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Masters Monte-Carlo - Daniil Medvedev schlägt gegen Alexander Zverev zurück: "Sascha lebt in seiner eigenen Welt"

Pascal Steinmann

Update 15/04/2023 um 13:41 GMT+2 Uhr

Alexander Zverev und Daniil Medvedev lieferten sich im Achtelfinale von Monte-Carlo einen heißen Kampf, der einen verbalen Schlagabtausch nach sich zog. Zverev bezeichnete den Moskauer als "einen der unfairsten Spieler der Welt", am Tag darauf keilte Medvedev zurück. Zverev lebe "in seiner eigenen Welt", sagte der Russe und attackierte ihn scharf. Der Beginn einer frostigen Rivalität?

Medvedev kontert Zverev: "Schau in den Spiegel"

Nur einen kühlen Handshake der Gratulation und einen kurzen, grimmigen Blick hatte Alexander Zverev am Netz für Daniil Medvedev übrig. Zügig lief der Hamburger zu seiner Bank, packte seine Sachen und verließ Court Rainier III schnellen Schrittes. Es war das eiskalte Ende eines heißen Duells im frostigen Monte-Carlo.
Dem Achtelfinal-Thriller beim Sandplatz-Masters im Fürstentum am späten Donnerstagabend, den Zverev trotz zweier Matchbälle unglücklich 6:3, 5:7, 6:7 (7:9) verlor, folgte ein verbaler Schlagabtausch, der sich auf dem Court ein wenig angedeutet hatte.
Kurz nach dem Spiel holte der Olympiasieger gegenüber "Sky" zum Rundumschlag gegen seinen Kontrahenten aus. Medvedev sei "einer der unfairsten Spieler der Welt", schimpfte der 25-Jährige, der dem US-Open-Champion von 2021 schon beim Masters in Indian Wells in einem Krimi 7:6 (7:5), 6:7 (5:7), 5:7 unterlegen war.
"Ich nehme Fairness und Sportsmanship sehr, sehr ernst. Davon hat er leider nichts", polterte der Olympiasieger. Medvedev versuche "alles zu tun, wenn er hinten liegt. Er hat es in Indian Wells gemacht, er hat es hier getan. Darüber bin ich als Sportler extrem enttäuscht."

Medvedev holt zum Gegenschlag aus

Keine 24 Stunden später holte Medvedev zum Gegenschlag aus - und ließ kaum ein gutes Haar an der deutschen Nummer eins. Auf der Pressekonferenz nach seiner Viertelfinal-Niederlage gegen Holger Rune (3:6, 4:6) schoss der 27-Jährige zurück.
"Sascha lebt in seiner eigenen Welt", behauptete Medvedev und fügte an: "Wenn er sagt, jemand spiele nicht fair, denkst du: Okay, großartig, schau mal in den Spiegel."
Stattdessen warf er Zverev am Freitagnachmittag vor, nach Niederlagen häufiger angefressen zu reagieren. "Wir können vielleicht 25 Interviews finden, in denen er komische Dinge sagt, wenn er verloren hat", sagte Medvedev auf der Pressekonferenz.

Medvedev: "Sascha ist nicht so jemand"

Daher tangieren ihn die Aussagen von Zverev nur geringfügig, wie er zu Protokoll gab. "Normalerweise fühle ich mich schlecht, wenn ich mich auf dem Court unfair verhalten habe. Denn ich weiß, dass ich manchmal nicht fair bin", gestand sich Medvedev ein - und schob dafür ein Beispiel nach.
2020 beim ATP Cup kam er sich mit dem Argentinier Diego Schwartzman ins Gehege. Ein Streit, an dem Medvedev selbst Schuld trug, wie er nun zugab.
"Es tut mir leid, dass ein Spieler, der so nett und fair ist wie Diego, mich so sieht", bedauerte Medvedev, nutzte seine Reue aber, um Zverev im selben Atemzug einen Seitenhieb zu verpassen: "Sascha ist nicht so jemand."
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Matchbälle vergeben! Zverev verliert Marathon gegen Medvedev

Zverev verärgert über Medvedev

Doch was hatte Zverev so aus der Fassung gebracht?
Eine Szene, die dem Deutschen in Monaco sauer aufstieß, ereignete sich im zweiten Satz beim Stand von 5:4 für den Deutschen. Bevor er zum Matchgewinn aufschlagen konnte, entfernte Medvedev eine der Netzstützen und warf sie auf den Court.
Zverev reagierte mit einem Lachen in Richtung seiner Box, verlor aber anschließend sein Service und schließlich den Satz 5:7.
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Rune zeigt Medvedev Grenzen auf - die besten Szenen des Viertelfinals

