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Olympia 2022: Martin Schmitt erklärt Schuh-Zoff zwischen Polen und Deutschland - und stimmt Horngacher zu

Katharina Wiedenmann

Update 03/02/2022 um 12:47 GMT+1 Uhr

Ein Schuh-Streit zwischen Polen und Deutschland sorgt kurz vor Beginn der Olympischen Spiele im Skispringen für Unruhe. Die Polen reagierten nach dem Protest des deutschen Bundestrainers Stefan Horngacher in Willingen entrüstet. Für Eurosport-Experte Martin Schmitt gibt es dafür aber keine Basis: "Wenn man mit regelwidrigem Material antritt, ist es eine bewusste Entscheidung."

Martin Schmitt (l.) erklärt den Schuh-Streit, den u.a. Piotr Zyla (r.) ausgelöst hatte

Fotocredit: Imago

"Man kann es probieren, aber man muss auch jeden Moment damit rechnen, dass man nicht springen darf", meinte der 44-Jährige im Gespräch mit Eurosport.
In Willingen waren die Polen Stefan Hula und Piotr Zyla disqualifiziert worden, weil sie nicht genehmigte Schuhe getragen hatten. Vorausgegangen war ein Protest des deutschen Trainers Stefan Horngacher über die Schuhe der beiden Polen.
Auf polnischer Seite reagierte man auf die Beanstandung entrüstet. "Das Einschreiten von Stefan Horngacher war unfair und widert mich an", sagte der polnische Verbandschef Apoloniusz Tajner dem Portal "SportoweFakty".

Schmitt: Schuh-Regel nicht ohne Grund

Aufregung, die Eurosport-Experte Schmitt nicht verstehen kann. "Da es keine Diskussion oder weitere Prüfungen gab, scheint es für mich ein klarer Fall zu sein. Dann darf sich niemand aufregen", erklärte der Team-Olympiasieger von 2002.
Weshalb die von den Polen als leichte Modifikation beschriebene Anpassung der Schuhe vom Internationalen Ski-Verband FIS als regelwidrig eingestuft wurde, erklärt Schmitt so:
"Die Modifikation ging, wie man hört, in die Richtung, dass die Schuhe asymmetrisch gepolstert waren. Das ist nicht erlaubt. Die FIS hat große Bemühungen unternommen und die Keile reglementiert, dass diese aus Sicherheitsgründen symmetrisch sind und um Knieverletzungen vorzubeugen. Es gibt die Regel nicht ohne Grund", so Schmitt.

Ähnliche Situation bei Ammann vor Olympia 2010

Im Reglement gebe es immer "einen Graubereich. Es gibt Grenzentscheidungen. In dem Fall war es aber relativ klar und eine klare Entscheidung des Materialkontrolleurs. Deshalb war es auch wichtig und richtig, darauf hinzuweisen", erklärte der Skisprung-Experte und unterstützte damit Horngachers Einspruch.
Ähnliche Materialentwicklungen kurz vor Großereignissen gab es auch in der Vergangenheit. Zum Beispiel 2010, als Simon Ammann mit einer neu entwickelten Stabbindung in Vancouver Doppel-Olympiasieger wurde.
Laut Schmitt hätte sich auch der Schweizer damals "nicht beklagen können, wenn die Bindung bei den Olympischen Spielen nicht erlaubt worden wäre. Das war auch ein Graubereich. Es gab im Reglement nichts im Bezug auf den Bindungsstab, ob er gekrümmt oder gerade sein muss. Das war nicht genau beschrieben, aber es durfte keine aerodynamische Hilfe sein."

Schmitt widerspricht polnischem Verbandschef

Den gekrümmten Bindungsstab hätte man aber "durchaus als aerodynamische Hilfe interpretieren" können, so der ehemalige Skispringer: "Deswegen hätte es auch sein können, dass die Entscheidung anders ausgeht. Dann gäbe es heutzutage andere Bindungen und ein anderes Skispringen."
Die Andeutung des polnischen Verbandsbosses Tajner, auch die Bindung der deutschen Mannschaft sei neu, entkräftete Schmitt: "Das neue deutsche Bindungssystem wurde im Frühjahr offiziell vorgestellt und genehmigt. Deswegen gibt es da keine Diskussion. Diesen Schritt haben die Polen versäumt, sie hätten es auch frühzeitig präsentieren und sich das Go geben lassen können."
Allerdings wäre die Schuhanpassung nach Meinung des Skisprung-Experten von der FIS nicht genehmigt worden: "Das wussten sie, deshalb haben sie es als kleine Modifikation interpretiert. In der Hoffnung, dass es niemandem auffällt. Das ist nicht aufgegangen."
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Olympia-Highlights: Rebensburg fährt zu Gold in Vancouver 2010

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