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Barça-Debakel bei Benfica Lissabon: Ronald Koeman steht vor dem Aus - doch es gibt einen Haken

Robert Bauer

Update 30/09/2021 um 13:59 GMT+2 Uhr

Der FC Barcelona hat sich in der Champions League bei Benfica Lissabon bis auf die Knochen blamiert (0:3) und damit den vorläufigen Tiefpunkt in der laufenden Spielzeit erreicht. Im Zentrum der Kritik steht einmal mehr der bereits angezählte Trainer Ronald Koeman. Das Aus des Niederländers scheint nach dem Debakel in Lissabon besiegelt, doch es gibt einen entscheidenden Haken.

Ronald Koeman - FC Barcelona

Fotocredit: Getty Images

Ronald Koeman sprang von der Trainerbank auf, gestikulierte wild und redete auf seine Spieler ein. Doch es half alles nichts: Nach dem Schlusspfiff stand der Niederländer wie versteinert an der Seitenlinie.
Der FC Barcelona hat nach dem blamablen Champions-League-Auftakt gegen den FC Bayern (0:3) am Mittwochabend beim 0:3 gegen Benfica Lissabon das nächste Debakel erlebt. Dem einstigen Dominator der europäischen Fußballszene droht damit bereits nach zwei Spieltagen das vorzeitige Aus.
"Spiele entscheiden sich in den Strafräumen, wo wir nicht schlagkräftig genug waren - sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung", legte Sergio Busquets im Anschluss den Finger in die Wunde.
In der Tat brachte Barça in der portugiesischen Hauptstadt wie schon beim ernüchternden Auftakt gegen die Bayern im heimischen Camp Nou nicht einen einzigen Torschuss zustande. Saisonübergreifend blieben die Katalanen in der Königsklasse damit erstmals seit 24 Jahren fünf Spiele in Folge ohne Sieg - bei einem Torverhältnis von 2:14 in diesem Zeitraum.
Es ist der vorläufige Tiefpunkt einer ohnehin schwierigen Saison, der ersten ohne Superstar Lionel Messi.

"Koeman schaufelt sich sein Grab in Lissabon"

Die spanische Presse kannte mit den Katalanen kein Pardon und knöpfte sich fast schon erwartungsgemäß Koeman und dessen Schützlinge nach dem blutleeren Auftritt in Lissabon vor. "Koeman hängt an einem sehr dünnen Faden", lautete das Urteil der "Marca". Die "Sport" ging sogar noch einen Schritt weiter: "Koeman schaufelt sein Grab in Lissabon. Ein weiteres 3:0. Eine weitere Demütigung. Wieder einmal wurde das Elend der Mannschaft und der Bank vor ganz Europa, oder besser gesagt, vor der ganzen Welt, grausam bloßgestellt."
Bereits nach 134 Sekunden nahm das Unheil seinen Lauf, als sich Benficas Darwin Núñez spielerisch leicht durch die passive Abwehr der Blaugrana schlängelte und den Gästen mit seiner sehenswerten Einzelaktion das zweitfrüheste Gegentor in ihrer Champions-League-Historie einbrockte (3.).
Nach der Pause legten Rafa (69.) und erneut Núñez (79./Handelfmeter) mit ihren Treffern gnadenlos die eklatanten Abwehrschwächen der Katalanen offen. Die Gelb-Rote Karte von Eric Garcia setzte dem Debakel die Krone auf (87.).
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Der FC Barcelona ist am Boden

Fotocredit: Imago

Barça: War es das endgültig für Koeman?

Umso mehr verwunderte im Anschluss die Analyse von Koeman. "Bis zum 0:2 hat das Team ein gutes Spiel gemacht. Der große Unterschied ist, dass Lissabon die Tore gemacht hat und wir nicht. Der Schuldige ist am Ende der Trainer, doch ich denke, über weite Strecken der Partie war der Matchplan sehr gut. Wir waren nämlich besser als Benfica", konstatierte der 58-Jährige.
Trotzdem steht nach dem 2. Spieltag der letzte Tabellenplatz in der Gruppe E mit null Punkten und einem Torverhältnis von 0:6 zu Buche. Die beiden kommenden Partien gegen Dynamo Kiew sind für den FC Barcelona somit schon so etwas wie zwei kleine Endspiele, um auf höchster europäischer Bühne überwintern zu können.
Doch sitzt der bereits angezählte Koeman dann überhaupt noch auf der Trainerbank?
"Es ist schwer zu sagen. Berichten zufolge müsste Barça 12 Millionen Euro zahlen, wenn sie Koeman vorzeitig entlassen würden. Das dürfte keine Option sein. Die einzige Möglichkeit wäre, wenn sich beide Parteien auf eine Vertragsauflösung einigen würden", erklärte Fußball-Experte Félix Martin von Eurosport in Madrid. Als mögliche Nachfolger wurden in den vergangenen Tagen Ex-Profi Xavi und der belgische Nationaltrainer Roberto Martínez ins Gespräch gebracht.
Koeman selbst äußerte sich hinsichtlich seiner Zukunft nach der Blamage in Lissabon relativ gelassen: "Ich fühle mich sehr unterstützt von meinen Spielern. Und vom Verein? Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was Barcelona denkt und was sie über meine Zukunft entscheiden werden. Das liegt nicht in meiner Hand."

Hilft Barça nur noch ein "Wunder"?

Eurosport-Experte Martin sieht den Niederländer jedoch nicht als Hauptschuldigen für die gegenwärtige sportliche Misere.
"Die finanzielle Situation von Barça ist sehr fragil und das Team hat derzeit mit vielen Verletzungen zu kämpfen (Ousmane Dembélé, Sergio Agüero, Jordi Alba, Martin Braithwaite). Aufgrund dessen ist Koeman fast gezwungen, viele junge Spieler aufzubieten, die offensichtlich noch nicht bereit sind, mit dem Druck umzugehen, dieses verloren wirkende Team zu führen", ergänzte er und betonte:
"Das extrem schlechte Management von Ex-Präsident Josep Maria Bartomeu hat dafür gesorgt, dass Barça vor ein paar Jahren noch mit Neymar, Luis Suarez und Messi aufgelaufen ist und heute Luuk de Jong und Memphis Depay an vorderster Front agieren. Das Traurige ist, dass die gegenwärtige Wirtschaftskrise ein langfristiges Problem zu sein scheint, es sei denn, sie finden neue Investoren - oder ein Wunder geschieht."
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