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Borussia Dortmund - Die neuen jungen Wilden: Wie der BVB die Dominanz des FC Bayern brechen will

Dennis Melzer

Update 02/06/2022 um 15:27 GMT+2 Uhr

Borussia Dortmund hat am Ende einer turbulenten Saison Trainer Marco Rose vor die Tür gesetzt, Fan-Liebling Edin Terzic zum Chefcoach befördert und Superstar Erling Haaland verloren. Auf der anderen Seite stehen bereits mehrere verheißungsvolle Neuzugänge fest. Warum die Schwarz-Gelben darauf hoffen dürfen, die jahrelange Dominanz des FC Bayern endlich brechen zu können.

Dortmund-Trainer Edin Terzic

Fotocredit: Imago

Das, was sich vor rund anderthalb Wochen im Westen der Bundesrepublik abspielte, war der Inbegriff des im medialen Jargon nur allzu gerne verwendeten Wortes "Paukenschlag". Borussia Dortmund vermeldete offiziell die Trennung von Trainer Marco Rose.
Nach einem Treffen zwischen Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, dem scheidenden Sportdirektor Michael Zorc, dessen Nachfolger Sebastian Kehl, Berater Matthias Sammer und ebenjenem Rose war der Verein zu der Erkenntnis gelangt, dass der ehemalige Gladbach-Coach, der erst im Sommer vergangenen Jahres übernommen hatte, offensichtlich nicht der richtige Mann für die ambitionierten Ziele ist.
"Nach einer Saison, die aus unterschiedlichen Gründen unbefriedigend war, mussten wir feststellen, dass wir in vielen Teilbereichen nicht das Maximum aus unseren Möglichkeiten herausgeholt haben", begründete Watzke die Entscheidung, die vor allem auf dem frühen Aus im DFB-Pokal (1:2 gegen St. Pauli im Achtelfinale), in der Champions League (Platz drei in der Gruppenphase) und später auch in der Europa League (2:4, 2:2 gegen die Glasgow Rangers in der Zwischenrunde) fußte.
Als Nachfolger, das gaben die Schwarz-Gelben wenig später bekannt, übernimmt Edin Terzic, der in der vergangenen Saison interimsmäßig auf den geschassten Lucien Favre gefolgt war und sich mit dem Gewinn des DFB-Pokals in die Herzen der Anhängerschaft trainiert hatte.

Watzke: Terzic kennt die Seele von Borussia Dortmund

Der 39-Jährige sei "jemand, der die Menschen im Ruhrgebiet anspricht und die Seele von Borussia Dortmund kennt", so Watzke jüngst im Gespräch mit "Sky". Zudem forderte der BVB-Boss Geduld ein, man müsse "den Jungs geben", weil "wir dabei sind, in der Mannschaft relativ viel zu ändern und einiges neu zu konfigurieren."
Tatsächlich steht Dortmund nicht nur auf der Trainerposition vor einer Neuaufstellung. Superstar Erling Haaland verlässt den Verein in Richtung Manchester City, zudem steht der Abgang von Routinier Axel Witsel fest. Auch Abwehrspieler Dan-Axel Zagadou sowie die Leihspieler Marin Pongracic (Wolfsburg) und Reinier (Real Madrid) ziehen von dannen, außerdem beendet BVB-Legende Marcel Schmelzer seine aktive Laufbahn.
Änderungen gibt es auch auf der Torhüterposition. Während die Nummer eins, Gregor Kobel, auch weiterhin den Kasten hüten wird, wird hinter ihm rotiert. Kobels Schweizer Landsleute Roman Bürki (St. Louis City) und Marwin Hitz (FC Basel) gehen, für das Duo schlagen Marcel Lotka (Hertha BSC) und Alexander Meyer (Jahn Regensburg) in Dortmund auf.
Doch dies düfte in Anbetracht dessen, was sich im Kreise der Feldspieler tut, lediglich eine Randnotiz sein. Um dem Ziel, die jahrelange Dominanz des FC Bayern endlich zu brechen, näherzukommen, haben die Westfalen nämlich schon jetzt mächtig aufgerüstet – und den Fokus dabei besonders auf junge Spieler gelegt.

