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Dominic Thiem - warum das Comeback des US-Open-Champions von 2020 so bescheiden läuft

Tobias Laure

Update 29/04/2022 um 11:38 GMT+2 Uhr

Dominic Thiem ist seit paar Wochen zurück auf der Tour, soweit die gute Nachricht. Erstaunlich aber ist, wie schwer es dem US-Open-Champion von 2020 fällt, halbwegs in Tritt zu kommen. Nach drei Partien gegen stehen drei Niederlagen und nur ein gewonnener Satz zu Buche. Auf den ersten Blick kaum nachvollziehbar, doch gibt es Gründe für den langen Anlauf, den Thiem bei seinem Comeback braucht.

Enge Kiste im Tiebreak - die Highlights zum Thiem-Aus

Estoril am vergangenen Dienstag, kurz vor 19:30 Uhr. Dominic Thiem verschlägt eine Vorhand, senkt den Kopf, geht ans Netz. Schon wieder muss er einem Gegner zum Sieg gratulieren. Dieses Mal ist es Benjamin Bonzi, die Nummer 58 im Ranking.
Das mit der Vorhand ärgerte den Österreicher gewaltig. "Ich bin stinksauer", erklärte Thiem auf der Pressekonferenz. Der Schlag habe im zweiten Satz gegen Bonzi endlich wieder funktioniert, dennoch schaffte er es nicht in den dritten Satz.
Vor der Niederlage gegen den Franzosen war Thiem auch beim Challenger-Event in Marbella und beim ATP-Turnier in Belgrad zum Auftakt gescheitert.
Die Gegner - der Weltranglisten-228. Pedro Cachin und John Millman, die Nummer 80 im Ranking - waren beileibe keine unlösbaren Aufgaben.
Eigentlich. Denn Thiems Comeback weist einen erhöhten Schwierigkeitsgrad auf. Schon vor seiner Handgelenksverletzung im Juni 2021 hatten die Ergebnisse nicht mehr gestimmt. Er sei nach dem Coup von New York und vor der Saison 2021 "in ein Loch gefallen", berichtete der Tennisstar. Es sei eine "gewisse Leere" vorhanden. Die mentalen Herausforderungen schlugen sich auf die Leistungen nieder. Seit den US Open vor mehr als eineinhalb Jahren hat er kein Turnier mehr gewonnen.

Thiem: "Vor Roland Garros jede Woche zu spielen"

Die Handgelenksprobleme verschärften die Probleme massiv. Im Dezember wollte er zurückkehren und bei der Mubadala World Tennis Championship in Abu Dhabi aufschlagen. Wurde nichts draus. Er fühle sich "noch nicht bereit, auf höchstem Level zu konkurrieren", gab Thiem zu Protokoll und verzichtete auch auf eine Reise zu den Australian Open.
Bei den French Open, die am 22. Mai beginnen, will er aber dabei sein. "Ich plane, vor Roland Garros jede Woche zu spielen", ließ Thiem wissen. Noch aber ist er weit entfernt von der Grand-Slam-Form, was auch mit Unsicherheiten zu tun hat.
"Ich bin mir über mein Spiel und meinen körperlichen Zustand nicht sicher", gab der inzwischen auf Weltranglistenplatz 93 gefallene Österreicher vor Kurzem zu. Verständlich, hatte Thiem doch nach dem Challenger in Marbella eine Corona-Infektion zu verkraften. Die ist überstanden, dennoch machte Vater Wolfgang im Gespräch mit der "Kleinen Zeitung" klar, dass dem Sohnemann noch "die letzte Mobilität" fehle, um wieder der Alte zu werden.

Spielpraxis, Vorhand, Reaktionszeit - was Thiem Probleme macht

Unsicherheit und daraus resultierend nicht das volle Vertrauen in den eigenen Körper - eine Baustelle, die Thiem in den kommenden Wochen mit zunehmender Spielpraxis schließen dürfte. Damit sollte sich ein weiteres Problem lösen lassen, das die einstige Nummer drei der Welt plagt: das verloren gegangene Gefühl für die Situation.
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Thiem klärt auf: Darum hat sich sein Comeback verzögert

Er habe sich "dumme Fehler" geleistet, "dumme Entscheidungen bei wichtigen Ständen" getroffen, monierte der 28-Jährige nach der Niederlage in Estoril gegen Bonzi. Damit spielte Thiem in erster Linie auf seine drei Satzbälle an, die er im Tiebreak des zweiten Durchgangs nicht nutzen konnte. Dennoch seien in jenem Satz "einige Fortschritte dabei gewesen". Dazu gehört die Vorhand, die wieder besser kam, auch wenn ihn die ausgerechnet beim Matchball für Bonzi im Stich ließ.
Immerhin bereite ihm das Handgelenk keine Schwierigkeiten mehr. Etwas anderes dagegen schon. "Reaktionszeit und Antizipation" seien noch nicht bei 100 Prozent, gab Thiem in Estoril zu. Das frühe Aus schmerze zwar, aber er nehme nun weitere Anläufe bei den Masters-Wettbewerben in Madrid und Rom. Bei den French Open wolle er dann in einer "anständigen Form" sein.

Große Erfolge? Thiem peilt zweite Saisonhälfte an

"Ich gehöre in Roland-Garros sicher nicht zu den Favoriten, aber vielleicht kann ich ein paar Partien gewinnen, gab sich der Finalist von 2018 und 2019 bescheiden. "Um große Dinge zu erreichen, muss ich auf die zweite Saisonhälfte warten."
Geduld ist sicher keine schlechte Idee - bis der magische Moment kommt, den der ehemalige French-Open-Doppel-Champion Jürgen Melzer gegenüber dem "Standard" für Thiem so schön in Worte kleidete: "Irgendwann im Zuge der Matches lässt du die Handbremse los."
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