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ManCity vs. BVB - Drei Dinge, die auffielen: Zwei Fehler werden Dortmund zum Verhängnis

Florian Bogner

Update 07/04/2021 um 10:24 GMT+2 Uhr

Borussia Dortmund geht erhobenen Hauptes aus dem Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Manchester City, leistet sich beim 1:2 aber einen Fehler zu viel, um mit einer nahezu perfekten Ausgangsposition ins Rückspiel in acht Tagen zu gehen. Der Kniff mit Teenie Ansgar Knauff ging dabei nicht so ganz auf. Pep Guardiola wurde die betonte Lässigkeit dennoch fast zum Verhängnis. Was uns auffiel.

Ein enttäuschter Jude Bellingham - Manchester City vs. Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Der erste Weg nach Abpfiff führt Pep Guardiola einstudierter Weise zum gegnerischen Trainer.
Edin Terzic von Borussia Dortmund bedachte der Coach von Manchester City dabei am Dienstagabend mit lobenden Worten.
Der BVB hatte zwar 1:2 verloren, dem Favoriten dabei aber mehr Ärger gemacht, als viele es für möglich gehalten hätten. Und sich – trotz der Last-Minute-Pleite – sogar noch ein Hintertürchen fürs Rückspiel in acht Tagen offengelassen.
"Ich habe ihm gratuliert", sagte Guardiola zur Szene nach Abpfiff. "Es waren nette Worte", berichtete derweil Terzic, "aber wir sind ja noch nicht fertig. Wir sehen uns in acht Tagen wieder."
Zum Rückspiel, für das Dortmund Selbstvertrauen getankt hat. "Wir haben gezeigt, dass wir mithalten können", sagte Mats Hummels, als der erste Ärger über die späte Niederlage verraucht war: "So will ich uns sehen – so will jeder Fan uns sehen."
Es sei nur schade, fügte Marco Reus, der Torschütze zum zwischenzeitlichen Ausgleich (84.), an, "dass wir uns für den Kampf und die Energie, die wir auf dem Platz gebracht haben, nicht belohnt haben".
Drei Dinge, die uns auffielen.

1. Zwei Fehler werden dem BVB zum Verhängnis

Auf Weltniveau entscheiden oft nur Kleinigkeiten. Am Dienstagabend war eine dieser Kleinigkeiten ein Fehler von Emre Can. In der 19. Minute spielte der BVB-Anführer einen folgenschweren Fehlpass im Mittelfeld, aus dem das 1:0 für Manchester City durch Kevin De Bruyne resultierte.
Nach dem Zuspiel in den Fuß des Gegners bekam Dortmund die Citizens nicht mehr eingefangen – auch weil Mahmoud Dahoud auf ein taktisches Foul verzichtete. "Es ist immer ein Spiel mit dem Feuer. ManCity hat sehr clevere Spieler, die wissen, wie man den Gegner locken kann. Beim ersten Tor ging es Zack-Zack und es stand 1:0", sagte Reus zum frühen Rückstand.
Wäre dies der einzige gravierende Fehler der insgesamt stark spielenden Dortmunder geblieben, wäre man mit einem 1:1 und damit einer glänzenden Ausgangsbasis fürs Rückspiel heimgereist. In der 90. Minute leistete sich der BVB aber noch einen verhängnisvollen Schnitzer.
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Phil Foden traf gegen den BVB

Fotocredit: Getty Images

Erst ging der eingewechselte Thomas Delaney nicht energisch genug gegen De Bruyne zur Sache. "Das Tor war so unnötig, weil wir zwei Sekunden nicht aufgepasst haben. Wir müssen die Flanke verhindern, dann kommt es gar nicht dazu", haderte Reus.
Dann übersah auch noch der ebenfalls eingewechselte Thomas Meunier für einen Bruchteil einer Sekunde, dass Ilkay Gündogan in seinem Rücken in den Strafraum startete und sprang zu allem Überfluss auch noch unter De Bruynes Flanke hindurch. Gündogan bediente Phil Foden, der zum 2:1 einnetzte.
"Es ist sehr ärgerlich, dass wir nur ein Tor machen und in der 90. Minute ein gefühlt zu verteidigendes Tor kassieren", sagte Hummels. Weil sich der BVB damit um die Früchte der Arbeit brachte: "Wir haben gefühlt alles reingeworfen und den Einsatz gezeigt, den wir alle drei Tage zeigen sollten. Am Ende ist das Gefühl aber nicht gut, obwohl wir sehr viel richtig macht haben."

