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French Open 2023 - Alexander Zverev setzt Haken an die Verletzung: Olympiasieger zeigt allen die Zähne

Jannik Schneider

Update 08/06/2023 um 22:56 GMT+2 Uhr

Alexander Zverev steht zum dritten Mal in Folge im Halbfinale von Paris. Die Verletzung aus dem Vorjahr hat der Olympiasieger abgehakt - Lust, darüber zu sprechen, hat er keine mehr. "Man kommt nicht in ein Halbfinale, wenn einem da etwas fehlt", sagte der 25-Jährige. Zverev überrascht bei den French Open viele Experten - doch in ihm wächst drei Jahre nach dem ersten Major-Finale die Ungeduld.

Mit Löwengebrüll ins Halbfinale! Zverev zieht's eiskalt durch

Alexander Zverev nutzte einen Moment zwischen zwei TV-Interviews, verließ die Mixedzone und wandte sich einem Fernseher zu. Schon die wenigen Meter auf dem Weg dorthin hatte er seinen Manager Sergej Bubka Junior gefragt, wie es denn stehe. Als Zverev selbst das Bild und den Spielstand wahrnahm, schaute er Bubka verblüfft an.
In diesem Moment führte Casper Ruud im zweiten Viertelfinale am Mittwoch bereits 4:1 und sollte Holger Rune wenige Momente später bereits das zweite Mal den eigenen Aufschlag abnehmen. Zverev indes kehrte davon nicht ganz unbeeindruckt zurück vor die Sponsorenwand und kam seinen Verpflichtungen nach.
Eine gute Stunde zuvor hatte der 26-Jährige mit einem 6:4, 3:6, 6:3, 6:4-Erfolg nach 3:22 Stunden gegen den frech aufspielenden Überraschungsviertelfinalisten Tomás Martín Etcheverry aus Argentinien sein sechstes Halbfinale bei einem Grand-Slam-Turnier erreicht – in Paris ist es das dritte in Serie. Das hatten dem Olympiasieger nach den ersten fünf durchaus holprigen Monaten seiner Comebacksaison nach der schweren Bänderverletzung vergangenes Jahr nur wenige zugetraut.
Zverev hat seine Punkte verteidigt, wird in Wimbledon gesetzt sein, spult in diesen Wochen von Roland-Garros ein sehr hohes Grundniveau ab und darf am Freitag (im Liveticker) um den Einzug in sein zweites Grand-Slam-Finale nach New York 2020 spielen. Es gäbe genug Gründe, sich zu freuen und entspannt auf der Pressekonferenz darüber zu reden, was er gerade alles erreicht hat. Doch Zverev, konträr zu den Medienauftritten seit seiner Ankunft in Paris vor elf Tagen, wirkte angespannt und kurz angebunden.
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Viertelfinale: Zverev zwingt Etcheverry in die Knie - Highlights

Zverev: "Bestes Match der Woche"

Auf mehrmalige Nachfragen in Englisch und später in Deutsch antwortete er wenig euphorisch: "Der Erfolg bedeutet mir, dass ich im Halbfinale eines Grand Slams bin und die Chance habe, ins Finale einzuziehen und dann hoffentlich um den Titel zu spielen. Das bedeutet das mir." Das Niveau auf dem Platz sei sehr gut gewesen. "Es war mein bestes Match der Woche."
Zverev machte zudem mehr als deutlich, dass er keine Lust mehr hat, über die Verletzung und ihre Folgen zu sprechen. "Ich bin im Halbfinale von Roland-Garros. Man kommt da nicht hin, wenn einem da etwas fehlt."
Das Turnier sei noch nicht vorbei. "Wir können über die Verletzung und die Story sprechen so oft wir wollen. Am Ende des Tages bin ich hier, um Tennismatches zu gewinnen, worüber ich sehr glücklich bin. Dann sehen wir, wie es weiter geht. Ich bin im Halbfinale. Das haben nicht viele geschafft", sagte Zverev. Dass es ihm aber dennoch unglaublich viel bedeuten muss, zeigte ein Instagram-Post wenige Minuten später. Das Bild zeigte Zverev vor einem Jahr – kurz nach der Operation. "Jede Reise hat ihre Herausforderungen. Ein Jahr später bin ich zurück."
Der Zverev im echten Leben dagegen war am Mittwoch sichtbar bemüht, das letztjährige Geschehen und die Erwartungen und Fragen von ihm wegzuhalten. Er wirkte dabei unheimlich gestresst.

