Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Skiflug-WM - Schuster über Finalsprung: "Wäre sehr eng geworden"

Tino Harth-Brinkmann

Update 15/12/2020 um 21:30 GMT+1 Uhr

Das deutsche Skisprung-Team hat äußerst erfolgreiche Tage bei der Skiflug-WM in Planica hinter sich. Nach den zwei Einzelmedaillen von Karl Geiger (Gold) und Markus Eisenbichler (Bronze) gewann das Team noch Silber hinter Norwegen. Beim letzten Sprung griff Norwegens Coach Alexander Stöckl zu einem taktischen Kniff, der letztlich zum Sieg führte, wie Eurosport-Experte Werner Schuster analysiert.

Karl Geiger

Fotocredit: Getty Images

"Es war sicher eines der spannendsten Dinge überhaupt, weil Taktik im Skispringen bisher keine große Rolle gespielt hat", freute sich Eurosport-Experte Werner Schuster in einer Presserunde am Dienstag über das neue Element im Skispringen.
Durch diese Regelanpassung ist es inzwischen möglich, dass der Trainer den Springer aus einer niedrigeren Luke starten lässt, um Bonuspunkte zu erhalten. "Das ist super komplex. Es kommen sehr viele Komponenten da rein, speziell die 95-Prozent-Regel bei den 228 Metern", stellte Schuster klar.
Diese Regel besagt, dass ein Springer, sollte er mit seiner Weite 95 Prozent der Hillsize (in Planica 240 Meter) erreichen, pro Luke, die er weniger an Anlauf nimmt, 8,5 Punkte gutgeschrieben bekommt.
Genau zu diesem Mittel griff Norwegens Trainer Alexander Stöckl vor dem letzten Sprung, vor dem das spätere Weltmeister-Team 14,6 Punkte zurücklag. Schuster erklärte: "Dann gab’s einfach mit dem Rücken zur Wand die Situation, dass Stöckl gesagt hat: 'Wenn ich eine heruntergehe, dann ist das zwar nicht schlecht, aber das reicht uns nicht, diese 14 Punkte aufzuholen. Ich setze alles auf eine Karte und wenn Granerud über die 228 rüberkommt und einen tollen Telemark machen kann, dann können wir Druck ausüben.' Und das ist aufgegangen."

Verwirrung bei der Wahl der Luke

Durch den starken Sprung Graneruds auf 234,5 Meter war auch Bundestrainer Stefan Horngacher zum Handeln gezwungen. Er behielt Geiger in Luke zehn, auch wenn die Jury den Balken zunächst fälschlicherweise wieder auf Luke zwölf hochfuhr. "Da ist ein bisschen Kuddelmuddel passiert. Und Karl hat nicht mehr den Sprung gemacht, den er gebraucht hätte", konstatierte Schuster.
Geiger landete nach 224,5 Metern. So fehlten am Ende 19,2 Punkte zu Norwegen. Der Bonus beim Überspringen der 228 Meter hätte 17 Punkte betragen.
picture

Granerud entreißt Deutschland Gold: Das WM-Drama in voller Länge

Der ehemalige Bundestrainer glaubt: "Im Nachhinein gesehen wäre die Chance vielleicht etwas höher gewesen, wenn er eine Luke höher abgefahren wäre, dann hätte er zumindest die 228 übersprungen. Dann wäre es sehr knapp gewesen.“

Schuster lobt Horngacher und hofft auf Tournee-Sieg

Doch Schuster will seinem Nachfolger keinen Vorwurf für seine Entscheidung machen: "Die Trainer waren sich sehr sicher, dass Karl das in seinem Flow nach Hause bringen kann und hier macht eine Nuance viel aus. Und Norwegen ist sehr, sehr gut gesprungen."
picture

Tande nach Gold-Drama: "War ein harter Kampf mit Deutschland"

Stattdessen erinnerte er an eine ähnliche Situation zuvor im Wettkampf: "Man darf nicht vergessen, Stefan Horngacher hat eigentlich im ersten Durchgang schon eine geniale Entscheidung getroffen. Er musste ja vorlegen und hat Karl Geiger schon eine Luke heruntergenommen, von der Zwölf auf die Elf. Und der Karl ist 238 Meter gesprungen und hat damit vorgelegt", so Schuster. "Hätte Horngacher das nicht gemacht, hätte Stöckl schon im ersten Durchgang verkürzen können und Granerud hätte vielleicht schon einen Vorsprung herausgesprungen. Aber der Sprung von Granerud war nicht ganz so gut und deswegen war Geiger dann sogar vorne."
Am Ende dürfte die Enttäuschung über das knapp verpasste Gold bei den Deutschen, die eine starke WM zeigten, nicht zu groß ausfallen, zumal der Blick nach vorne auf die Vierschanzentournee gerichtet ist. "Die Chancen stehen in diesem Jahr sehr gut", glaubt auch Schuster: "Ich habe nach wie vor das Gefühl, dass Markus Eisenbichler am besten in Form ist von allen."
picture

Geiger kontert Graneruds Monstersatz: Der ganze WM-Krimi im Spielfilm

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung