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Himmel und Hölle für Alexander Zverev, Novak Djokovic und Co. - was French-Open-Fans so besonders macht

Jannik Schneider

Update 03/06/2023 um 12:16 GMT+2 Uhr

Das Publikum bei den French Open gilt als eigenwillig und schwierig. Das erleben die Stars der Szene auch in diesem Jahr, vielleicht sogar noch massiver als je zuvor. Novak Djokovic jedenfalls hat sich dafür entschieden, die Unmutsbekundungen von den Rängen nicht kommentarlos hinzunehmen. Alexander Zverev hat indes eine clevere Strategie gewählt, um mit den Zuschauern in Roland-Garros umzugehen.

Exklusiv: Djokovic erklärt seinen Zwist mit den Fans

Es gab eine Zeit, zu Beginn seiner Profikarriere, da wurden Alexander Zverev das ein oder andere Mal schnippische Antworten in Pressekonferenzen tief in den Katakomben der Turniere und weit nach Spielende zum Verhängnis. Gut für sein Medienecho war das selten. Verbessert hat er sich in diesem Punkt enorm.
Was der 26-Jährige schon immer beherrschte und dies sogar noch ausbaut mit wachsender Lebenserfahrung, sind die kurzen On-Court-Interaktionen nach Spielende mit den Moderatoren - zumeist an Ort und Stelle sehr beliebte, ehemalige Profispieler.
In den großen Stadien dieser Tenniswelt kommt die launige, ironische und manchmal leicht provozierende und mit einem Augenzwinkern versehene Art gut an.
Jedenfalls wären dieser Tage im 16. Arrondissement im Westen der Stadt bei den French Open nur wenige Spieler so glimpflich davongekommen beim Pariser Publikum, wie es Zverev gelang.

Zverev bekommt die kommunikative Kurve

Er sprach nämlich vor gut besetzten Rängen ehrlich aus, was in diesen verrückten ersten Tagen der French Open 2023 viele Spieler und Beobachter denken. Von Moderator Àlex Corretja zu seiner Rückkehr vors französische Publikum befragt, machte der Olympiasieger den Parisern auf charmante Art deutlich, dass sie durchaus schwierig im Umgang sein könnten.
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2. Runde: Zverev schaltet gegen Molcan zwei Gänge hoch - Highlights

Erst recht, wenn man gegen einen Franzosen spielen müsse. Aber Zverev bekam die kommunikative Kurve: "Vielleicht kann ich die nächsten zehn Tage Franzose sein?", fragte er ins weite Rund und erhielt zum Abschied einen mehr als warmen Applaus.
Zverev wählte diese Worte, noch bevor sich die nun viel diskutierten Szenen am Donnerstagabend auf Court Suzanne-Lenglen abspielten und dann unzählige Male auf den Endgeräten dieser Welt flimmerten.

Wilander bezweifelt Nutzen für französische Profis

Taylor Fritz hatte mehrere Stunden alle aus seiner Sicht negativen Emotionen des Publikums im Spiel gegen den letzten im Turnier verbliebenen Lokalmatadoren Artur Rinderknech ausgeblendet: Die Buhrufe, die Unterbrechungen vor seinen Aufschlagbewegungen und die unzähligen Beleidigungen.
Nachdem er letztlich nach einem 2:6, 6:4, 6:3 und 6:4 seinen Matchball verwandelt hatte, platzte es aus dem amerikanischen Top-10-Spieler heraus. Die sekundenlange Geste mit dem Finger auf dem Mund und das darauffolgende minutenlange Pfeifkonzert tausender Franzosen, das zum Abbruch des Siegerinterviews führte - es ist eine der Geschichten der ersten Turnierwoche.
Eurosport-Experte Mats Wilander bezweifelt, ob das Heimpublikum seinen Spielern damit überhaupt einen Gefallen tut. Seiner Meinung nach würde das die Gegner eher noch anstacheln. John McEnroe erklärte: "Ein unfreundliches Publikum kann extrem einschüchternd sein, aber auch extrem inspirierend. Man kann die negative Energie für sich nutzen."

Frankreichs Tennis-Fans - reizbarer als je zuvor?

Dass das französische Publikum bei aller Begeisterung und zum Teil wirklich atemberaubender Stimmung das unfairste der vier Grand-Slam-Turniere sein kann und Spielern wie Fritz aufgrund der zu erwartenden Langzeitfolgen nicht zu solchen Maßnahmen, so menschlich sie sein mögen, zu raten ist, ist beides keine Neuigkeit. In diesem Jahr, so umschrieb es die "Süddeutsche Zeitung" aber passend, wirke das Publikum, warum auch immer, reizbarer als sonst.
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"Wie ein Wrestler!" Djokovic flippt komplett aus

Akteure werden bereits unisono ausgebuht, wenn sie nur in die Nähe eines Ballabdrucks gehen, so geschehen am Donnerstag mit Daniel Altmaier in der entscheidenden Phase des fünften Satzes. Altmaier hatte Glück, dass er "nur" gegen den Italiener Jannik Sinner, trotzdem einer der Fanfavoriten, spielte. Doch aus unvorstellbar lauten "Jannik, Jannik"-Rufen wurden nach Spielende stehende Ovationen für den Deutschen.

Die Marseillaise hat Hochkonjunktur

Solche Irrungen und Wirrungen gibt es indes nicht, wenn ein Franzose auf der anderen Netzseite steht. Dann überkommt die meisten Franzosen der Patriotismus. Da wird aus vollen Kehlen die Marseillaise gesungen und dann stundenlang gegrölt und gepfiffen - in der neuen Night Session noch mehr als tagsüber. Bereits der Argentinier Sebastián Báez musste am Dienstag leiden, als Gaël Monfils trotz Krämpfe und 0:4-Rückstand, angestachelt vom Tollhaus auf dem Centre Court, das Spiel zu seinen Gunsten drehte.
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"Captain Ahab des Philippe-Chatrier": Monfils schafft Undenkbares

Wimbledonfinalistin Ons Jabeur beklagte nach der schwierigen Atmosphäre in ihrem Match gegen die Französin Océan Dodin fehlende Wertschätzung. "Das französische Publikum ist ein wenig schwierig, würde ich sagen. Ich mag es nicht, wenn sie buhen, aber das ist Teil des Spiels", sagte Jabeur weiter.

Djokovic wehrt sich: "Wenn jemand respektlos ist ..."

Außer Sandplatzkönig Rafael Nadal, Roger Federer und Serena Williams kann es jeden treffen in Paris - auch, oder gerade Novak Djokovic, der nach seinem hart umkämpften Dreisatzsieg gegen Alejandro Davidovich Fokina ebenfalls zu der feindseligen Stimmung der letzten Tage befragt wurde. Im ersten Teil seiner Antwort fand Djokovic Worte und Dankbarkeit für die Unterstützung, die er in all den Jahren in Paris erhalten habe.
Aber der Turnierfavorit übte ebenfalls Kritik: "Da gibt es Einzelne, Leute und ganze Gruppen, die lieben es, dich bei allem, was du machst, auszubuhen. Das finde ich respektlos und um ehrlich zu sein, verstehe ich es auch nicht ganz." Es sei aber das Recht der Fans, die für den Eintritt gezahlt hätten. "Sie können tun und lassen, was sie wollen."
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Djokovic kritisiert "respektlose Fans" in Paris

Djokovic bekannte, in ganz seltenen Fällen, dagegen mit Gesten aufzubegehren. "Wenn jemand respektlos ist, verdient er oder sie eine Antwort darauf. Darum geht es doch." Ob er in diesem Moment an Taylor Fritz dachte, ist nicht überliefert ...
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