Umworbener Schlotterbeck heuert in Dortmund an

Vom SC Freiburg kommt Innenverteidiger Nico Schlotterbeck (Vertrag bis 2027). Der 21-Jährige, der im Sommer vergangenen Jahres mit der deutschen U21-Nationalmannschaft Europameister wurde, spielte sich in der abgelaufenen Spielzeit in den Fokus etlicher Topklubs. Schlotterbeck ist zweikampf- und kopfballstark, schnell und wartet mit einer guten Spieleröffnung auf. Darüber hinaus weiß er mit einem herausragenden Stellungsspiel zu gefallen.
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Nico Schlotterbeck

Fotocredit: Imago

Kein Wunder, dass er sich mit seinen Leistungen in den erlauchten Kreis der A-Nationalmannschaft spielte und als eines der größten Defensivversprechen für die Zukunft in Europa gehandelt wird. Umso besser aus Dortmunder Sicht, dass man sich im Buhlen um Schlotterbecks Dienste unter anderem gegen den Rivalen aus München durchgesetzt hat.
Apropos Rivale aus München: Diesem schlug Dortmund nicht nur mit der Verpflichtung Schlotterbecks ein kleines Schnippchen, noch viel überraschender mutete an, dass es den Verantwortlichen gelang, Niklas Süle vom FCB loszueisen. Der DFB-Verteidiger wechselt ablösefrei von der Isar an die Ruhr, weil Gespräche über eine Vertragsverlängerung beim Rekordmeister zu keiner Einigung führten.
Er habe "mit 14 Titeln" zwar seinen Teil zu der erfolgreichen Geschichte der Bayern beigetragen, das Vertrauen, das er beispielsweise unter Ex-Trainer Hansi Flick gespürt habe, sei ihm jedoch nicht "auf allen Ebenen im Klub" zuteilgeworden, erklärte er im Interview mit "Sport Bild". Süle weiter: "Zu der Zeit habe ich schnell gemerkt: "Okay, du hast ein gewisses Standing der Mannschaft, bei den Klub-Angestellten und den Fans – aus der Klubführung habe ich das nicht verspürt"
Er wolle nicht nachtreten, sondern nur seine Gefühlslage beschreiben: "Damals merkte ich nur, dass mir die Wertschätzung fehlt und ich etwas Neues machen will", ergänzte der 26-Jährige. Besagte Wertschätzung wurde ihm vonseiten der Borussia indes entgegengebracht.

Süle begründet Wechsel: "Hatte das Gefühl, gewollt zu werden"

"Ich habe von der ersten Kontaktaufnahme an sofort gespürt, dass die Verantwortlichen des Vereins ganz große Lust darauf haben, mit mir zu arbeiten", sagte Süle nach Bekanntgabe seines Wechsels gegenüber der "Bild Zeitung". Er schob nach: "Ich hatte das Gefühl, als Mensch und als Fußballer gewollt zu werden. Die Art und Weise, wie sie sich um mich bemüht haben, hat mir imponiert, sodass ich schnell wusste, wo ich künftig spielen werden."
Mit der Verpflichtung des Abwehr-Duos kompensierte Dortmund nicht bloß Zagadous Abgang, sondern auch einen bevorstehenden Abschied von Manuel Akanji. Der Schweizer, dessen Vertrag bis 2023 gültig ist, möchte sein Arbeitspapier nicht verlängert. Berichten zufolge wird er von Manchester United, dem FC Arsenal, Juventus Turin und der AC Mailand umgarnt.
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Karim Adeyemi

Fotocredit: Getty Images

Auch in der Offensive besserte der BVB nach. Mit Karim Adeyemi hat sich der nächste U21-Europameister und Neu-A-Nationalspieler Deutschlands dazu entschieden, künftig in Schwarz-Gelb aufzulaufen. Der ehemalige Bayern- und Unterhaching-Jugendspieler sorgte in den vergangenen Jahren bei Red Bull Salzburg für Furore, für ihn werden rund 30 Millionen Euro fällig.