2. Der Kniff mit Knauff

Die Aufstellung der Dortmunder hatte man so größtenteils erwartet – nicht aber, dass Ansgar Knauff den Vorzug vor Thorgan Hazard, Julian Brandt, Giovanni Reyna oder Reinier erhält. Eine Maßnahme, die man durchaus als Denkzettel von Edin Terzic an seine Bankdrücker werten konnte. Oder gleich an den ganzen Kader: Wer nicht performt, sitzt draußen.
"Form, Eindrücke aus dem Training und das, was der Gegner anbietet" hätten ihn dazu bewogen, Knauff auf der Weltbühne zum Startelfdebüt für den BVB zu verhelfen, erzählte der Trainer.
Der BVB-Plan war dabei vor allem, auf die Geschwindigkeit des 19 Jahre alten Flügelstürmers zu setzen, um Räume hinter Manchesters hoch verteidigender Viererkette zu plündern. So versuchten die Dortmunder auch stets bei Ballgewinn in der Defensive, das Mittelfeld so schnell wie möglich zu überbrücken – meist boten sich dafür flache Vertikalpässe auf Marco Reus oder Erling Haaland an.
"Wir haben Probleme gehabt, sie hoch zu pressen – was aber nicht so einfach ist, wenn sie Haaland hoch anspielen", sagte Pep Guardiola: "Sie haben auch immer Bellingham und Reus gefunden."
Knauff dagegen tat sich schwer, im richtigen Moment in die Terzic vorschwebenden Räume zu starten. Kam er mal an den Ball, so hatte er doch deutlich sichtbare körperliche Nachteile, die sich vor allem gegen City-Kante Kyle Walker bemerkbar machten.
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Lob und Tadel von Terzic: "Dann klingelt's auf diesem Niveau"

Dazu kam eine ordentliche Portion Nervosität, die man Knauff in der ein oder anderen Situation anmerkte. Dennoch biss sich der Teenie förmlich in die Partie und stürzte sich frech in viele Zweikämpfe (13 insgesamt), von denen er immerhin sieben gewann. Zwei Torschussvorlagen waren ebenso ordentlich.
Nach 62 Minuten hatte Terzic allerdings genug gesehen und beendete das Experiment – Reyna kam für ihn in die Partie. Der Amerikaner trat dann aber nicht mehr nennenswert in Erscheinung (nur zwölf Ballkontakte, keine Torschussbeteiligung). So lange Jadon Sancho weiter ausfällt, wird man Knauff also vermutlich wiedersehen.

3. Peps betonte Lässigkeit färbt ab

Pep Guardiola wurde mitunter ja vorgeworfen, große Spiele zu verkopft anzugehen und seine Spieler mit taktischen Anforderungen zu überladen – so wie zuletzt gegen Olympique Lyon im Viertelfinale des Vorjahres.
Gegen Dortmund war's das komplette Gegenteil: Betont offensiv verkaufte der Katalane, seinen Mannen quasi keine Anweisungen mit auf den Weg gegeben zu haben. "Wir haben nur fünf Minuten über dieses Spiel geredet und werden das machen, was wir seit Monaten machen: Wir wollen den Ball haben, wir wollen angreifen", sagte er vor dem Anpfiff beinahe gleichgültig.
Wer nun 27 der letzten 28 Pflichtspiele gewonnen hat, kann sich das vermutlich auch leisten. Peps betonte Lässigkeit färbte aber auch ein bisschen ab. Manchester City wirkte vor allem in der Anfangsphase doch von Dortmunds forscher Klarheit im Spiel nach vorne überrascht. Dass die Citizens vor allem im Pressing keinen Zugriff bekamen und so kaum hohe Ballgewinne verzeichnen konnte, wurmte die Pep-Elf sichtlich. De Bruyne und Guardiola bemängelten vor allem auch das Anlaufverhalten der Offensivspieler.
Dazu kam, dass der BVB den Raum geschickt eng machte und kaum Dribblings oder Steckpässe durchs Mittelfeld zuließ. "Dortmund hat uns vielleicht ein bisschen überrascht mit drei Mann im Mittelfeld, die Mann gegen Mann gespielt haben. Da haben wir dann ein bisschen umgestellt", erklärte De Bruyne die Anpassungen in der Pause, nachdem es ihm in der ersten Halbzeit "ein bisschen zu viel hin und her" gegangen war.
Nach dem Seitenwechsel baute ManCity das Spiel klassisch mit Viererkette auf, Linksverteidiger João Cancelo, der sonst so gerne ins Mittelfeld schiebt, blieb positionstreuer. "Da wurde es dann auch breiter, bisschen mehr zu laufen für uns. Aber auch da haben wir es gut gemacht und sehr wenige Torchancen zugelassen", resümierte Terzic. Zumindest bis zur 90. Minute.
Fürs Rückspiel kündigt Guardiola dann doch eine eingehendere Analyse an. "Wir wissen jetzt, wie sie spielen. Wir werden das analysieren. Wir können sicherlich besser spielen", sagte er.
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Pep über skurriles Haaland-Autogramm: "Vielleicht ist er ..."

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