen, ob die von Teilen des Pelotons geforderte Verkürzung des Teilstücks - indem mit den Bussen über die Berge gefahren worden wäre - nicht klüger gewesen wäre.
Doch Giro-Veranstalter RCS setzte sich durch und ließ das Rennen wie geplant durchziehen. Nicht nur das ist am Dienstag aber deutlich geworden.
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Analyse zur 10. Etappe: "Mindestens drei Teams haben sich verzockt"

Drei Dinge, die bei der 10. Giro-Etappe auffielen.

1) Gegen den Trend: Giro-Regen bringt Ausreißern Segen

Mit Magnus Cort Nielsen hat am zehnten Tag des Giro bereits zum vierten Mal ein Fahrer aus der Ausreißergruppe triumphiert. Für die meisten Sprinter war die Etappe bei diesen Wetterbedingungen lange Zeit zu hart, und in der letzten Rennstunde verpokerten sich ihre Teams bei der Verfolgung der Spitzengruppe. Beim Blick auf die Streckenprofile der kommenden Tage wird klar: So ähnlich könnte es noch häufiger laufen.
Das Spezielle dabei ist: Ausreißersiege wie bei diesem Giro widersprechen eigentlich dem aktuellen Trend im Profi-Radsport. Im Dauerregen schwimmt der Giro quasi gegen den Strom. Denn der Erfolg von Aurelien Paret-Peintre (AG2R - Citroen) auf der 4. Etappe vor einer Woche war in der gesamten WorldTour-Saison 2023 der allererste Triumph eines Fahrers, der schon in der ersten Hälfte eines Rennens in der Spitzengruppe saß.
Seitdem sind mit Davide Bais, Ben Healy und Magnus Cort Nielsen nun schon drei weitere hinzugekommen.

2) Kämna jetzt Siebter und immer hellwach - aber...

Das Aus von Kapitän Aleksandr Vlasov war natürlich ein Tiefschlag für Bora - hansgrohe. Mit dem Russen wollte man aufs Podium. Nun ist er auf dem Heimweg und nimmt außerdem eine Corona-Infektion mit nach Hause, wie am Abend klar wurde.
Nun ist der designierte Co-Kapitän bei seinem Experiment, erstmals auf Gesamtwertung bei einer Grand Tour zu fahren, der große Hoffnungsträger der Raublinger: Lennard Kämna. Der 26-Jährige rückte durch das Aus von Remco Evenepoel und Vlasov bis auf den siebten Rang in der Gesamtwertung vor. Die vor dem Giro geäußerte Hoffnung, er könne in Rom in den Top Ten landen, scheint inzwischen realistischer denn je.
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Nach Vlasov-Aus: Wie geht's beim Giro weiter für Bora - hansgrohe?

Kämna fährt bislang einen sehr aufgeweckten und starken Giro. Auf der 8. Etappe nach Fossombrone hat er sich in der letzten Steigung etwas vom eigenen Übermut schlagen lassen und büßte daher auf die besten Kletterer einige Sekunden ein.
Doch ansonsten bewies er mit seiner Fahrweise eine Fähigkeit, die Rundfahrer brauchen: Konstanz. Auf keiner Etappe bislang rollte er weiter hinten als auf Platz 23 ins Ziel. Er lässt nichts anbrennen, riskiert nicht etwa durch schlechtes Positionieren Stürze. So muss es laufen, wenn man im Klassement weit vorne landen will.
Das größte Problem für Kämna dürfte nun aber der positive Corona-Test seines Teamkollegen sein. Die Gefahr, dass sich der 26-Jährige wie so viele andere im Peloton ebenfalls infiziert hat, hat sich vergrößert.

3) Vine ist raus aus dem Kampf ums Podium

Nicht nur bei Bora - hansgrohe ist am Dienstag aus der Doppelspitze ein Zacken weggebrochen. Auch das UAE Team Emirates kann nach der 10. Etappe nicht mehr auf einen Podestplatz von Co-Kapitän Jay Vine hoffen. Der Australier stürzte in der nassen Abfahrt vom Passo delle Radici, saß danach im abgehängten zweiten Feld und hatte dort zu wenige Verbündete, um mit ihnen Jagd auf die große Favoritengruppe zu machen.
Bis ins Tagesziel nach Viareggio verlor er 10:28 Minuten auf Geraint Thomas, Tao Geoghegan Hart, Primoz Roglic, Teamkollege Joao Almeida und Co. - 12:52 Minuten fehlen Vine damit nun aufs Rosa Trikot von Thomas. Für UAE wird mit Blick auf die Gesamtwertung daher nun alles auf den Portugiesen Almeida ausgerichtet sein.
Im Gegensatz zu Bora - hansgrohe aber hat UAE seinen zweiten Kapitän nicht vollkommen verloren. Anders als Vlasov bleibt Vine, der sich beim Sturz nicht verletzt hat, im Rennen und könnte gerade bei den schweren Bergetappen noch eine sehr wichtige Rolle spielen - einerseits als Edelhelfer für Almeida, andererseits aber auch als Etappenjäger, wie im vergangenen Jahr bei der Vuelta, als er zwei Bergankünfte als Erster erreichte.
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Ineos gegen den Rest? Wie sich der Giro ohne Evenepoel ändert

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