Drei Dinge, die bei FC Sevilla - BVB auffielen: Edin Terzic macht seine Hausaufgaben

Der BVB hat sich mit einem deutlichen 4:1 (3:0)-Sieg in Sevilla für den Klassiker gegen den FC Bayern München (Samstag 18:30 Uhr im Liveticker) warmgeschossen. Überragender Mann aufseiten der Borussen war einmal mehr Jude Bellingham, der nicht nur als Antreiber und Motor verzückte. Doch der Sieg gebührt auch Edin Terzic, der aus einem Duell vor anderthalb Jahren die richtigen Schlüsse zog.

Lockerer 4:1-Sieg? BVB-Coach Terzic widerspricht vehement

Quelle: Perform

Auch wenn er es nicht aussprechen wollte, merkte man Edin Terzic die Erleichterung im Interview nach dem Match an.
Borussia Dortmund hat sich nach turbulenten Wochen und dem bitteren 2:3 am vergangenen Samstag in Köln in der Champions League eindrucksvoll zurückgemeldet und mit dem 4:1 (3:0) in Sevilla ein Ausrufezeichen vor dem Bundesliga-Kracher gegen den FC Bayern gesetzt.
"Das war die Reaktion, die wir zeigen wollten", sagte Jude Bellingham bei "DAZN". Mit nun sechs Punkten insgesamt und fünf Zählern Vorsprung auf Sevilla und den FC Kopenhagen hat der BVB in Gruppe G beste Chancen aufs Weiterkommen. Zu große Euphorie wollten die Schwarz-Gelben aber trotzdem nicht aufkommen lassen.
Denn ganz so klar, wie das Ergebnis vermuten lässt, verlief das Spiel in Dortmunds neuer "Wohlfühloase" Sevilla nicht.

1. Terzic macht seine Hausaufgaben

Terzic fand bereits im Vorfeld der Partie deutliche Worte. "Ich behaupte ja immer, dass die Jungs nicht doof sind, aber sie sind halt brutal vergesslich", sagte der BVB-Coach im Hinblick auf die Leistungsschwankungen seiner Mannschaft in den vergangenen Wochen.
Doch diesmal bewiesen die Schwarz-Gelben ein gutes Erinnerungsvermögen. Auch, weil Terzic selbst seine Hausaufgaben gemacht hatte.
Im Gegensatz zum üblicherweise praktizierten 4-2-3-1 schickte der Übungsleiter sein Team im 4-3-3 aufs Feld. Ein Kniff, den Terzic bereits im Februar 2021, beim letzten Auftritt der Dortmunder im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán, angewandt hatte - und der erneut fruchtete.
Auch wenn sich Sevilla bei weitem nicht so spielstark wie vor anderthalb Jahren präsentierte, sorgte Emre Can als zusätzlicher Sechser für mehr defensive Stabilität und verschaffte seinen Nebenleuten mehr Freiheiten.
Jude Bellingham und Salih Özcan nutzten diese, indem sie den ballführenden Gegenspieler immer wieder blitzartig aus der Dreier-Mittelfeldkette heraus angriffen, um schnelle Ballgewinne und Umschaltmomente zu generieren.
Eine Taktik, mit der die in Halbzeit eins völlig verunsicherte Defensive und Mittelfeldzentrale der Hausherren überhaupt nicht zurechtkam. Wie 2021 hatte der BVB den Sevillistas zur Pause bereits drei Treffer eingeschenkt. Und das sogar ohne den nach Manchester abgewanderten Top-Stürmer Erling Haaland, der damals doppelt traf.
Dafür aber mit einem bestens aufgelegten Youssoufa Moukoko, der in der Sturmspitze den zuletzt formschwachen Anthony Modeste ersetzte und deutlich agiler wirkte. "Er war an sehr vielen Offensiv-Aktionen beteiligt und hat sich immer wieder in den Gegner reingestemmt", lobte Terzic. Einzig ein Tor war Moukoko nicht vergönnt.
Dafür waren an diesem Abend andere verantwortlich.
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Terzic lobt Bellingham und die Zentrale: "Unfassbares Spiel gemacht"

Quelle: Perform

2. Edelfuß Bellingham verzückt

Ballannahme, ein Blick, ein messerscharfer Diagonalball mit dem (schwachen!) linken Fuß. Der Assist, mit dem Bellingham Torschütze Raphaël Guerreiro vor dem 1:0 (6.) bediente, war eine absolute Augenweide.
Der 19-Jährige, der den BVB in Abwesenheit von Marco Reus und Mats Hummels als Kapitän aufs Feld führte, war in Sevilla Dortmunds Bester und glänzte am Mittwoch neben seinen Qualitäten als Mittelfeldmotor und Antreiber auch mit feinem Füßchen.
Nach einer Viertelstunde pflückte er einen hohen Ball graziös mit der rechten Picke nach unten, umkurvte einen Gegenspieler und setzte Moukoko in Szene, der jedoch zu spät startete.
Bellingham stach immer wieder in die Räume, die durch die vakante Zehner-Position entstanden, ohne dabei seine defensiven Pflichten zu vernachlässigen. "Ich versuche einfach, dem Team zu helfen", kommentierte er seine Man-of-the-Match-Performance gewohnt bescheiden.
Die Krönung folgte kurz vor der Halbzeit, als der Youngster Sevilla-Verteidiger Nemanja Gudelj im Sechzehner schwindelig spielte und mit dem Außenrist zum zwischenzeitlichen 2:0 einnetzte.
Damit hat Bellingham in jedem der bisherigen drei Gruppenspiele getroffen. Eine Leistung, die bis dato nur einem Spieler unter zwanzig Jahren gelungen war: Erling Haaland 2019/2020 für den FC Salzburg.
Allerdings musste Bellingham für seinen dominanten Auftritt auch einstecken. Bereits vor der Pause wurde er von José Ángel Carmona vor dem Sechzehner rotwürdig abgeräumt (45.+1). In Hälfte zwei wurden es sogar noch mehr Attacken.
Doch auch auf diese Weise war der junge Engländer an diesem Abend nicht zu stoppen.
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Jude Bellingham trifft für den BVB

Fotocredit: Getty Images

3.) Das "alte" Sevilla blitzt nur kurz auf

Die Zeiten, in denen das Estadio Ramón Sánchez Pizjuán einer Festung glich, in denen an Spaniens Südküste rauschende Fußballfeste gefeiert und europäische Top-Teams zur Verzweiflung gebracht wurden, sie scheinen vorbei.
Dass sich Sevilla, in La Liga nur Tabellensiebzehnter, aktuell im Formtief befindet, war bereits im Vorfeld der Partie bekannt. Die Art und Weise, wie sich der sechsmalige Europa-League-Sieger in der ersten Halbzeit präsentierte, war jedoch beinahe erschreckend.
Das Team wirkte völlig verunsichert, viel zu viele Zuspiele landeten bei einem Dortmunder. Bezeichnend eine Szene, als der junge Verteidiger Kike Salas seinem Nebenmann den Ball aus zehn Metern auf die Brust donnerte, statt ihm einen Flachpass in den Fuß zu servieren. "Wir wurden heute relativ hart bestraft", bilanzierte Ex-Schalke-Star Ivan Rakitic im Nachgang.
Umso bemerkenswerter, dass das Team trotz 0:3-Rückstand zur Halbzeit noch einmal den Umschaltknopf fand und an der Ehre gepackt mit einem ganz anderen Gesicht aus der Pause kam. Youssef En-Nesyri nickte kurz nach dem Seitenwechsel zum 1:3 ein (51.) – und plötzlich schwamm nicht mehr die Defensive der Sevillistas, sondern die der Dortmunder.
Eine Phase, die den Schwarz-Gelben überhaupt nicht schmeckte. "Es war für mich keine gute Abwehrleistung, die Borussia Dortmund gezeigt hat", analysierte dementsprechend auch Sami Khedira bei "DAZN".
Doch im Gegensatz zu den Kölnern am vergangenen Samstag wusste Sevilla die vielen Chancen (allein zehn Torschüsse in Halbzeit zwei) nicht zu nutzen.
Der Treffer von Julian Brandt zum 4:1 (75.) verpasste dann nicht nur den Hausherren den "Todesstoß", sondern auch Trainer Julen Lopetegui, dessen Entlassung nur eine halbe Stunde nach Abpfiff offiziell gemacht wurde.
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Nkunku, Silva, Szoboszlai: Rose preist Leipzigs Offensivkünstler

Quelle: Perform

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