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Michael Rösch und Benedikt Doll exklusiv zu Umgang mit Klimakrise im Biathlon: "Thema nicht verschlafen"

Tobias Laure

Update 07/12/2022 um 12:12 GMT+1 Uhr

Der Biathlon-Sport steht ob der Klima- und Energiekrise vor großen Herausforderungen. Das Thema ist in der Szene aber nicht neu, wie Olympiasieger Michael Rösch im Gespräch mit Eurosport.de unterstreicht. "Man darf sich im Biathlon aber trotz der bisherigen Bemühungen nicht ausruhen und das Thema verschlafen", so der 39-Jährige, der sich diesbezüglich an ein besonders groteskes Erlebnis erinnert.

Doll exklusiv: Abschaffung der Streichresultate birgt Risiko

Michael Rösch hat fast alles erlebt während seiner Laufbahn. Er war Olympiasieger, gewann WM-Medaillen und Weltcuprennen, startete für Deutschland und Belgien.
Eine besondere Erinnerung hat der Sachse auch an den Weltcup 2007 in Oberhof. Weniger aus sportlicher Sicht als vielmehr aufgrund der Umstände.
"Da sind wir auf Fisch-Eis gelaufen. Das wurde extra per LKW aus Bremerhaven über die Autobahn angekarrt. Dieses Crash-Ice hat dann tatsächlich nach Fisch gerochen", erzählt Rösch bei Eurosport.de.
Darüber hinaus sei Restschnee vom Biathlon-Event auf Schalke angeliefert worden. Alles nur, damit der Weltcup über die Bühne gehen konnte. "Das ist natürlich Wahnsinn", findet Rösch. Allerdings dürfte es mit Fortschreiten des Klimawandels in den kommenden Jahren immer schwerer werden, die Wettbewerbe auf Naturschnee abzuhalten.

Rösch über Saisonstart: "Das ist nicht gut gelöst"

Für die Veranstalter, aber auch für viele Athleten ist das ein Dilemma. Benedikt Doll etwa gehört zu jenen, die das Thema umtreibt.
"Es spielt mittlerweile, glaube ich, schon eine Rolle, wo die Anlagen sind. Da muss man sich vielleicht die Frage stellen, ob es Sinn macht, gewisse Weltcup-Standorte am Leben zu halten. Obwohl man weiß, dass dort in Zukunft wirklich gar nicht mehr mit Naturschnee zu rechnen ist und man nur noch auf Kunstschnee angewiesen sein wird", erklärt der 32-Jährige im Exklusiv-Interview mit Eurosport.de. Ihn mache die Situation "traurig".
Rösch immerhin attestiert dem "Biathlon-Weltverband IBU und den Weltcup-Standorten, dass sie stark bestrebt sind, die Thematik anzupacken und entsprechend zu handeln". Ausruhen könne man sich aber keineswegs, es gebe noch Potenzial, die Energie- und Klimabilanz im Biathlon-Zirkus zu verbessern.
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Michael Rösch während seiner aktiven Zeit

Fotocredit: Getty Images

"Wo man sich sicher Gedanken machen muss, sind die Reiserouten. Wenn man jetzt vom Weltcup in Finnland direkt nach Hochfilzen in Tirol fährt, ist das nicht gut gelöst", gibt Rösch zu bedenken. Tatsächlich liegt der zweite Weltcup-Ort der Saison ziemlich genau 2000 Kilometer Luftlinie von der Auftaktstation in Kontiolahti entfernt.

Doll fürchtet um Popularität des Biathlon-Sports

Im Unterschied zum Ski Alpin aber bestünde im Biathlon die Möglichkeit, bei Schneearmut in den Sommer zu wechseln, wo es bereits Wettbewerbe gibt. Doll will den Gedanken nicht von der Hand weisen, fürchtet allerdings um die Popularität seines Sports.
"Wenn man auf Einschaltquoten und Potenziale schaut, sind die Menschen im Winter einfach daheim. Im Sommer sind sie unterwegs, da wären die Einschaltquoten sicherlich schlechter", sagt der Schwarzwälder. Es könne passieren, "dass Biathlon komplett seinen Reiz verliert, weil es im Sommer einfach nicht funktioniert".
Nichtsdestotrotz müsse man die Frage aufwerfen, "ob Biathlon irgendwann vielleicht mal eine Sommersportart mit Skirollern wird". Soweit ist es freilich noch nicht gekommen. Vielmehr sind die Verantwortlichen auf der Suche, wie man den Weltcup im Winter an den Klimawandel bestmöglich anpassen kann - wobei Rösch mahnt: "Nicht ausruhen und das Thema verschlafen, denn die Klimaerwärmung ist nun einmal Fakt."
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