Adeyemi will um Titel mitspielen

"Als kleiner Junge war ich fasziniert vom schwarzgelben Tempofußball. Deshalb stand für mich schnell fest, dass ich zum BVB wechseln möchte, als ich vom Dortmunder Interesse erfahren habe", wurde Adeyemi auf der Dortmunder Webseite zitiert. Er sei davon überzeugt, dass der BVB "mittelfristig in der Lage sein wird, um Titel mitzuspielen und sie auch gewinnen zu können."
Auch in Adeyemis Fall setzte sich Dortmund gegen namhafte Konkurrenz durch. Dem Vernehmen nach seien auch PSG, der FC Barcelona und Real Madrid an dem Youngster interessiert gewesen sein. Adeyemi sollte nicht als Eins-zu-Eins-Ersatz für Haaland betrachtet werden, der 20-Jährige ist keine klassische Nummer neun. Vielmehr glänzt Adeyemi durch seine Flexibilität, kann sowohl im Sturmzentrum als auch auf den Außen eingesetzt werden.
Dementsprechend stellte Watzke unlängst die Verpflichtung eines "gelernten" Mittelstürmers in Aussicht. "Auf der Neun, das ist ganz klar - da müssen wir eine Lösung finden", sagte er im Rahmen einer Presserunde. Als potenzielle Erben für den treffsicheren Norweger gelten andere Kandidaten. Sébastien Haller von Ajax Amsterdam wird immer wieder mit Dortmund in Verbindung gebracht, auch Stuttgarts Knipser Sasa Kaliajdzic machte zuletzt die mediale Runde.
Schlotterbeck, Süle und Adeyemi – klangvolle Namen. Sie sind allerdings nicht die einzigen Neuzugänge. In der vergangenen Woche gab der BVB zudem die Verpflichtung Salih Özcans bekannt. Der gebürtige Kölner und langjährige Effzeh-Akteur wird das Mittelfeld verstärken. Fünf Millionen Euro wandern für den 24-Jährigen von Dortmund im Gegenzug an den Rhein, außerdem sicherte man sich die Dienste von ManCity-Talent Jayden Braaf (19).
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Jayden Braaf

Fotocredit: Getty Images

Der Niederländer, der aufgrund seiner Spielanlage und seinem Engagement bei den Skyblues regelmäßig mit Jadon Sancho verglichen wird, soll nach einer langen Verletzungspause langsam an die erste Mannschaft herangeführt werden.

Wer könnte noch abwandern?

Einiges auf der Habenseite also. Doch wie sieht es mit weiteren potenziellen Abgängen aus? Neben Akanji gelten laut "Bild" Emre Can, Thorgan Hazard und Raphael Guerreiro als Verkaufskandidaten, sie alle dürften den Verein demnach bei einem passenden Angebot verlassen. Auch Nico Schulz würde man keine Steine in den Weg legen.
Sollten Guerreiro und Schulz Dortmund verlassen, wäre die Position des Linksverteidigers vakant. Diesbezüglich ranken sich bereits neue Gerüchte um einen weiteren Nationalspieler. David Raum, der im Sommer 2021 von Greuther Fürth nach Hoffenheim gewechselt war und in seiner ersten Bundesligasaison mit 13 Vorlagen überzeugte.
Im Rahmen eines DFB-Trainingslagers auf die Spekulationen angesprochen, sagte der 24-Jährige Franke: "Natürlich macht man sich Gedanken. Ich bin auch ehrlich, ich hätte natürlich gerne international gespielt mit Hoffenheim. Das hat leider nicht geklappt. Das ist weiterhin ein Traum bei mir." Aussagen, die nicht unbedingt nach Dementi klangen.
Unabhängig davon, ob Raum ebenfalls nach Dortmund wechselt – die Führungsetage ist in den Planungen für die neue Saison schon weit vorangeschritten. Ein erster kleiner Erfolg gegen den bayrischen Erzrivalen und Dauerdominator, der sich aktuell mit ständiger Unruhe wegen der Causa Robert Lewandowski konfrontiert sieht.
Der BVB hat sich zukunftsträchtig aufgestellt, die bisherigen Neuzugänge sind verheißungsvoll und lassen die Anhänger auf eine erfolgreiche Saison hoffen. Ob wie so oft in jüngerer Vergangenheit auf große Hoffnung enorme Enttäuschung folgt?
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