Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

EURO 2020: Dänemark will EM trotz Eriksen-Kollaps durchziehen - "Es mag sich hart anhören, aber ..."

Eurosport
VonEurosport

Publiziert 13/06/2021 um 17:57 GMT+2 Uhr

Die dänische Nationalmannschaft will trotz des Zusammenbruchs von Superstar Christian Eriksen beim Auftaktspiel gegen Finnland die EURO 2020 fortsetzen. "Es mag sich hart anhören, aber das Leben geht weiter", sagte Dänemarks Sportdirektor Peter Möller am Tag nach dem Kollaps des Stars von Inter Mailand. Eriksen erlitt auf dem Rasen in der 43. Minute einen Herzstillstand.

Die dänische Nationalmannschaft will bei den übrigen EM-Spielen antreten

Fotocredit: Getty Images

Auch nach dem Tag, an dem der Fußball einer seiner größten Tragödien entronnen war, befand sich ganz Dänemark noch im Schockzustand. Das Drama um Mittelfeldstar Christian Eriksen ließ niemanden kalt. Die Fernsehsender des Landes kannten am Sonntag kein anderes Thema, am Nachmittag dann sagte Sportdirektor Peter Möller: "Die Spieler möchten das Turnier zu Ende spielen. Es mag sich hart anhören, aber das Leben geht weiter."
Trainer Kasper Hjulmand ergänzte, dass die Mannschaft nun "für Christian spielen" wolle, nachdem sich auch das dänische Königshaus tief betroffen gezeigt hatte. "Das Wichtigste ist, dass es Christian Eriksen den Umständen entsprechend gut geht", schrieb das Kronprinzenpaar Frederik und Mary bei Instagram und betonte zugleich: "Es war rührend, den fantastischen Teamgeist und die Unterstützung von Spielern und Fans zu sehen, nachdem wir alle einen großen Schrecken erlebt hatten."
Und dieser Schrecken wirkt nach, auch wenn es aus dem dänischen Lager, das von Krisenpsychologen betreut wird, am Sonntag positive Nachrichten gab. Eriksen sei stabil, teilte der nationale Verband DBU mit. Man habe am Morgen mit ihm sprechen können, den Spielern habe es einen "riesigen Boost gegeben, als sie ihn lachen gesehen haben", berichtete Hjulmand und fügte bewegt hinzu: "Er hat uns gefragt, wie es uns geht. Das ist typisch Christian, dass er mehr an andere denkt als an sich."

EURO 2020: Eriksen darf auf vollständige Genesung hoffen

Eriksen selbst darf nach seinem Zusammenbruch, der nach erster Einschätzung des behandelnden Kardiologen Jesper Kjärgaard die Folge eines Herzinfarktes war, auf eine vollständige Genesung hoffen.
Danach hatte es quälend und schier endlose 50 Minuten am Samstag zunächst nicht ausgesehen, nachdem Eriksen in der 43. Minute des Spiel gegen Finnland (0:1) kollabiert war. "Wir haben es geschafft, ihn zurückzuholen", schilderte Dänemarks Mannschaftsarzt Martin Boesen mitgenommen die dramatischen Szenen.
Spieler und Zuschauer hielten sich im Parken-Stadion entsetzt die Hände vors Gesicht - die Schockwelle erfasste ganz Europa. Eriksens Freundin kämpfte sich auf das Feld. Die Dänen stellten sich auf Anweisung ihres Kapitäns Simon Kjaer im Kreis um Eriksen und die Notärzte auf, um einen Sichtschutz zu bilden. Hjulmand sank betend auf die Knie. Die Finnen verließen mit Tränen in den Augen den Platz.
"Ich bin etwas emotional. Es macht etwas mit einem, wenn ein Freund leidet. Es ist eine harte Nacht", schluchzte der 49 Jahre alte Hjulmand mit Tränen in den Augen nach dem Spiel, das trotz der dramatischen Ereignisse "auf Wunsch" beider Teams zu Ende gespielt worden war. Dabei habe es "keinen Druck" von der UEFA gegeben, betonte Hjulmand, gestand aber am Sonntag ein, er habe nun doch ein "schlechtes Gewissen" deswegen.
picture

Eriksen: Dänemarks Teamarzt schildert dramatische Szenen

EURO 2020: Laudrup und Kramer kritisieren UEFA-Vorgehen

Die Alternative wäre eine Fortsetzung des Spiels am Sonntagmittag gewesen, doch das sei zunächst nicht infrage gekommen, berichtete Hjulmand. "Die Spieler konnten sich nicht vorstellen, schlafen zu können und dann Sonntagmorgen zum Spiel in den Bus zu steigen. Es war besser, es gleich hinter uns zu bringen." Auch Möller mahnte am Tag danach an, man müsse "generell darüber nachdenken, was man in Zukunft in so einer Situation macht".
Die dänische Fußball-Ikone Michael Laudrup jedenfalls kritisierte: Die Spieler wurden "vor eine Wahl gestellt, die keine echte Wahl ist". Auch Christoph Kramer hielt die Fortsetzung für falsch: "Das ist für mich der absolute Wahnsinn, das geht nicht. Da liegt der Fehler meiner Meinung nach bei der UEFA. Da muss irgendjemand sagen: 'Leute, jetzt schlaft mal eine Nacht drüber'", sagte der Weltmeister von 2014 im "ZDF". Die UEFA verteidigte sich mit Verweis auf die Regularien.
Allerdings war es nur eine Nebensache, dass das Spiel fortgesetzt wurde, dass Joel Pohjanpalo (60.) für die Finnen traf und dass Pierre-Emile Hojberg mit einem Foulelfmeter an Lukas Hradecky scheiterte (74.). Von Bedeutung war etwas anderes. "Eriksen hat den einzig wichtigen Kampf gewonnen", titelte etwa das dänische "Boulevardblatt B.T".
"Die beste Nachricht des Tages ist, dass es ihm gut geht. Das ist das Einzige, das mir etwas bedeutet", sagte der sichtlich bewegte Pohjanpalo. Auch die finnische Presse nahm Anteil: "Zwei kleine Kinder waren nah daran, ihren Vater zu verlieren", schrieb die Tageszeitung "Hufvudstadsbladet" und ergänzte: "Dass der Fußball und andere Dinge eigentlich ziemlich bedeutungslos sind, wenn es um Leben und Tod geht, wurde selten so deutlich."
(SID)
picture

Lukaku reagiert auf Eriksen-Schock: "Dachte an seine Kinder"

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung