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BVB trotzt den Vorzeichen und schickt Kampfansage Richtung FC Bayern

Tom Müller

Update 17/05/2020 um 20:17 GMT+2 Uhr

Der BVB hat sich nach der neunwöchigen Spielpause mit einer beeindruckenden Leistung beim 4:0-Derbyerfolg gegen den FC Schalke 04 zurückgemeldet. Entgegen einiger schlechter Vorzeichen kamen die Dortmunder überraschend gut mit der "neuen Normalität" in der Bundesliga ohne Fans zurecht und spielten ihre individuelle Klasse aus. Eine Kampfansage an den Tabellenführer aus München.

Borussia Dortmund feiert den Sieg im Revierderby gegen den FC Schalke 04

Fotocredit: Getty Images

Es war schon alles sehr surreal an diesem Samstagnachmittag in Dortmund.
Normalerweise hätten 80.000 Fans den Signal Iduna Park während des 180. Revierderbys zum Tollhaus gemacht, hätte die Südtribüne ihre schwarz-gelben Helden nach dem höchsten Derby-Sieg seit 54 Jahren ausgelassen gefeiert. Normalerweise.
Stattdessen traf die La Ola, mit der die BVB-Profis die "Süd" nach Abpfiff zumindest symbolisch am 4:0-Sieg teilhaben lassen wollten, auf gähnende Leere. Eine "spontane" Aktion, wie Julian Brandt bei "Sky" verriet. Eine schöne Geste an die Fans zu Hause vor dem Fernseher, sicher, etwas gespenstisch wirkte sie dennoch.
"Das ist sehr, sehr komisch. Unser Publikum fehlt uns sehr. Es war ein ganz anderes Spiel als sonst", konstatierte auch ein nüchterner Lucien Favre, der nicht so recht wusste, ob er sich über den deutlichen Sieg gegen den großen Rivalen jetzt freuen sollte, oder nicht.
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"Das ist ganz okay": Favre und Wagner über das Revierderby

Dortmund gelingt perfekter Kaltstart

Dabei hatte er rein sportlich, ungeachtet aller besonderen Umstände rund um das Spiel, allen Grund dazu.
Viel besser hätte sich die Borussia den Restart in die Bundesliga-Saison nach der Corona-Pause nicht vorstellen können. Der BVB präsentierte sich von Beginn an überraschend eingespielt. Dass die Westfalen erst vor zehn Tagen ins Mannschaftstraining zurückgekehrt waren, merkte man der Favre-Elf deutlich weniger an als den völlig überforderten Gästen.
Besonders die Offensive rund um Brandt (zwei Vorlagen), Erling Haaland (ein Tor, eine Vorlage), Thorgan Hazard (ein Tor, eine Vorlage) und Raphael Guerreiro (zwei Tore) versprühte pure Spielfreude und zeigte eine sehenswerte Kombination nach der andere, die folgerichtig zum verdienten Derby-Sieg führten.
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Thorgan Hazard (links) mit Julian Brandt (rechts)

Fotocredit: Getty Images

"Wir haben vorher viele Gespräche geführt und wussten, dass es eigentlich nichts anderes ist als das Spiel, was wir früher als Kinder gespielt haben: Ohne Zuschauer und einfach Spaß haben. Das hat man heute der Mannschaft angemerkt“, erklärte Keeper Roman Bürki, der einen ereignisarmen Nachmittag erlebte, die konzentrierte Leistung seiner Mannschaft.
Brandt pflichtete ihm bei: "Man versucht seinen Spaß zu finden, ich finde auch, dass man sehen konnte, dass wir den streckenweise hatten."

Dortmund trotzt den Vorzeichen

Dabei hatten die Vorzeichen alles andere als gut gestanden. Der BVB ging personell arg gebeutelt in die Partie.
Neben Kapitän Marco Reus, dem angestammten Sechser-Duo Emre Can und Axel Witsel, Dan-Axel Zagadou (dessen Saison-Aus Favre nach Abpfiff verkündete) und Nico Schulz musste der Tabellenzweite kurzfristig noch auf Jadon Sancho (Wadenprobleme; kam in der 79. Minute für Hazard) und Giovanni Reyna verzichten, der sich beim Aufwärmen verletzte.
"Es war ein Kaltstart für uns heute. Niemand wusste, wo wir stehen, wir hatten kaum Gelegenheit, in dieser Konstellation zu trainieren. Dann gab es auch noch den ein oder anderen Verletzten“, so Lizenzspielerleiter Sebastian Kehl: "Daher schließe ich mich dem großen Kompliment von Michael Zorc gerne an." Der Sportdirektor hatte das Team zuvor in höchsten Tönen gelobt.
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Favre gibt Verletzungsupdate zu Reus und Co.

BVB nutzt Erfahrung aus Paris

Im Vorfeld der Partie hatten einige kritische Stimmen befürchtet, der BVB würde sich ohne Fans im Vergleich mit den anderen Bundesligisten besonders schwer tun. Neben Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln war Dortmund beim Achtelfinal-Rückspiel der Champions League in Paris schon vor der Corona-Pause in den "Genuss" eines Spiels vor leeren Rängen gekommen - und damit deutlich schlechter zurechtgekommen als der Gegner.
Doch gegen Schalke war das Gegenteil der Fall. Brandt zog sogar positive Schlüsse aus der Erfahrung gegen PSG: "Vielleicht war es ein kleiner Vorteil, dass wir diese Atmosphäre schon aus dem Spiel in Paris kannten."
Bei den Schalkern dagegen war die fehlende Anspannung, die fehlende Emotion im sonst so aufgeheizten Derby deutlich zu spüren. Das musste sich auch S04-Aufsichtsratschef Clemens Tönnies eingestehen: "Unsere Mannschaft hat nicht wie gewöhnlich gespielt. Irgendwie hat der Kampf gefehlt. Ich habe keine Erklärung dafür."

Dortmunds individuelle Klasse zahlt sich aus

Zwar lassen sich aus nur einem Spiel, besonders weil es das erste nach der langen Pause war, nur bedingt Schlüsse für den weiteren Saisonverlauf ableiten. Dass die individuelle Klasse jedoch ohne die Unterstützung von den Rängen noch mehr ins Gewicht fällt als zuvor, war im Revierderby deutlich zu sehen.
Und dass der BVB in diesem Zusammenhang - trotz diverser Ausfälle - bestens aufgestellt ist, ist ebenfalls schwer von der Hand zu weisen.
Das 4:0 war auf jeden Fall eine erste Kampfansage an Tabellenführer FC Bayern, der am Sonntag bei Union Berlin einen ungefährdeten 2:0-Erfolg feierte.
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Das neue Normal: So lief der Bundesliga-Restart

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