Rafael Nadal gibt Wimbledon an den Bauchmuskeln verletzt auf - die wichtigsten Fragen und Antworten
Rafael Nadal hat die Gesundheit über den Ehrgeiz gestellt und in Wimbledon vor dem Halbfinale gegen Nick Kyrgios verletzt aufgegeben. "Es hat sich bestätigt, dass ich einen Riss im Bauchmuskel habe. Die Verletzung würde sich verschlimmern, wenn ich jetzt weiterspiele", sagte der 36-Jährige. Was er genau hat, wieso er aufgab und wie lange er ausfällt - Eurosport.de gibt Antworten.
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Rafael Nadal spielt bislang, selbst für seine Verhältnisse, eine außergewöhnliche Grand-Slam-Saison.
Die Australian Open gewann der Mallorquiner überraschend nach seinem Comeback, bei den French Open trotzte er dem Müller-Weiss-Syndrom und holte zum 14. Mal den Titel.
Nadal war erstmals in seiner Laufbahn in der Position, in Wimbledon die Chance auf den Grand Slam zu haben. Umso bitterer, dass der Routinier nun aus dem Rasenklassiker ohne Niederlage aussteigen muss.
Er habe den ganzen Tag über die Entscheidung nachgedacht, "aber es ergibt keinen Sinn, weiterzumachen", erklärte Nadal am Donnerstagabend: "Es ist offensichtlich, dass die Verletzung schlimmer werden würde, wenn ich weiterspiele."
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Nadal-Ausstieg.
Rafael Nadal - welche Verletzung hat er genau?
Rafael Nadal war sehr klar in seiner Aussage. "Es hat sich bestätigt, dass ich einen Riss im Bauchmuskel habe", erklärte der 22-malige Grand-Slam-Turniersieger auf der Pressekonferenz in London. Damit bestätigte der Weltranglistenvierte, was sich tags zuvor im Viertelfinale gegen Taylor Fritz angedeutet hatte.
Nadal spielte einmal mehr mit einem Tape auf den Bauchmuskeln und es war nicht zu übersehen, dass er von Schmerzen geplagt war.
Zweimal während der Begegnung ließ er den Physiotherapeuten kommen. Laut mehreren Medienberichten soll der Riss in den Bauchmuskeln sieben Millimeter lang sein.
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Rafael Nadal
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Welche Gründe spielten beim Nadal-Abbruch eine Rolle?
Neben den gesundheitlichen Aspekten und der Gefahr, die Verletzung durch weitere Belastungen zu verschlimmern, bezog Nadal sportliche Überlegungen ein.
"Ich habe meine Entscheidung getroffen, weil ich glaube, dass ich unter diesen Umständen keine zwei Matches gewinnen kann. Aus Respekt vor mir selbst möchte ich nicht da rausgehen und nicht wettbewerbsfähig genug sein, um auf dem Niveau zu spielen, das ich brauche, um mein Ziel zu erreichen", stellte die Tennis-Legende klar.
Im Klartext: Nadal sah sich außer Stande, Wimbledon zu gewinnen. Deswegen zog er raus. Leicht fiel ihm die Entscheidung gewiss nicht. "Ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht", sagte Nadal. Am Ende entschloss er sich aber dazu, schon am Donnerstag das Halbfinale verloren zu geben.
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'Risky, dangerous' - Corretja understands Nadal's decision to withdraw from Wimbeldon
Quelle: Eurosport
War es richtig, das Viertelfinale zu Ende zu spielen?
Nadal hat die Frage klar mit "Ja" beantwortet. Es sei die richtige Entscheidung gewesen, "denn ich habe das Spiel beendet und gewonnen. Ich habe getan, was ich in jedem einzelnen Moment gefühlt habe." Er bereue nicht, auf dem Platz geblieben zu sein.
"Natürlich lernt man aus Fehlern, so wie ich es in meiner gesamten Tenniskarriere getan habe, aber andererseits wollte ich nicht mitten in einem Viertelfinale aufgeben", schränkte der 36-Jährige ein - so wie in schon vielen Matches zuvor, bei denen er stets durchhielt. Er habe "einen Weg gefunden, das Match zu beenden, worauf ich stolz bin".
Eine Einschätzung, die übrigens auch der von Nadal im Viertelfinale geschlagene Fritz teilte. Der antwortete bei Instagram: "Ich brauche keine Almosen. Ich konnte ihn nicht schlagen, deswegen habe ich es auch nicht verdient, im Halbfinale zu stehen - so einfach ist das."
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Rafael Nadal in Wimbledon
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Wie lange plagt Nadal die Verletzung schon?
Aufmerksamen Beobachterinnen und Beobachtern war im Lauf des Turniers nicht entgangen, dass Nadal schon in der ersten Woche ein Tape über den Bauchmuskeln aufgeklebt hatte. "Ich hatte schon vor einer Woche Probleme mit dem Bauch", bestätigte der Tennisstar am Donnerstag.
Die habe er "mehr oder weniger unter Kontrolle" bekommen - bis zum Viertelfinale. Das sei der "schlimmste Tag" gewesen.
"Während der Woche habe ich Tests gemacht, um zu sehen, wie es sich entwickelt, und es ist offensichtlich, dass sich die kleine Sache von vor Tagen gestern nach dem Spiel zu einer größeren Sache entwickelt hat", so der Mallorquiner.
Durch die Verletzung hatte Nadal vor allem massive Probleme beim Aufschlag. "Ich kann nicht mit der richtigen Geschwindigkeit aufschlagen und auch keine normalen Bewegungen dabei machen", bestätigte er. Er habe im Match reagieren müssen und "einen Weg gefunden, das Tempo zu drosseln und die Bewegung bei meinem Aufschlag zu ändern".
Nur: Mit dieser Notlösung könne er in den entscheidenden Runde von Wimbledon nicht sein volles Potenzial entfalten: "Aus Respekt vor mir selbst möchte ich nicht da rausgehen und nicht wettbewerbsfähig sein."
Wie lange muss Nadal pausieren?
"Ich werde drei oder vier Wochen ausfallen. Das ist die Norm bei dieser Art von Verletzungen", umriss Nadal ziemlich klar das Zeitfenster für seine Pause. Daraus ergibt sich ein Termin Anfang August.
Läuft es gut, könnte Nadal die Nordamerika-Masters in Montréal (ab 7. August) und Cincinnati (ab 14. August) spielen - um dann für die US Open bereit zu sein, die am 29. August beginnen (live bei Eurosport).
In einer Woche wolle er sogar schon wieder so weit sein, im Training "von der Grundlinie zu spielen". Mit dem Aufschlag werde er aber noch etwas länger warten.
Hätte Nadal auch weiterspielen können?
Ja, es wäre möglich gewesen. "Es gibt immer eine Wahl", sagte Nadal. Der Fall sei aber anders gelagert als noch bei den French Open, als er trotz Fußverletzung durchspielte und den Titel holte.
In Roland-Garros habe er gewusst, "dass die Verletzung nicht schlimmer" werde. In Wimbledon sei indes "offensichtlich gewesen, dass die Verletzung zunehmen wird, wenn ich weitermache".
So habe auch das Verlangen nach einem möglichen Grand Slam - also dem Triumph bei allen vier Major-Turnieren innerhalb eines Jahres - keine Rolle gespielt. "Ich habe nie über den Kalender-Slam nachgedacht", versicherte der Routinier auf der Pressekonferenz.
Er "spiele für die Dinge, auf die ich wirklich Lust habe". Glück und Zufriedenheit seien wichtiger als Titel. Daher habe er auch entschieden, aus dem Rasenklassiker auszusteigen. Dass es in Wimbledon dieses Jahr keine Weltranglistenpunkte zu erspielen gibt, mag zudem eine Rolle gespielt haben - genau darauf ein ging Nadal allerdings nicht.
Was bedeutet der Nadal-Rückzug für Wimbledon?
Zunächst einmal steht Nick Kyrgios durch den Turnierabbruch von Nadal kampflos im Finale am Sonntag (15:00 Uhr im Liveticker) und bekommt es dort mit Novak Djokovic oder Cameron Norrie zu tun
Der Serbe ist durch das Fehlen des Rekord-Grand-Slam-Champions noch klarer in die Favoritenrolle gerückt. Nutzt er diese, kann er mit seinem 21. Major-Titel den Rückstand auf Nadal verkürzen.
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Quelle: Eurosport
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