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ATP Finals: Alexander Zverev verliert Krimi gegen Daniil Medvedev - Darum braucht er eine zweite scharfe Waffe

Tobias Laure

Update 17/11/2021 um 08:20 GMT+1 Uhr

Alexander Zverev hat Daniil Medvedev bei den ATP Finals einen großen Fight geliefert, ging aber dennoch als Verlierer vom Platz. Das 3:6, 7:6 (7:3), 6:7 (6:8) offenbarte einmal mehr, was für eine furchtbare Waffe der Aufschlag des 24-Jährigen sein kann. Nach der Niederlage gegen den US-Open-Champion stellt sich aber auch die Frage: Ist Zverev zu abhängig vom Aufschlag?

Alexander Zverev bei den ATP Finals in Turin

Fotocredit: Imago

"Das Turnier ist noch nicht vorbei." Alexander Zverev wies auf der Pressekonferenz auf das Offensichtliche hin.
Der Hamburger hatte gerade ein hochklassige Partie gegen Daniil Medvedev verloren. "Weil ich den letzten Punkt nicht gewonnen habe", wie er lapidar feststellte. Gelingt ihm das am Donnerstag im letzten Gruppenspiel gegen Hubert Hurkacz (im Liveticker bei Eurosport.de), steht er im Halbfinale.
Die Niederlage gegen Medvedev lässt sich mit dem letzten Punkt aber nicht hinreichend erklären. Da sagt eine Statistik, die förmlich ins Auge springt, schon mehr aus: 13 Asse hat Zverev im zweiten Satz serviert, im ersten war es genau eins.
Für den Olympiasieger haben diese Zahlen mehr als nur statistischen Wert, denn sie machen den Unterschied aus zwischen dem Zverev, der die Besten der Welt schlägt und demjenigen, der sich am Ende über Niederlagen ärgern muss.
So geschehen gegen Medvedev. Im ersten Satz zündete der Aufschlag nicht. Die Punktquote über den ersten (69 Prozent) und zweiten (60) war verhältnismäßig mager - bei nur einem Ass. Die Folge: Freie Punkte bekam Zverev selten, er verbrachte wesentlich mehr Zeit an der Aufschlaglinie als Medvedev. Das 3:6 im ersten Satz war die logische Quittung.

Zverev steigert sich beim Aufschlag

Das änderte sich im zweiten Durchgang. Zverev kam allein über seine Asse auf 13 Punkte und wehrte nicht zuletzt deshalb alle drei Breakchancen des Russen ab.
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Highlights: Zverev zieht gegen Medvedev den Kürzeren

Gerade im Pala Alpitour von Turin ist die Bedeutung der Aufschlag-Geschosse gar nicht hoch genug zu bewerten. "Der Belag ist sehr schnell, die Bälle werden sehr schnell", so Zverev, der häufig mit weit über 200 km/h serviert. "Sobald du einen guten Schlag machst, ist der Punkt quasi vorbei", hatte Medvedev schon nach seinem Auftaktsieg gegen Hurkacz erklärt.
Zverev rettete sich indes über den Tiebreak in den dritten Satz, in dem er Medvedev dank stabiler Aufschlagspiele keine Breakchance zugestand.
Es war offensichtlich: Serviert Zverev auf seinem höchsten Level, ist er komplett auf Augenhöhe mit Medvedev und hat sogar Vorteile. Wäre er am Ende bei einer 4:2-Führung im Tiebreak nur ein wenig kaltschnäuziger gewesen, er hätte die Partie wohl für sich entschieden.

Zverev: Aufschlag Fluch und Segen zugleich

"Der Aufschlag ist der Schlüssel für mein Spiel", hatte Zverev im Sommer erklärt. Für den Weltranglistendritten ist die Erkenntnis Fluch und Segen zugleich. Diese "größte Waffe", wie Boris Becker es bei Eurosport formulierte, bringt Zverev erst in die Position, Ausnahmespieler wie Novak Djokovic, Rafael Nadal oder auch Medvedev zu besiegen. Einerseits. Andererseits fehlen ihm in diesen Duellen die Mittel, wenn es beim Service hapert.
Anders ausgedrückt: Zverev verfügt (noch) nicht über ein zweite oder dritte Waffe dieser Güte, er ist im Vergleich mit den Besten zu sehr auf den Aufschlag angewiesen.
Dennoch sind die Fortschritte unverkennbar. Noch im April dieses Jahres verlor Zverev beim ATP-Turnier in München gegen den belarussischen Qualifikanten Ilya Ivashka ein "Match, das ich nie verlieren darf", wie er bekannte. Der einzige Grund: Der Aufschlag kam nicht, sodass an diesem Tag sogar die Nummer 107 der Welt eine Nummer zu groß war.

Das fehlt Zverev zu Djokovic und Medvedev

Über diese Phase ist Zverev inzwischen hinaus. "Sascha hat seine Weltklasseleistung jetzt etabliert", lobte Becker. Gegen Spieler außerhalb der Top 40 hat er seit dem Ivashka-Debakel nicht mehr verloren. Stattdessen hat Zverev die Masters von Madrid und Cincinnati gewonnen, dazu Gold bei den Olympischen Spielen von Tokio sowie das ATP-Hallenevent von Wien. Ausschlaggebend für diese Erfolge war - man ahnt es - ein exorbitant gut funktionierendes Aufschlagspiel.
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Erst holprig, dann souverän: Djokovic schlägt Ruud zum Auftakt

Auffällig ist allerdings, dass es bei Djokovic, Nadal oder Medvedev nicht die eine, alles überstrahlende Stärke gibt. Sie sind spielerisch breiter aufgestellt als Zverev. Er muss also einen Weg finden, dem Trio auch dann beizukommen, wenn er sich nicht auf die volle Brutalität und Klasse beim Service stützen kann.
Eine zweite Waffe von der Qualität des Aufschlags wäre hilfreich.
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Podcast - Das Gelbe vom Ball: Das erwartet Becker von Zverev

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