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BVB vs. RB Leipzig - Drei Dinge, die auffielen: Festtag für die Dortmunder Jungs

Florian Bogner

Update 14/05/2021 um 10:00 GMT+2 Uhr

Borussia Dortmund entzaubert RB Leipzig im DFB-Pokalfinale 2021. Beim 4:1 (3:0) spielen vor allem Marco Reus, Erling Haaland und Jadon Sancho alles überragend. Edin Terzic und Lukasz Piszczek dürfen sich allerdings ebenfalls wie im Märchen wähnen. Auf Leipziger Seite wirft hingegen die taktische Aufstellung von Trainer Julian Nagelsmann Fragen auf. Drei Dinge, die uns beim Endspiel auffielen.

Marco Reus küsst den DFB-Pokal - Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Die Reihenfolge war klar. Als der BVB um 22:56 Uhr in Berlin den DFB-Pokal überreicht bekam, griffen folgende Spieler nach Kapitän Marco Reus zuerst nach dem Pokal: erst der scheidende Oldie Lukasz Piszczek, dann die Torschützen Jadon Sancho und Erling Haaland.
Mit 4:1 (3:0) hatte Borussia Dortmund zuvor das Endspiel gegen RB Leipzig klar für sich entschieden.
Sancho (5./45.) und Haaland (28./87.) besorgten die Tore, denen Leipzig bei der zweiten Finalniederlage binnen drei Jahren nur den Treffer von Dani Olmo (71.) entgegenzusetzen hatte.
"Dortmund hat aus sehr wenigen Situationen sehr viel gemacht und wir aus sehr vielen Situation sehr wenig", haderte RBL-Coach Julian Nagelsmann, der behauptete: "Wir waren sicherlich nicht die schlechtere Mannschaft."

Pokalheld Reus: "Das ist für die Fans!"

Ein Statement, dass sich nach dem 1:4 ähnlich fehl am Platze anhörte wie einst Philipp Lahms ähnliche Aussage nach einem 2:5 des FC Bayern im Pokalfinale 2012 gegen Dortmund.
Die BVB-Party störte das freilich nicht. "Ich bin unheimlich stolz, welche Moral die Mannschaft in den letzten drei Wochen gezeigt hat", sagte Reus: "Wir haben den Pott geholt – das ist für die Fans!"
Drei Dinge, die im Pokalfinale auffielen – dem vor allem Dortmunds "Big Three" ihren Stempel aufdrückten.

1. Festtag für zweieinhalb Dortmunder Jungs

Alle Dortmunder hatten nach der Partie ein Strahlen im Gesicht – am meisten aber wohl Edin Terzic und Marco Reus. Für den im Sauerland geborenen Trainer und seinen in Dortmund zur Welt gekommenen Spieler war der fünfte Pokaltriumph des BVB etwas ganz Besonderes, an dem beide auch noch gehörigen Anteil hatten.
Terzic, weil er sich in einer schwierigen Saison, als Favre-Ersatz und Trainer-Novize ins Haifischbecken Bundesliga geworfen, nicht hatte unterkriegen lassen und offenbar vor dem Finale genau die richtigen Worte fand, um seine Spieler bis in die Haarspitzen motiviert auf die Leipziger losgehen zu lassen.
"Die Mannschaft war im Dezember halbtot und er hat sie wirklich zum Leben erweckt", lobte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke den 38 Jahre alten Coach, der sich nach der Saison allerdings wieder hinter dem aus Gladbach für fünf Millionen Euro geholten Marco Rose als Co-Trainer einreihen soll: "Das war eine Riesenleistung."
Reus, weil der BVB-Kapitän die Figur des späten Dortmunder Aufstiegs mit nun sieben Pflichtspielsiegen in Folge ist und auch dem Finale seinen Stempel aufdrückte: Vor dem 1:0 war es seine Balleroberung gegen den unachtsamen Kevin Kampl, die den Sancho-Treffer möglich machte - Haalands 2:0 und Sanchos 3:0 bereitete Reus zudem vor.
Immer wieder nervte der BVB-Kapitän die Leipziger beim Anlaufen. Als er in der 59. Minute wieder mal Kampl den Ball abluchste und danach auch noch gegen Nordi Mukiele einen Freistoß rausholte, klatschte die ganze Dortmunder Bank frenetischen Beifall. Seine starke Vorlage hätte später auch noch Thorgan Hazard zum 4:0 nutzen müssen (65.).
Mit 18 Scorerpunkten in seinen letzten 17 Pokalspielen (zehn Tore) hat Reus aber ohnehin schon seine Wichtigkeit in Do-or-Die-Spielen zu Genüge unter Beweis gestellt. Dass er nach seiner Verletzung 2020 jedoch nochmal so zurückkommen würde, da gab es schon auch einige Zweifler. "Wir haben diese Saison gezeigt: Wenn wir es müssen, sind wir zu Besonderem fähig", sagte Reus auf den ganzen BVB bezogen, aber eben auch: sich selbst einschließend.
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Marco Reus fällt Edin Terzic im Pokalfinale um den Hals - Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

