Karl Geiger krönt sich zum Skiflug-Weltmeister und König von Planica

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VonEurosport

Update 12/12/2020 um 22:19 GMT+1 Uhr

Karl Geiger hat sich in Planica mit einer herausragenden Leistung WM-Gold im Skifliegen gesichert und damit den ersten großen Einzeltitel seiner Karriere eingefahren. Teamkollege Markus Eisenbichler, der mit Bronze das deutsche Glück perfekt machte, und Eurosport-Experte Martin Schmitt waren voll des Lobes für den 27-Jährigen, der sich die Goldmedaille über vier Durchgänge redlich verdiente.

Karl Geiger ist Skiflug-Weltmeister

Fotocredit: Imago

Karl Geiger zitterte, bangte und litt eine kleine Ewigkeit lang. Als dann aber endlich die "1" hinter seinem Namen auf der riesigen Anzeigetafel aufblitzte, sank der neue Skiflugweltmeister fassungslos in den Schnee von Planica.
"Ich bin völlig baff", stammelte der Triumphator, dem sein mit Bronze dekorierter Kumpel Markus Eisenbichler sogleich um den Hals fiel - nach einem wahren Skisprung-Krimi vergaßen die DSV-Adler ganz kurz die Abstandsregeln.
"Es ist unglaublich. Ich weiß nicht, was ich sagen soll", sagte Geiger im Eurosport-Interview, nachdem er mit der Winzigkeit von 0,5 Punkten vor dem Norweger Halvor Egner Granerud seinen ersten großen Einzeltitel geholt hatte. Nach mehr als 900 Metern in der Luft hatte der 29 Jahre alte Geiger umgerechnet 40 Zentimeter Vorsprung auf den tief betrübten Granerud.
Auch Eurosport-Experte Martin Schmitt zollte dem Geschlagenen Respekt, der "stolz auf sich" sein könne: "Er hat alles gezeigt, doch einer war heute ein klitzekleines bisschen besser."

Eisenbichler: "Dem Karl gönne ich das von Herzen"

Daheim in Oberstdorf bangte Geigers Frau Franziska hochschwanger mit. Weil die Geburt des ersten gemeinsamen Kindes unmittelbar bevorsteht, hatte er zuletzt auf den Weltcup im russischen Nischni Tagil verzichtet. Doch obgleich der Nachwuchs auf sich warten ließ, reiste Geiger nach Planica - und konnte sich völlig aufs Fliegen fokussieren.
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Geiger kontert Graneruds Monstersatz: Der ganze WM-Krimi im Spielfilm

"Dem Karl gönne ich das von Herzen. Da ist mir scheißegal, ob ich Dritter, Vierter oder Fünfter werde", sagte Eisenbichler im "ZDF" über seinen gewohnten Zimmerkollegen - aus Corona-Gründen sind die DSV-Adler derzeit in Einzelzimmern untergebracht: "Platz drei für mich ist voll geil, ich bin megahappy. Es war ein brutaler Fight über zwei Tage."
Geiger, 2019 in Innsbruck hinter Eisenbichler Vizeweltmeister im Springen von der Großschanze, hatte nach jedem der vier Durchgänge geführt. Zur Halbzeit am Freitag lagen die Favoriten aber noch eng beieinander. Geiger kam am zweiten Tag auf 240,5 und 231,5 m. Senkrechtstarter Granerud hatte nach 239,0 m im dritten Durchgang mit 243,0 m zum Abschluss den Druck auf den Allgäuer stark erhöht - die Haltungsnoten retteten schließlich Stilist Geiger.
"Es war ein super Sprung, er hat alles gemacht, was in seiner Macht steht. Super ausgeflogen, ein super Telemark", schwärmte Schmitt am Eurosport-Mikrofon.
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Nur 0,5 Punkte Vorsprung! Geigers Goldflug im Video

Horngacher: "Mit einem Sportler wie dem Karl kann man richtig arbeiten"

Eisenbichler sicherte nach total verkorkstem Probedurchgang mit Flügen auf 234,5 und 230,0 m (859,3 Punkte) Platz drei ab. Zwei Wochen vor der Vierschanzentournee sind die deutschen Springer eine Macht.
"Wir sind froh, dass die ersten beiden Medaillen da sind", so Bundestrainer Stefan Horngacher im "ZDF", der 2019 das schwere Erbe seines österreichischen Landsmannes Werner Schuster angetreten hatte: "Mit einem Sportler wie dem Karl kann man richtig arbeiten. Auch der Eisei hat einen super Job gemacht."
Geiger ist der sechste deutsche Skiflug-Weltmeister nach den DDR-Springern Hans-Georg Aschenbach (1973) und Klaus Ostwald (1983) sowie Dieter Thoma (1990), Sven Hannawald (2000 und 2002) und Severin Freund (2014). Bei der siebten WM in Planica triumphierte aber erstmals ein Deutscher.
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Geiger nach Gold-Coup überwältigt: "Es ist unglaublich"

Skiflug-WM: Deutsches Quartett visiert weitere Medaille an

WM-Debütant Pius Paschke (Kiefersfelden) durfte sich nach Flügen auf 217,0 und 213,5 m über einen starken elften Platz (790,9) freuen. Constantin Schmid (Oberaudorf) kam nicht ganz an seine Leistungen des ersten Tages heran und belegte nach 209,0 sowie 213,5 m den 14. Platz (767,7).
Im abschließenden Teamwettbewerb am Sonntag (16:00 Uhr live im TV auf Eurosport 1 und im Ticker bei Eurosport.de) gehört das deutsche Quartett zu den Favoriten. "Da möchten wir auf jeden Fall noch eine Medaille machen", sagte Eisenbichler.
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(mit SID)
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Auf den Flug folgt der Urschrei: Eisenbichler segelt zu WM-Bronze

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