Zverev wieder top fit

Auf Eurosport-Nachfrage gab Zverev dann doch noch wertvolle Einschätzungen zu den ersten Monaten nach der Verletzung, in denen er noch Schmerzen hatte, aber darüber nicht hatte reden wollen. "Warum hätte ich darüber reden sollen? Alle Spieler haben teilweise Schmerzen. Es war klar, dass ich eine Verletzung hatte und ich wollte nicht jede Woche sagen: 'Ich habe Schmerzen.' Irgendwann wissen es dann alle." Er musste damit klarkommen und erklärte: "Ich hatte immer noch viel Flüssigkeit in einem gewissen Gelenk in meinem Fuß, die oft wiedergekommen ist und Druck ausgelöst hat. Ich konnte verschiedene Sachen nicht machen."
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"Bin hier, um zu gewinnen": Zverev will von Verletzung nichts hören

Wenn man sein Tennis gut kenne, habe man das auch gesehen. "Ich bin auf Hardcourt nicht so viel gerutscht, wie ich sonst rutsche. Anfang der Sandplatzsaison bin ich auch noch weniger gerutscht, bin gesprintet und habe nie so richtig meinen Fuß ausgestreckt dabei. Wenn man genau hingeschaut hat, hat man es gesehen", bekannte Zverev.
Nun ist er körperlich aber auf einem anderen Level. Der Auftritt nach dem bereits jetzt schon großen Erfolg macht deutlich, dass Zverev sich selbst nur noch mit dem maximalen Erfolg identifizieren kann.
Paris und Sand seien für ihn der perfekte Untergrund, wie er im Eurosport-Studio erklärte: "Ich glaube, in Fünf-Satz-Matches ist es nochmal was anderes, wenn man gegen richtig gute Gegner gewinnt. Auf Sand fühle ich mich relativ wohl und da haben die guten Spieler bei Fünf-Satz-Matches immer einen Vorteil. Man hat das Gefühl, es ist immer schwieriger, sie dort zu schlagen. Und vielleicht komme ich in diese Kategorie in den letzten Jahren so ein bisschen hinein auf Sand."
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Zverev will es allen zeigen

Zverev hat in Paris mehrmals erwähnt, sich das Turnier in seinem virtuellen Kalender im Kopf markiert zu haben. Hier will er den Menschen, die ihn seit der schlimmen Verletzung im letztjährigen Halbfinale gegen Rafael Nadal noch mehr unterstützen, beweisen, zu was er fähig ist. Die öffentlich zugänglichen Trainings Zverevs waren durchgängig gut besucht und voller Zuneigung. Bei den Einheiten fernab der Fans im Trainingscenter Jean Bouin steigerte er sein Level und damit ebenfalls sein Selbstvertrauen von Tag zu Tag.
Ein Erfolgsgarant neben dem bewährten Team ist dabei Tobias Kamke, der für den mit Visaproblemen momentan verhinderten Michail Ledowskich seit Februar ins Team gerückt ist. "Er ist in erster Linie auch ein Freund", sagte Zverev am Mittwoch. Der Ex-Profi sei neben seiner Rolle als Trainingspartner für technische Feinheiten zuständig und werde auch für einige Statistikanfragen beansprucht. "Er ist ungefähr das Alter von meinem Bruder. Wir sind im selben Verein aufgewachsen. Ich kenne ihn, seit ich klein bin. Ich kann mich gar nicht erinnern, dass ich ihn nicht kannte", erklärte Zverev.
Es sind exakt diese Vertrauenspersonen, die Zverev gerne um sich schart und die ihm helfen, den eigenen und externen Ansprüchen gerecht zu werden. Ist er mit seinem Team, wirkt er fast ausnahmslos gelassen in Paris. Am Donnerstagabend, so wirkte es, wollte er aber nur noch weg und das Match seiner potenziellen Gegner sehen. Die Reaktion am TV-Gerät ließ erahnen, dass Zverev ob der Leistung von Ruud überrascht war. In der Pressekonferenz sagte er über den Norweger: "Casper war in dieser Situation schon mal, stand hier im Finale und weiß deshalb genau, was zu tun ist. Er ist ein sehr, sehr guter Spieler, ein sehr solider Spieler. Er hat viel Ähnlichkeit mit David Ferrer."
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