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Super League - UEFA prüft Ausschluss der abtrünnigen Klubs aus laufendem Europacup

Eurosport
VonEurosport

Update 19/04/2021 um 23:09 GMT+2 Uhr

Die Entscheidung über die Münchner EM-Spiele ist vertagt, die Reform der Champions League beschlossen - doch inmitten des Bebens der Super-League-Gründung geriet das alles zur Randnotiz. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin drohte den Super-League-Klubs und auch den Spielern mit einem Ausschluss aus allen Wettbewerben. Europas Fußball steht vor einer Zerreißprobe.

Aleksander Ceferin

Fotocredit: Eurosport

Auch Stunden nach dem Super-League-Erdbeben war die Wut bei Aleksander Ceferin kein Stück verraucht - und er unternahm auch keine Anstalten, das zu verbergen.
Mit hochrotem Kopf und finsterer Miene schimpfte der UEFA-Präsident lauthals über den "schändlichen, egoistischen und von Gier getriebenen" Alleingang der zwölf Rebellen. Menschen, die den Fußball lieben, werde "ins Gesicht gespuckt", tobte Ceferin - und sprach eine unmissverständliche Drohung aus.
"Meiner Meinung nach müssen die Teams und Spieler von all unseren Wettbewerben ausgeschlossen werden. Es wird ihnen auch nicht mehr erlaubt sein, für ihre Nationalmannschaften aufzulaufen", wetterte Ceferin - und bekam sofort Rückendeckung vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL), die ihre Unterstützung für alle Gegenmaßnahmen zusagten.
"Dass hiervon auch die Berufung deutscher, bei Super-League-Klubs unter Vertrag stehender Nationalspieler betroffen sein kann, ist uns bewusst", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.
Ob die Verbannung der Profis schon bei der EM im Sommer gelten werde, könne Ceferin aber noch nicht sagen. Die UEFA erwäge sogar einen Ausschluss der Abtrünnigen aus den laufenden Europacup-Wettbewerben, dies werde derzeit aber noch rechtlich geklärt.

Super League hält Platz für Bayern und BVB frei

Nach dem Willen der zwölf Ausreißer sollen auch der FC Bayern München und Borussia Dortmund in den Kreis der Gründungsmitglieder aufgenommen werden, wie das Nachrichtenmagazin "Spiegel" in Berufung auf den Rahmenvertrag der Super League berichtete. Vertreter beider Spitzenklubs hatten zuvor aber schon ihre Abneigung kundgetan.
Europas Fußball steht vor einer nie dagewesenen Zerreißprobe. Eigentlich wollte das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) am Montag auch über Münchens EM-Schicksal entscheiden, doch bezüglich der finalen Spielorte der EURO im Sommer (11. Juni bis 11. Juli) wurde kein Beschluss gefasst.
Die Gnadenfrist für München ist bis Freitag verlängert, ohnehin überlagerte bei der Sitzung in Montreux am Ufer des Genfer Sees der Schock über die Super League einfach alles.

Bayern und Dortmund lehnen Super League ab

In der Nacht zu Montag, wenige Stunden vor Start der Exko-Sitzung, hatten zwölf Topklubs den europäischen Fußball mit einem epochalen Knall in seinen Grundfesten erschüttert. Mit der Gründungserklärung der Super League machten sechs Spitzenklubs aus England sowie je drei aus Spanien und Italien - darunter Real Madrid, der FC Barcelona, der FC Liverpool und Juventus Turin - jahrelange Drohungen wahr.
Laut "Spiegel"-Informationen soll Bayern und Dortmund eine 30-tägige Frist eingeräumt worden sein, um auch noch dazuzustoßen.
Dies stünde im Widerspruch zu den Aussagen von BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Watzke lehnte die Super League ab und betonte, dass sein Klub zusammen mit den Bayern "in allen Gesprächen zu 100 Prozent deckungsgleiche Auffassungen vertreten" habe.
Rummenigge rief zu Solidarität auf und versicherte, dass sich die Münchner nicht an den Planungen beteiligt hätten: "Wir sind davon überzeugt, dass die aktuelle Statik im Fußball eine seriöse Basis garantiert."

UEFA will Super League verhindern

Dieser Meinung ist auch die UEFA. Er habe in seinem Leben "viel gesehen, aber sowas noch nicht", schimpfte Ceferin. "Es geht um Gier, Eigennutz und Narzissmus einiger Personen. Wir sind alle vereint gegen diesen Nonsens eines Projekts." Die UEFA, das betonte der Slowene, werde "alles tun", um die Super League zu verhindern.
Denn der neue Wettbewerb steht in direkter Konkurrenz zur Champions League. Die eigentlich als Zugeständnis an die Klub-Schwergewichte gedachte Reform ihrer Königsklasse ab der Saison 2024/25 beschloss das UEFA-Exko um DFB-Vizepräsident Rainer Koch am Montag zwar trotzdem, ohne die zwölf Zugpferde wäre das Premiumprodukt Champions League aber immens beschädigt.
Weil die Super League unter der Woche ausgespielt werden soll, wollen alle Teams Teil ihrer nationalen Ligen bleiben - doch der Widerstand formierte sich in Windeseile. Die nationalen Verbände und Ligen stellten sich geschlossen hinter die UEFA. "Es ist verantwortungslos und nicht hinnehmbar, das gewachsene Miteinander aufs Spiel zu setzen", schrieben DFB und DFL.
Der Weltverband FIFA drückte ebenfalls seine "Missbilligung" aus, selbst der britische Premierminister Boris Johnson, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und die Spitze der EU-Kommission schlossen sich dem Widerstand an. Dazu hagelte es Kritik von Fanbündnissen quer über den Kontinent, Sig Zelt von ProFans sprach gegenüber dem SID von einer "Horrorvision".

Super League will bald schon loslegen - "JPMorgan" finanziert

Daran stören sich die Macher der Super League wenig, ihre Pläne sind schon weit fortgeschritten. "So bald wie möglich" soll es mit 20 Teams losgehen, hieß es. Nur fünf Plätze werden nach Qualifikations-Kriterien vergeben, 15 Mannschaften gehören zum festen Stamm. Die Gründungsmitglieder sollen eine einmalige Zahlung in Höhe von 3,5 Milliarden Euro erhalten, die US-amerikanische Investmentbank "JPMorgan" steht als Geldgeber bereit.
Die Positionen, das wurde nach Ceferins Auftritt klar, sind verhärtet. Eine Klagewelle ungeahnten Ausmaßes scheint unausweichlich. Die internationalen Medien ahnen bereits, wohin das führen wird. "Fußball im Krieg. Die Entscheidung droht den englischen Fußball zu spalten", schrieb die englische "Daily Mail". Nach Ansicht des "Guardian" kann "nur jemand, der Fußball wirklich hasst", hinter der Super League stehen.
Dabei ist selbst die Reform der Champions League höchst umstritten. Ab der Saison 2024/25 wird die Königsklasse von 32 auf 36 Teilnehmer aufgestockt, im sogenannten "Schweizer Modell" bestreitet jeder Klub zehn Gruppenspiele gegen zehn anhand einer Setzliste zugeloste Gegner, aus einer Gesamttabelle aller Teams ergibt sich die K.o.-Phase.
Zwei der vier zusätzlichen Startplätze werden über eine Fünf-Jahres-Rangliste der Klubs vergeben. So können Vereine, die sich über die Liga nicht qualifiziert haben, von ihren Erfolgen vergangener Tage profitieren und dennoch in die Champions League einziehen - auch dies rief bereits heftige Kritik, vor allem von Fanseite, hervor. Doch nach dem Super-League-Knall rückte dies schnell in den Hintergrund.
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