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Vuelta 2023 - Lennard Kämna stößt in besondere Kreise vor: Triple-Coup auf 9. Etappe weckt Hoffnungen

Pascal Steinmann

Update 04/09/2023 um 09:40 GMT+2 Uhr

Lennard Kämna hat sich den Traum vom Grand-Tour-Triple erfüllt. Auf der 9. Etappe der Vuelta 2023 triumphierte der 26-Jährige am Alto Caravaca de la Cruz und feierte auch bei der dritten großen Landesrundfahrt einen Etappensieg. Der "überglückliche" Bora-hansgrohe-Fahrer stößt mit seiner mutigen und cleveren Fahrt in Spanien in einen elitären Kreis vor. Ein Coup, der Hoffnung auf mehr weckt.

Highlights: Kämna stürmt mit Ausrufezeichen zum Triple

5,4 Kilometer vor dem Ziel setzte Lennard Kämna die entscheidende Attacke. Mit einem starken Antritt ließ der 26-Jährige den Italiener Matteo Sobrero stehen, blickte sich nur noch einmal kurz um und stürmte als Solist in Richtung Alto Caravaca de la Cruz.
Ein Angriff mit dem "richtigen Timing", wie Eurosport-Experte Jens Voigt im Live-Kommentar lobte: "Er macht das extrem gut gerade und hat den Sieg schon vor Augen."
Schon am zurückliegenden Montag auf der ersten Bergetappe schnupperte Kämna auf dem Weg hinauf nach Arinsal am Etappensieg, wurde aber auf dem letzten Kilometer von den Klassement-Fahrern noch gestellt. "Ich bin ein bisschen enttäuscht. Ich denke, heute wäre etwas möglich gewesen", musste er nach der Machtdemonstration von Remco Evenepoel konstatieren.
Doch sechs Tage später, auf der schweren 9. Etappe mit 3100 Höhenmetern, ließ sich der Niedersachse seinen Sieg nicht mehr nehmen. Auf dem welligen Schlussstück nutzte Kämna seine Zeitfahrqualitäten, hielt Sobrero auf Distanz und holte sich mit 13 Sekunden Vorsprung vor dem Jayco-Fahrer seinen ersten Triumph bei einer Spanien-Rundfahrt.

Kämna stößt in elitären Kreis vor

"Ich bin so glücklich, wieder auf dem Podium zu stehen und diesen Sieg zu holen", freute sich Kämna im Interview mit Eurosport nach der Zieldurchfahrt.
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Als Solist zum Triple-Coup: Kämna triumphiert bei Bergankunft

Mit seinem Coup in der Nähe von Murcia komplettierte Kämna sein eigenes Grand-Tour-Triple und stieß damit in einen besonderen Kreis vor. Der Mann vom Team Bora-hansgrohe schwang sich in Spanien zum 107. Fahrer auf, der bei allen drei Grand Touren einen Etappensieg einfahren konnte.
2020 hatte er erstmals mit einem Erfolg bei der Tour de France, im vergangenen Jahr mit seinem beeindrucken Coup am Ätna dann auch beim Giro d’Italia ein dickes Ausrufezeichen gesetzt.
Am Sonntag machte er nun den Hattrick perfekt: Ein historischer Triumph! "Ich bin überglücklich", jubelte Kämna über sein besonderes Kunststück, das vor ihm nur sechs Deutsche vollbringen konnten. "Das ist eine großartige Leistung", wird Boras Sportlicher Leiter Bernie Eisel vom deutschen Rennstall zitiert.
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Kämna stürmt zum Sieg: Das Finale der Bergankunft am Ätna

Kämna trotz Windkante cool

Dabei hatte die Etappe einige Tücken bereitgehalten. Nach wenigen Kilometern spülte eine Windkante 13 Fahrer – darunter beinahe alle Favoriten – an die Spitze des Feldes. Kämna fiel zurück. Doch der Kletterspezialist blieb entspannt. "Ich habe versucht, so gut wie möglich durchzukommen, ohne zu viel Energie zu verbrauchen", sagte er nach dem Rennen: "Ich habe früh gesehen, dass wir am Berg wieder zusammenkommen würden."
Eine treffende Weitsicht, die belohnt werden sollte. Das Feld kam wieder zusammen. Als sich kurz danach die achtköpfige Ausreißergruppe löste, schloss sich Kämna an und hatte "noch eine Menge Power im Tank".
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Lennard Kämna

Fotocredit: Getty Images

Auch, weil ihn sein Team nicht als Helfer von Kapitän Aleksandr Vlasov abstellte, sondern dem Deutschen freie Fahrt gewährte. "Wir wollten Lenni die Möglichkeit geben, heute um den Etappensieg zu fahren", erklärte Eisel den Plan nach dem Rennen.

Freiheiten vom Team

Und Kämna zahlte zurück. "Er hat das Vertrauen bekommen und haut das Eins-zu-eins in die Pedale", analysierte Eurosport-Experte Bengsch. Zwar sei es auf dem welligen Kurs schwer gewesen, den richtigen Moment für eine Attacke gegen Sobrero zu finden, doch der 26-Jährige bewies einmal mehr ein starkes Gespür. "Man versucht einfach, die Situation zu fühlen", erklärte Kämna: "Dann hatte ich eine kleine Lücke und habe versucht, ihn zu brechen, indem ich zwei Minuten lang völlig über mein Limit gegangen bin."
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Kämnas Triumphfahrt zum Tour-Etappensieg: Das Finale der Etappe

Bengsch geriet bei der Attacke beinahe ins Schwärmen: "Unglaublich, was er hier macht." Der unwiderstehliche Angriff erinnerte an Kämnas ersten Grand-Tour-Triumph 2020, als er sich auf der 16. Tour-Etappe im Duell gegen den einstigen Giro-Gewinner Richard Carapaz durchsetzte und ebenfalls als Solist nach Villard-de-Lans stürmte.
Drei Jahre später schloss sich nun der Kreis mit der Gala am Alto Caravaca de la Cruz. Ein Highlight in einer für Kämna durchwachsenen Saison, die mit dem neunten Rang in der Gesamtwertung bei der Italien-Rundfahrt stark begonnen hatte.

Eisel träumt von weiteren Erfolgen

Doch "nach dem Giro war es nicht immer einfach, es gab viele Rückschläge", gestand Kämna, für den der Triumph auf der 9. Vuelta-Etappe einer Befreiung gleichkommt. "Das hat er sich echt verdient, nachdem er es immer wieder probiert hat", lobte Eurosport-Experte Bengsch live im TV.
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Lennard Kämna

Fotocredit: Getty Images

Ein Mega-Erfolg - auch für das Team Bora-hansgrohe, das in diesem Jahr nun bei allen drei großen Landesrundfahrten mindestens einen Etappensig einfahren konnte. "Wir sind sehr zufrieden und hoffen, dass wir hier bei der Vuelta so weitermachen können", lobte Eisel nach Kämnas Gala am Sonntag.
Dass Kämna sein Triple schon bei der dritten von insgesamt neun Bergankünften bei der Vuelta perfekt machen konnte, wird dem 26-Jährigen Selbstvertrauen verleihen. Bora-hansgrohes Hoffnungen in den anstehenden zwei Wochen auf dem Weg nach Madrid dürften nicht zuletzt auf Kämna ruhen.
Dass er die Explosivität und die Stärke hat, der Konkurrenz im schwierigen Terrain ein Schnippchen zu schlagen, hat er spätestens am Sonntag eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
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Kämna: "Ich bin komplett über mein Limit gegangen"

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