Alexander Zverev und der Schlussakt einer verkorksten Saison - Deutschlands Nummer eins zwischen Anspruch, Anspannung und Aufbruch

Alexander Zverev will auf den letzten Metern eines verkorksten Jahres das Ruder noch einmal herumreißen. In Wien, Paris und Turin kämpft der Hamburger nicht nur um Titel und Rang drei in der ATP-Weltrangliste, sondern auch darum, ein Stück verloren gegangenes Selbstvertrauen zurückzuerlangen. Dafür greift er selbst im Davis Cup wieder an. Ein Saisonfinale zwischen Selbstkritik und großen Chancen.

Zverev hadert mit nächster Verletzung

Quelle: SID

Es ist die Phase des Jahres, in der Alexander Zverev traditionell noch einmal aufdreht.
Die Hallensaison mit ihren schnellen Belägen, der Fokus auf Präzision und Rhythmus - das liegt dem Hamburger. Doch 2025 war bislang kein einfaches Jahr für die deutsche Nummer eins - im Gegenteil.
Nach der Viertefinalniederlage gegen Novak Djokovic bei den French Open in Paris schien der Faden gerissen. Zverev sprach selbstkritisch von "furchtbarem Tennis" und reagierte zunehmend gereizt auf die aufkommende Kritik - wie etwa jener von Eurosport-Experte Boris Becker.
Umso wichtiger, dass er die finalen Wochen der Saison nutzt und einen positiven letzten Jahreseindruck hinterlässt - sportlich wie mental.

Wohlfühlevent Wien als Kickstart?

Der Auftakt in die letzte Saisonphase erfolgt beim ATP-500-Turnier in Wien. Zverev startete dort am Montag gegen Jacob Fearnley, den er dieses Jahr bei den Australian Open, dem Masters in Miami und den US Open glatt schlug, in die Hallensaison.
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Alexander Zverev strebt positives Jahresende an

Fotocredit: Getty Images

Dabei hatte die deutsche Nummer eins mehr Mühe als erwartet und sicherte sich erst im Tiebreak des dritten Satzes das Weiterkommen. Anschließend klagte Zverev erneut über körperliche Probleme.
2023 und 2024 erreichte er das Viertelfinale, in diesem Jahr möchte er wieder ein Wörtchen um den Titel mitreden. Zuletzt gewann Zverev 2021 in der österreichischen Hauptstadt.
Ein starkes Ergebnis in Wien würde auch seine ohnehin sehr guten Chancen auf die Teilnahme an den ATP-Finals, der inoffiziellen Tennis-Weltmeisterschaft der besten acht Spieler des Jahres, weiter festigen.

Masters in Paris: Mehr als nur Titelverteidigung

Nur wenige Tage später folgt das letzte Masters-Turnier des Jahres in Paris - ein Turnier mit besonderer Bedeutung für Zverev.
Dort triumphierte er im Vorjahr und feierte einen seiner wichtigsten Titel seit dem Comeback nach der schweren Knöchelverletzung, die er 2022 im French-Open-Halbfinale gegen Rafael Nadal erlitten hatte. Nun gilt es, diesen Erfolg zu verteidigen. Das Problem: die Form.
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Zverev trotz Satzführung raus gegen Rinderknech - die besten Szenen

Quelle: SNTV

Die Vorbereitung auf die Hallensaison verlief, vorsichtig formuliert, durchwachsen. Bei den US Open war bereits in der dritten Runde gegen Félix Auger-Aliassime Schluss. Es folgten zwei Niederlagen beim Laver Cup, das Viertelfinal-Aus in Peking gegen Daniil Medvedev sowie die Zweitrunden-Niederlage in Shanghai gegen Arthur Rinderknech.
Zverevs bittere und selbstkritische Bilanz:
"Ich habe einfach kein Selbstvertrauen, keinen Glauben an meine Schläge. Mein Jahr war schrecklich, ich spiele einfach rundum schreckliches Tennis."
In Paris bietet sich dem Hamburger nun die Chance, dieses "schreckliche" Jahr zumindest versöhnlich ausklingen zu lassen. Neben der Titelverteidigung geht es auch um wichtige Weltranglistenpunkte: 1000 Zähler stehen auf dem Spiel. Aktuell liegt Zverev mit 5930 Punkten auf Rang drei - vor Taylor Fritz (4645) und Novak Djokovic (4580).
Ein frühes Aus könnte die Ausgangslage vor den ATP Finals in Turin, wo der Sieger bis zu 1500 Punkte holen kann, allerdings noch einmal spannend machen.

Zverev: In der Halle einer der Besten

Turin ist für Zverev ohnehin ein besonderer Ort. 2021 gewann er dort die ersten ATP Finals im Piemont gegen Angstgegner Medvedev, drei Jahre zuvor hatte er sich noch an der alten Austragungsstätte in London gegen Djokovic zum Weltmeister gekrönt.
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Alexander Zverev, ATP Finals

Fotocredit: Getty Images

Die Vergangenheit hat gezeigt: Indoor gehört Zverev zu den gefährlichsten Spielern auf der Tour. Ob er jedoch erneut um den Titel mitspielen kann, hängt am Ende einer langen, kräftezehrenden Saison nicht nur von der Tagesform, sondern auch von der mentalen und physischen Frische ab - beides war zuletzt wechselhaft.
Für zusätzliche Motivation sorgt der Davis Cup, zu dem Zverev nach zweijähriger Pause zurückkehrt.
Teamkapitän Michael Kohlmann sagte dazu:
"Ich freue mich sehr, dass Sascha wieder Teil des Teams ist und erstmals für uns bei den Finals an den Start geht. Seine Rückkehr gibt uns zusätzliche Qualität auf höchstem Niveau, macht uns für jeden Gegner noch schwerer auszurechnen und erhöht so unsere Chancen auf ein Weiterkommen."
Zverev hatte zuletzt vor über zwei Jahren gegen die Schweiz für Deutschland gespielt. Nun wird er das Team im Dezember in Bologna anführen - ein starkes Signal.

Zverev sendet Signal durch Davis-Cup-Teilnahme

Trotz aller Rückschläge bleibt er ein Spieler, der Verantwortung übernimmt und sich in den Dienst der Mannschaft stellt - im Gegensatz zu Jannik Sinner, der die Endrunde vor Heimpublikum auslässt. Außerdem will der Hamburger den positiven Schlusspunkt setzen, der ihm 2025 bislang verwehrt geblieben ist.
Das Potenzial für große Siege ist unbestritten vorhanden. Entscheidend wird sein, ob Zverev es konstant abrufen kann. Gelingt ihm das in den kommenden Wochen, könnte der Winter ganz anders beginnen, als es die vergangenen Monate vermuten ließen - und vielleicht als Sprungbrett dienen für das große Ziel im Januar: den ersten Grand-Slam-Titel bei den Australian Open 2026 in Melbourne.
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Zverev wird deutlich: So werden Alcaraz und Sinner bevorzugt

Quelle: SNTV


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