"Wenn er spürt, dass das Vertrauen total da ist, dann wird der Marco auch immer besser", lobte Watzke ihn, aber auch Terzic, der "vom ersten Tag auf ihn gesetzt" habe: "Was er die letzten Wochen geliefert hat, war großartig. Riesenkompliment an den Marco." Für ihn selbst sei es in der schwierigen Saisonphase wichtig gewesen, "ruhig zu bleiben, selbstkritisch, aber positiv - und das bin ich", sagte Reus: "Heute ist ein schöner Tag."
Einen schönen Tag erlebte auch Lukasz Piszczek, qua Pass zwar Pole, im BVB-Kosmos aber nach elf Jahren im gelben Trikot mindestens schon ein halber Dortmunder. Dass sich der 35-Jährige kurz vor seinem Abschied aus Deutschland nochmal einen Stammplatz erkämpft hatte und nochmal in einem siegreichen Pokalfinale auflief, war fast schon zu kitschig, um wahr zu sein.

2. Nagelsmanns Taktik wirft Fragen auf

Schon beim Ligaduell in Dortmund am Wochenende (2:3) hatte Leipzigs Abwehr nicht gerade sattelfest gewirkt – ein Problem, dass Trainer Julian Nagelsmann unbedingt angehen wollte. "Wir haben die ganze Kette nochmal bearbeitet", sagte er direkt vor Anpfiff des Pokalfinals.
Wie er das jedoch taktisch tat, warf durchaus Fragen auf. Aus dem 3-4-2-1 vom Wochenende machte Nagelsmann mit vier Änderungen ein ultraoffensives 3-1-4-2, was aber in erster Linie dazu führte, dass seine drei Abwehrspieler mit dem aggressiven Dortmunder Pressing überhaupt nicht zurecht kamen und auch der vor der Dreierkette spielende Kampl zu oft zu viel Druck bekam und ins Schwimmen geriet (wie vor dem 0:1).
Immer wieder schaltete Dortmund bei Ballgewinnen so schnell um, dass RBL nicht genügend Spieler hinter den Ball brachte – die drei Abwehrspieler plus Kampl fanden sich so in der ersten Halbzeit mehrfach in Gleichzahl- oder sogar Unterzahlsituationen wieder, in denen sich gerade die "Front Three" des BVB in Eins-gegen-Eins-Duellen so richtig austoben konnten.
Dass Nagelsmann offensiv neben Alexander Sörloth Hee-chan Hwang den Vorzug vor Yussuf Poulsen gab, war eine schöne Geste für dessen entscheidenden Beitrag beim 2:1-Sieg nach Verlängerung im Halbfinale bei Werder Bremen, wirkte sich aber auch nicht positiv auf das Leipziger Spiel aus. Im Gegenteil: Hwangs tollpatschiger Ballverlust an der Mittellinie leitete das 0:2 ein.
"Vielleicht waren Sörloth und Hwang nicht die richtige Wahl", meinte auch Bastian Schweinsteiger als Co-Kommentator in der "ARD".
Und dann wäre da noch die Personalie Angeliño zu diskutieren, den Nagelsmann aus dem Kader gestrichen hatte – angeblich rein aus sportlichen Gründen. Der 24-Jährige hatte beim 2:3 in Dortmund sicher nicht seinen besten Tag; einen zweiten linken Läufer wie den quirligen Spanier hat Leipzig aber nunmal nicht im Kader. Amadou Haidara interpretierte die Rolle jedenfalls viel zu offensiv, kam bei Ballgewinn BVB so gut wie nie rechtzeitig hinter den Ball und setzte auch offensiv keinerlei Akzente.
