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Snooker

Yan Bingtao gesperrt: Schwarzer Tag für das Snooker, WPBSA konsequent in der Betrugs-Bekämpfung

Rolf Kalb

Update 13/12/2022 um 08:39 GMT+1 Uhr

Es gibt nichts zu beschönigen: Dies ist ein rabenschwarzer Tag für das Snooker. Mit Yan Bingtao ist nun ein siebter Spieler im Zusammenhang mit Betrugsermittlungen gesperrt worden. Mit dem ehemaligen Masters-Champion wird nun auch ein aktueller Top-16-Spieler beschuldigt. Trotz der Schockwellen meint Eurosport-Kommentator Rolf Kalb, dass die Reaktion der WPBSA auch ihr Gutes habe.

Yan Bingtao

Fotocredit: Getty Images

Was sich am Montagmorgen in Brentwood abgespielt haben muss, erinnert eher an einen Krimi. Als Yan Bingtao für sein Match gegen Ashley Hugill im Brentwood Centre ankam wurde er von Nigel Mawer erst einmal verhört ("Interview", so wurde es formuliert, übersetze ich in diesem Zusammenhang mit "Verhör"). Mawer ist stellvertretender Vorsitzender und Disziplinar-Chef der World Professional Billiards and Snooker Association (WPBSA), ein renommierter Jurist und erfahrener Ermittler.
Der WPBSA-Vorsitzende Jason Ferguson hat nach den Ergebnissen dieses Verhörs Yan Bingtao umgehend bis auf Weiteres gesperrt. Nach Liang Wenbo im Oktober und Lu Ning, Li Hang, Zhao Jianbo, Bai Langning und Chang Bingyu am letzten Freitag ist Yan damit der siebte Spieler, der im Rahmen der laufenden Betrugsermittlungen gesperrt wurde. Ferguson berichtete, dass die Ermittlungen neue Erkenntnisse erbracht hätten, die dann auch zur Sperre von Yan Bingtao führten.
So schockierend das alles ist, so gibt es doch auch positive Aspekte dabei: Die WPBSA zeigt keine Scheu vor großen Namen, die WPBSA kehrt nichts unter den Teppich sondern geht an die Öffentlichkeit, und die WPBSA lässt keinen Zweifel an ihrer Null-Toleranz-Politik.
Betrug kann einen Sport ruinieren, und nur mit Konsequenz kann man dies abwenden. Gut auch zu sehen, dass die Strukturen und Maßnahmen der WPBSA es ermöglichen, derartige Fälle aufzudecken. Das ist in der Welt des Sportes leider keine Selbstverständlichkeit.

Ausgang von Matches soll abgesprochen worden sein

Was wirklich passiert ist, das ist noch nicht klar. Es geht um Betrug: Der Ausgang von Matches sei abgesprochen worden, um dann mit Wetten viel Geld zu verdienen. Das ist Sportbetrug, aber auch Wettbetrug. Das ist ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Eine vorläufige Sperre bedeutet für Profisportler ja Berufsverbot. Das ist ein scharfes Schwert. Die vorliegenden Erkenntnisse müssen also schwerwiegend sein.
Darüber hinaus geistern derzeit viele Gerüchte durch die Welt. Neben der Tatsache, dass auch für die derzeit Betroffenen die Unschuldsvermutung gelten muss, will ich hier nicht solche Gerüchte weiter verbreiten, ohne dass handfeste Beweise oder zumindest gesicherte Erkenntnisse vorliegen.
Sollte es sich aber bestätigen, dass Spieler von anderen durch Drohungen zum Betrug genötigt wurden, dann ist das nicht nur ein Fall von einigen schwarzen Schafen. Dann steht die Vermutung im Raum, dass kriminelle Netzwerke dahinter stehen. Und ich kann nur hoffen, dass es auch gelingt, die Hintermänner zu enttarnen. Das wäre in höchstem Maß kriminell, erinnert beinahe schon an mafiöse Strukturen.

Kein chinesisches Problem

Es stimmt, dass im Moment offensichtlich nur chinesische Spieler zu den Beschuldigten gehören. Aber ich warne davor, jetzt gleich den Stab über alle Spieler aus China zu brechen. Eine derartige Verallgemeinerung ist nicht zulässig und wäre rassistisch. Es ist ja nicht der erste Fall von Wettbetrug im Snooker (wenn auch vielleicht der größte). Auch zuvor waren zwar auch Spieler aus China schon gesperrt worden, aber eben auch Spieler aus anderen Ländern. Wer das als chinesisches Problem abtut verkennt die Strukturen dahinter.
Leid tut es mir aber um die ehrlichen Spieler, deren Leistungen nun bei den English Open nicht so gewürdigt werden, wie sie es verdient hätten. Diese schlimmen Nachrichten überschatten leider die guten Nachrichten und Leistungen, die es ja durchaus auch gibt.
Herzliche Grüße
Ihr / Euer Rolf Kalb
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