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Taktik-Check: Darum tut sich Erling Braut Haaland beim BVB derzeit so schwer

Luca Baier

Update 16/04/2021 um 17:22 GMT+2 Uhr

Erling Braut Haaland ist seit sieben Pflichtspielen torlos. Ist das die erste Krise des 20-jährigen Norwegers beim BVB? Nach dem Ausscheiden der Borussen gegen Manchester City im Viertelfinale der Champions League analysiert Eurosport.de im Taktik-Check, inwieweit Haaland an der aktuellen Torflaute Schuld hat und welche Faktoren noch eine Rolle spielen für die ungewohnte Ladehemmung.

Taktik-Check zu Erling Braut Haaland (BVB)

Fotocredit: Getty Images

In den vergangenen Spielen wollte er es dann wohl doch erzwingen.
Gegen Manchester City und auch zuvor gegen den VfB Stuttgart feuerte Dortmunds Ausnahmestürmer je einen Ball aus guter Position über das Tor. Einschließlich der drei Spiele mit der norwegischen Nationalmannschaft hat Haaland nun sieben Pflichtspiele in Folge kein Tor mehr geschossen.
Was einem Stürmer grundsätzlich passieren kann, erst recht in diesem Alter, ist bei Haaland fast schon eine Sensation. Kein Wunder: Wer zuvor in 29 Pflichtspielen 33 Treffer für den Verein und sechs Treffer in sieben Spielen für die Nationalelf erzielt, hat die Latte unfassbar hochgelegt.

Wenig Qualität von außen – Sancho fehlt

Was im Moment sehr klar auffällt: Haaland bekommt weniger Bälle von außen serviert. Fast alle seine Abschlüsse in den letzten Spielen resultieren aus Laufwegen in die Tiefe, eigenen Dribblings oder abgelegten Bällen im Rückraum. Haaland erarbeitet sich weiterhin viele Chancen, bekommt aber kaum noch typische Mittelstürmerbäll - letztmalig bei seinem Last-Minute-Ausgleich in Köln, als ihm Youngster Ansgar Knauff mit einer flachen Flanke den roten Teppich ausgerollt hat.
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Jadon Sancho (li.) und Erling Braut Haaland im Spiel des BVB bei RB Leipzig

Fotocredit: Imago

Das Fehlen dieser Hereingaben aus der typischen "Assist-Zone" um die Grundlinie herum kann man durchaus in Zusammenhang mit der Verletzung Jadon Sanchos bringen. Der Engländer ist schlichtweg einer der besten Dribbler der Liga und kommt so oft wie kaum ein anderer in gefährliche Situationen, aus denen er dann die von den Stürmern so geliebten Hereingaben zwischen Torwart und Abwehrkette liefern kann.
Dortmund flankt in den letzten Wochen nicht bedeutend seltener als zuvor, doch die Qualität ist eine andere. Während man durch Sanchos Dribblings regelmäßig nah ans Tor kommt und von dort die Bälle bringen kann, wird aktuell öfter mal aus dem Halbfeld oder eben von ganz außen geflankt. Der Ball ist länger unterwegs, die Abwehrspieler können sich zudem voll und ganz auf die Flanke konzentrieren, da der Ballführende aus diesen Positionen nicht selbst gefährlich werden kann.

Haalands besonderes Timing

Trotzdem kommt Haaland zu guten Chancen. Gerade bei Bällen in die Tiefe zeigt er immer wieder sein herausragendes Timing, das man in diesem Alter eigentlich gar nicht haben kann. Selten sieht man einen Stürmer, der so oft im richtigen Moment den Weg entlang der Kette abbricht und in die Tiefe startet ohne dabei ins Abseits zu laufen.
Mit seiner außergewöhnlichen Kombination aus Tempo und Robustheit gelingt es Haaland dann oft, sich im Laufduell durchzusetzen und ein Eins-gegen-Eins mit dem Torwart zu erzwingen. Zuletzt sah man hier häufig mal kleine technische Unsauberkeiten. So sprang der Ball beispielsweise gerne mal einen Tick zu weit nach vorne, sodass im Moment des Schusses die Distanz zum Torwart zu kurz und der Winkel zum Tor zu spitz war. Zudem gelang es Haaland mitunter nicht, den Ball etwas anzuheben, sodass der Torwart mit dem langen Bein blocken konnte.
Man darf nicht vergessen, dass das alles in einem irren Tempo passiert und der Abwehrspieler ja nicht völlig aus der Situation raus ist, sondern auch nach verlorenem Zweikampf nachsetzt und Haaland beim Schuss bedrängt. Es sind also absolute Kleinigkeiten, die im Moment fehlen. Wichtig ist, dass Haaland sich diese Chancen erarbeitet.
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Wieder kein Tor: BVB-Coach Terzic verteidigt Haaland

"Natürlich denken wir immer, dass Erling trifft, wie er will, und das in jedem Spiel. Aber er ist ein Mensch - und ein junger Spieler. Da gibt es immer Zeiten, in denen man nicht trifft", nahm BVB-Trainer Edin Terzic den Shootingstar nach dem 1:2 zuhause gegen Manchester City in Schutz.

Haalands Wert geht weit über Tore hinaus

Wer Haaland nur an Toren misst, liegt ohnehin falsch. Auch neben der aktuell leicht hakenden Kernaufgabe hat der Norweger einen unheimlichen Wert für das BVB-Spiel. Die beschriebenen Laufwege in die Tiefe werden nicht immer mit einem entsprechenden Pass belohnt, im Gegenteil: In der Regel läuft ein Stürmer da "umsonst".
Trotzdem helfen diese Wege dem Dortmunder Aufbauspiel enorm. Wohlwissend um Haalands Tempo und Timing, lassen sich die gegnerischen Abwehrreihen immer etwas weiter fallen, sodass die Räume zwischen den Ketten größer werden. Hier können Spieler wie Marco Reus ihre Qualitäten einbringen.
Terzic verwies nach der Niederlage gegen Manchester City zurecht auf Haalands Anteil an Bellinghams Führungstor: "Wenn man das Tor, das wir heute geschossen haben, anschaut - daran hatte er einen großen Anteil, indem er den Ball abschirmt und in die Tiefe rennt."
Haaland beschäftigt den Gegner, schafft Räume, behauptet Bälle. Dazu kommt noch sein aggressives Anlaufen, das viele Gegner frühzeitig zu langen Bällen zwingt.
Eurosport-Check: Wer über Haalands Torflaute jammert, tut das auf extrem hohen Niveau. Seine Quote ist unfassbar und wird in Topligen nur von Weltfußballerkandidaten erreicht. Dass im Moment kein Ball rein will, liegt neben kleinen Ungenauigkeiten auch an äußeren Umständen. Wer Haalands Spiel beobachtet, sieht aber sofort, wie er sich Chancen erarbeitet. Und dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der 20-Jährige (!) weiter an seiner Traumquote schraubt.
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