So war das Finale zur Halbzeit schon verloren. Bemerkenswert war lediglich, dass Nagelsmann in der Pause Poulsen für Alexander Sörloth und Christopher Nkunku für Hwang brachte und damit weiterhin das 3-1-4-2 bestehen ließ, was seine Spieler im zweiten Durchgang dann immerhin etwas sorgsamer umsetzten als vor dem Halbzeitpfiff.
"Ich kann der Mannschaft nichts vorwerfen, aber am Ende des Tages stehen wir hier mit 1:4 und das ist schon sehr bitter", meinte RBL-Boss Oliver Mintzlaff: "Wir waren jetzt zweimal in drei Jahren hier und kriegen das zweite Mal auf den Sack (2019 verlor man 0:3 gegen den FC Bayern, Anm. d.Red.). Das tut natürlich weh."

3. Augenblick, verweile doch ...

Erling Haaland und Jadon Sancho am Donnerstagabend im BVB-Trikot zuzusehen, war auch für den neutralen Beobachter eine Augenweide, nimmt man Sanchos töpelhaft vergebene Chance in der Schlussphase - Watzke: "Die hat mich drei Jahre meines Lebens gekostet" - mal raus.
Mit 20 bzw. 21 Jahren schossen sich die beiden BVB-Angreifer als die jüngsten Pokalfinal-Doppelpacker ever in die DFB-Geschichtsbücher. Vor einem gewissen Gerd Müller.
Hatte Sancho in der Bundesliga zu Beginn der Spielzeit noch mit Startschwierigkeiten zu kämpfen und fehlte später auch in wichtigen Momenten verletzt, so drückte er zumindest der Pokalsaison als Top-Scorer mit sechs Toren und drei Assists seinen Stempel auf.
Wie er sich jedenfalls beim 1:0 (5.) Leipzigs Mukiele zurechtlegte und danach einschlenzte, war großes Kino – und auch seine Ruhe am Ball vorm 3:0 (45.), als er noch einen Leipziger ins Leere rutschen ließ, nicht zu unterschätzen.
Haaland dagegen zeigte beim 2:0 (28.) seine ganze Klasse, als er den Bald-Bayern Dayot Upamecano einfach an seinem Körper abprallen ließ und überlegt abschloss. Das 4:1 (87.) - nach Vorlage von Sancho - war dann eher Glück des Tüchtigen; beeindruckend war daran allerdings sein Sprint vom eigenen Sechzehner bis vors Leipzig-Tor.
Beim BVB wünscht man sich nun natürlich nichts sehnlicher, als dass beide über diese Saison hinaus in Dortmund bleiben würden.
Bei Haaland gibt sich Watzke weiter hart, bei Sancho ist man sich nicht so sicher, dass man den Engländer halten kann – schließlich ruft die Premier League. "Wir versuchen es", sagte Watzke nur in der "ARD". Möglicherweise hat man aber am Mittwochabend zum letzten Mal den Pokal-Sancho im BVB-Trikot gesehen. Schade, eigentlich.
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