Auch eine kurzfristige Toilettenpause von Medvedev ärgerte den 25-Jährigen massiv - doch damit nicht genug: "Es gibt tausend Situationen, wo er das Gefühl hat, dass ich angefangen habe, besser zu spielen und wo er jedes Mal versucht, etwas zu machen", klagte Zverev und fällte bei "Sky" ein vernichtendes Urteil über den Weltranglistenfünften. Zwar sei der einer der besten Spieler der Welt, aber: "Er gewinnt nicht mit Tennis."
Nichtsdestotrotz nahm sich Zverev auch selbst in die Verantwortung und erklärte, er hätte sich davon nicht ablenken lassen dürfen. "Trotzdem finde ich, Fairness im Sport sollte immer ein Teil davon sein", so der Wahl-Monegasse.
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Alexander Zverev scheiterte im Achtelfinale in Monte-Carlo

Fotocredit: Getty Images

Medvedev verweist auf Mané und Sané

Medvedev zeigte in einem gewissen Rahmen aber auch Verständnis für den Ausbruch des 25-Jährigen, schließlich habe er das Interview mit "Sky" nur wenige Minuten nach einer harten Niederlage geführt.
"Nach dem Match können viele Dinge passieren. Man ist noch in der Hitze des Moments", schilderte er und verwies auf die Auseinandersetzung zwischen den Bayern-Profis Sadio Mané und Leroy Sané nach dem 0:3 im Champions-League-Spiel gegen Manchester City.
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Daniil Medvedev speaks with Alexander Zverev at the end of their match

Fotocredit: Getty Images

Daher wollte Medvedev bei seinem Gegenschlag nicht zu weit ausholen. Sollte Zverev in einer Woche aber immer noch derselben Meinung sein, wäre das "eine andere Geschichte".

Medvedev: "Waren nie enge Freunde"

Der Streit der beiden Topspieler kommt auch daher überraschend, weil in den zurückliegenden Jahren in der Öffentlichkeit nicht selten von einer Freundschaft der beiden Topprofis ausgegangen wurde.
Nach seinem Triumph im Endspiel der ATP Finals 2021 hatte Zverev warme Worte an Gegner Medvedev und seine Frau Dasha gerichtet. "Wir kennen uns schon seit mehr als zehn Jahren. Es ist großartig zu sehen, wie weit wir beide sozusagen gemeinsam gekommen sind", sagte er im Pala Alpitour von Turin.
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2021 trafen Alexander Zverev und Daniil Medvedev in den ATP Finals aufeinander

Fotocredit: Getty Images

Alles nur ein Missverständnis? Medvedev fand auch zu der persönlichen Beziehung mit Zverev eindeutige Worte. "Wir waren nie wirklich enge Freunde, höchstens vielleicht im Jugendbereich", stellte der Moskauer klar: "Nur er sagt in seinen Gratulationsreden, dass er mit mir und meiner Frau befreundet sei. Das ist definitiv seit langer Zeit nicht mehr der Fall."

Zverev und Medvedev: Eine eisige Rivalität?

Er selbst habe niemals von einer Freundschaft gesprochen, wie er beteuerte. Auch daher sei er von dem Frontalangriff Zverevs "überhaupt nicht" enttäuscht: "Wenn er das in einer Woche immer noch sagt, können wir darüber diskutieren, was falsch ist. Vielleicht reden wir dann nie wieder miteinander und werden Feinde. Aber aktuell berührt es mich kaum."
Es dürfte also nicht der letzte Schlagabtausch zwischen den beiden Kontrahenten gewesen sein - weder auf noch neben dem Court. Nach seinem Dreisatzerfolg gegen Zverev am Donnerstagabend hatte Medvedev mit einer Menge Interpretationsspielraum das Wort "cold" auf die Kameralinse geschrieben.
Was sowohl als Anspielung auf die frostigen Temperaturen im Fürstentum als auch auf die Nervenstärke Medvedevs im Achtelfinale verstanden werden durfte, könnte nach den Entwicklungen des zurückliegenden Tages aber eine neue Bedeutung bekommen: als Anfang einer eisigen Rivalität.
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Zverev und Medvedev liefern sich packenden Fight beim Masters

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