Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Ski Alpin Kitzbühel - Thomas Dreßen: Wenn der Körper eines Top-Abfahrers nicht mehr mitspielt - Kommentar

Thomas Janz

Update 19/01/2024 um 09:08 GMT+1 Uhr

Thomas Dreßen beendet seine aktive Karriere als Ski-Rennläufer. Für viele kam der Rücktritt des 30-jährigen Kitzbühel-Champions von 2018 überraschend. Nicht so für Thomas Janz, Ski-Experte bei Eurosport. "Das war's", schildert der Redaktionsleiter Digital seine ersten Gedanken nach dem bemitleidenswerten Auftritt von Dreßen beim Abfahrtsklassiker in Wengen. Ein Kommentar.

"Richtig brutal": Verzweifelter Dreßen fährt aufrecht ins Ziel

Ich traute meinen Augen nicht, als ich die Fahrt von Thomas Dreßen vergangenen Samstag bei Kaiserwetter am Lauberhorn im Streaming auf discovery+ verfolgte. Hoffentlich kommt er heil ins Ziel, war mein Gedanke.
Der fünffache Weltcupsieger in der Abfahrt, der Kitzbühel-Triumphator, der ganz Deutschland 2018 mit seinem Husarenritt im Monte Carlo des Skisports begeisterte, rutschte nur noch den Hang hinunter. Wo ist der Kantendruck auf dem Außenski, die Körperspannung sowie die Eleganz auf den Brettern geblieben?
Dreßen wurde 42. und damit Letzter mit 11,56 Sekunden Rückstand. Er hatte sich seinem Schicksal ergeben.
Als ich ihn schließlich im Interview nach Worten ringend und in Tränen aufgelöst sah, war mir klar: Das war's. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Thomas im Kopf loslassen würde, sein Körper spielte längst nicht mehr mit.

Dreßen zieht die logische Konsequenz

Die Zeit des Leidens hat ein Ende. Der Sturz in Beaver Creek am 30. November 2018 war der Knackpunkt in der Laufbahn eines Rennläufers mit dem besonderen Feeling für Ski und Geschwindigkeit.
Wie Abfahrtslegende Beat Feuz setzte Dreßen die Schwünge stets rund an, vermied eine Brutalo-Linie à la Marco Odermatt oder Dider Cuche - ein Gefühlsskifahrer. Sein kaputtes Knie hat sich nie mehr richtig erholt. Statikprobleme in Hüfte und Rücken kamen dazu - wie so oft bei Sportlern, die an einem defekten Gelenk laborieren und der Körper als Einheit händeringend nach einem Ausgleich sucht.
Dreßen ist zuletzt eigentlich immer mit körperlichen Problemen Ski gefahren, war nie mehr schmerzfrei. Man kann im Spitzensport auf Dauer nicht bestehen, wenn man nicht gesund ist. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Doch alle medizinischen Maßnahmen haben offenbar nichts genutzt. Und ist der Wille noch so groß, geht mit der Zeit auch der Glaube, es doch noch irgendwann zu schaffen, verloren.
Es ist ebenso bemerkenswert wie smart, dass ein 30-Jähriger darüber nachdenkt, dass er seinen Körper die nächsten 40 bis 50 Jahre seines Lebens für die gemeinsame Zeit mit der Familie und neue Abenteuer noch braucht. Dreßen wollte eben nicht mehr für die Karriere den letzten Tropfen aus sich herauspressen.
Chapeau! Mach’s guad! Servus, Tom!
picture

Rückblick auf Kitzbühel 2018 - Dreßens Traum wird Wirklichkeit

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung