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Max Kruse, Thomas Müller, Wissam Ben Yedder - die illustre Abschussliste des Niko Kovac

Tobias Laure

Update 13/09/2022 um 18:20 GMT+2 Uhr

Wolfsburgs Trainer Niko Kovac hat mit der kompromisslosen Degradierung von Starstürmer Max Kruse für Wirbel gesorgt. Es ist ungewöhnlich, wenn ein Bundesliga-Coach den größten Namen im Kader öffentlich demontiert. Eigentlich. Nicht so im Fall von Kovac, wie ein Blick auf seine Zeit beim FC Bayern München und AS Monaco zeigt. Thomas Müller und Wissam Ben Yedder wissen genau, wovon die Rede ist.

Kovac schmeißt Kruse in Wolfsburg raus: "Kein Spiel mehr!"

Max Kruse? Ist keine Hilfe für die Mannschaft, pflegt kein konstruktives Miteinander und wird kein Spieler mehr bestreiten.
Niko Kovac brach mit großer Deutlichkeit alle Brücken zwischen sich und seinem namhaftesten Angreifer ab. Ob es denn nicht doch noch ein Hintertürchen für den VfL-Profi gebe, wollte ein Journalist wissen. Nein, das sei nicht der Fall, versicherte der Coach.
Kruse durfte vier Tage nach seiner Ausbootung nur noch an Teilen des Mannschaftstrainings teilnehmen. Der 34-Jährige absolvierte lediglich ein gemeinsames Aufwärm- und Stabilisierungsprogramm, zwischen diesen beiden Einheiten wurde er mit Torschussübungen mit den Ersatztorhütern beschäftigt.
Kovac bewies mit der Maßnahme damit erneut, dass er keine Angst hat, Stars, Publikumslieblinge oder Leistungsträger öffentlich anzuzählen.
Eine Masche, eine Notwendigkeit - richtig oder falsch?

Kovac und "Notnagel" Müller - dünnes Eis

Beim FC Bayern löste der Kroate im Herbst 2019 geradezu eine Lawine aus, als er Vereinsikone Thomas Müller zum "Notnagel" herabstufte. "Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit seine Minuten bekommen." Für den "Notnagel" entschuldigte er sich später, zeigte Größe.
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Niko Kovac mit Thomas Müller (FC Bayern München)

Fotocredit: Getty Images

Dennoch: Es war kein dünnes Eis mehr, auf das sich Kovac da wagte, sondern der Versuch, gleich über ungefrorenes Wasser zu gehen. Dabei war die Beziehung zwischen Trainer und Spieler schon länger angespannt.
Ein Jahr zuvor hatte Müllers Ehefrau Lisa via Instagram während des 1:1 gegen den SC Freiburg gegen den Bayern-Trainer geätzt. "Mehr als 70 Min bis der mal nen Geistesblitz hat", schrieb die Dressurreiterin und reagierte damit auf die Tatsache, dass ihr Mann erst in der 71. Minute eingewechselt wurde und unter Kovac generell einen schweren Stand hatte.

Flick übernimmt für Kovac und stärkt Müller

Am 3. November 2019 endete die Zusammenarbeit zwischen Kovac und dem Rekordmeister dann vorzeitig.
Platz vier in der Liga nach zehn Spieltagen war den Bossen zu wenig, dazu die Störgeräusche zwischen der Mannschaft und ihrem Übungsleiter.
Es übernahm Hansi Flick. Der setzte wieder voll auf Müller, gab dem Ur-Bayern seinen Status als Stammkraft zurück - und sicherte sich mit dem historischen Sextuple aus Meisterschaft, DFB-Pokal, DFL-Supercup, Champions League, UEFA Super-Cup und FIFA Klub-WM einen Ehrenplatz im Geschichtsbuch des Vereins.

Monaco: Kovac setzt Kapitän Ben Yedder auf die Bank

Und Kovac? Heuerte ein gutes halbes Jahr nach der Bayern-Episode bei AS Monaco an.
Auch im Fürstentum am Mittelmeer machte der Kroate mit einer merkwürdigen Personalentscheidung von sich reden. Im letzten Drittel der Ligue-1-Saison 2020/21 fand sich Wissam Ben Yedder plötzlich als Ersatzspieler auf der Bank wider. Als Kapitän der Mannschaft, als zweitbester Torschütze der Liga nach PSG-Star Kylian Mbappé.
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Niko Kovac nimmt Kapitän Wissam Ben Yedder vom Feld

Fotocredit: Getty Images

Wie konnte das sein?
"Es ist überhaupt keine Strafe für Wissam. Es ist nur so, dass ein Trainer Konkurrenz braucht", begründete Kovac den ungewöhnlichen Schritt. "Ich weiß, dass er enttäuscht war, nicht zu beginnen. Ich habe ihm gesagt, dass er 35 Minuten lang alles geben soll. Er hat mit seinen Toren geantwortet."
Ben Yedder sei "immer noch unser Kapitän und wichtig für die Mannschaft". Darüber hinaus "ist es auch gut für ihn, wenn er in der Schlussphase des Spiels kommt". Dazu scherzte Kovac: "Er wird bis zum Ende der Saison auf der Bank sitzen, da er ja trifft!"
Es ist nicht überliefert, ob Ben Yedder über den Witz gelacht hat oder nicht. Immerhin: Kovac schloss die Saison mit seiner Auswahl auf Platz drei ab und schaffte damit die Qualifikation für die Champions League. Ein halbes Jahr später, nach einer durchwachsenen Hinrunde in der Meisterschaft, folgte aber auch in Monaco die vorzeitige Trennung.

Magath gibt Kovac Rückendeckung: "Alles richtig gemacht"

Seit dieser Saison läuft das Bundesliga-Comeback des 50-Jährigen. Es hakt mächtig, sowohl sportlich als auch personell, wie die Causa Kruse zeigt. Die Situation und der Umgang mit dem Stürmer lässt sich nicht direkt mit den Vorkommnissen um Müller und Ben Yedder vergleichen - wirft aber die Frage auf, ob es zu Kovacs Taktik gehört, sich durch unkonventionelle Maßnahmen Respekt zu verschaffen.
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Max Kruse (l.) und Niko Kovac - VfL Wolfsburg

Fotocredit: Imago

Die Antwort kann nur er selbst geben, wobei er bei Kruse prominente Rückendeckung genießt. "Er ist konsequent und wenn ich mir das Spiel der Wolfsburger anschaue, hat er die richtige Entscheidung getroffen", sagt Trainerlegende Felix Magath bei "ran.de".

Matthäus: Kruse "ein Störfaktor in der Kabine"

"Solange Kruse da ist, ist er ein Störfaktor in der Kabine. Das können Kovac und der VfL in dieser Situation nicht gebrauchen", befand derweil Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. Allerdings: "Er wird nicht mehr spielen, darf aber weiterhin mittrainieren. Das Thema wird also täglich weitergehen und ist vom Verein nicht ideal gelöst worden."
Der Klub müsse in so einem Fall den Coach stärken, so Magath. "Niko hat das alles richtig gemacht. Wenn ein Spieler mit einem Trainer nicht arbeiten will, erzählt er das doch auch seinen Mannschaftskameraden. Das wird von allen beobachtet und Kovac hätte verloren, wenn er den Spieler nicht aus dem Kader genommen hätte."
Ob er damit automatisch gewonnen hat, muss sich indes noch zeigen ...
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