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Manipulationsaffäre im Snooker: WPBSA sperrt Zhao Xintong und Zhang Jiankang - wo soll das enden?

Rolf Kalb

Update 03/01/2023 um 21:20 GMT+1 Uhr

Langsam habe ich Angst, am Morgen den Rechner hochzufahren: Die Manipulationsaffäre im Snooker zieht immer weitere Kreise. Zehn Spieler sind mittlerweile gesperrt. Zu Jahresbeginn sind Zhao Xintong und Zhang Jiankang vorläufig aus dem Verkehr gezogen worden. Beide können gegen ihre Sperre noch Widerspruch einlegen. Die anderen acht Spieler haben auf einen Widerspruch verzichtet.

Zhao Xintong

Fotocredit: Getty Images

Da drängt sich natürlich der Eindruck auf, dass der Sumpf immer größer wird, je tiefer man gräbt. Bei dem Umfang dieser Affäre kann man nicht mehr von Einzelfällen sprechen. Offensichtlich haben sich Strukturen gebildet, die systematischen Betrug ermöglichen. Der Schaden für das Snooker ist immens. Bei jedem überraschenden Ergebnis rumort es da schon im Kopf.
Viel Vertrauen in die Integrität des Snooker-Sports ist zerstört worden. Dieses Vertrauen kann man nur mit konsequenten Ermittlungen und offener, transparenter Kommunikation wieder aufbauen, und das wird lange Zeit dauern.
Das einzige, was mich ein bisschen optimistisch stimmt, ist der bisher offene Umgang der World Professional Billiards and Snooker Association (WPBSA) mit der bitteren Angelegenheit. Die Null-Toleranz-Haltung der WPBSA wirkt auf mich glaubhaft.
Natürlich braucht die Öffentlichkeit möglichst schnell Fakten. Täter müssen benannt und ihnen Taten zugeordnet werden. Aber natürlich gilt auch hier, dass eine gründliche Untersuchung noch wichtiger ist als eine schnelle Untersuchung. Die WPBSA allerdings hat angekündigt, dass bald Ergebnisse vorliegen würden. Jason Ferguson als Vorsitzender der WPBSA hat auch versprochen, dass diese Ergebnisse öffentlich gemacht werden. Gut so.

Manipulationsaffäre: Schuld ist nicht gleich Schuld

Was da offensichtlich passiert ist, muss man Betrug nennen. Jason Ferguson hat allerdings zurecht darauf hingewiesen, dass der Schluss, sämtliche gesperrten Spieler hätten sich des Match-Fixings schuldig gemacht, unzulässig ist. Aber auch Mitwisserschaft ist kein Kavaliersdelikt. Auch in dem Fall warten Strafen auf die betroffenen Spieler, und auch das ist richtig so.
Schuld ist aber nicht gleich Schuld. Andeutungen von Jason Ferguson interpretiere ich so, dass Spieler sich in unterschiedlichem Maß schuldig gemacht zu haben scheinen. Das muss natürlich im Strafmaß berücksichtigt werden. Wenn es sich bestätigen sollte, dass Spieler zu Ergebnisabsprachen gezwungen wurden, dann ist der Erpresser härter zu bestrafen.
Viele weisen auch immer darauf hin, dass alle gesperrten Spieler aus der Volksrepublik China stammen. Das ist natürlich korrekt. Das dann aber mit (berechtigter) Kritik an den politischen Verhältnissen in China zu vermischen, ist unzulässig.
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Zhao Xintong ist im Zusammenhang mit der Manipulations-Affäre im Snooker vorläufig gesperrt worden

Fotocredit: From Official Website

Lebenslange Sperren äußerst unrealistisch

Das Problem ist vielmehr, dass junge Spieler aus China in eine fremde Kultur geworfen wurden, wo ihnen Sprache, Gebräuche und Kultur vollkommen fremd sind. Dass die sich dann an Landsleute halten, die sie verstehen, liegt nahe. Solche Blasen können eine gefährliche Dynamik entwickeln. Es entstehen undurchschaubare Abhängigkeiten, die auch ausgenutzt werden können.
Ich bin mir sicher, dass am Ende des Verfahrens auch lange Sperren ausgesprochen werden. Und mit den dann verurteilten Spielern werde ich auch kein Mitleid haben. Lebenslange Sperren, wie zum Beispiel auch von Shaun Murphy gefordert, wird es aber nicht geben. Die sind rechtlich gar nicht möglich, auch wenn die Statuten der WPBSA das vorsehen.
Vor ordentlichen Gerichten würden lebenslange Sperren aber kleinen Bestand haben, sondern in der Luft zerrissen werden. Das wäre dann ein klassisches Eigentor bei der Aufarbeitung dieser fürchterlichen Affäre.
Um ehrlich zu sein: Ich hätte im ersten Blog des Jahres 2023 lieber über ein anderes Thema geschrieben.
Trotz allem allen alles Gute für das neue Jahr und herzliche Grüße
Ihr / Euer Rolf Kalb
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