FC Bayern München - die Wunschelf von Trainer Thomas Tuchel: Offene Stellen in jedem Mannschaftsteil

Am 12. August tritt der FC Bayern im Supercup gegen RB Leipzig zum ersten Pflichtspiel der Saison 2023/24 an. Drei Wochen zuvor hat Trainer Thomas Tuchel gerade mal etwas mehr als die Hälfte der Spieler für seine Wunschelf zusammen. Ob im Tor, rechts in der Viererkette, im Mittelfeld oder im Sturm - Tuchel muss viel improvisieren. Und das möglicherweise deutlich länger, als ihm lieb ist.

Tuchel verrät: Das brauchen Bayerns Neuzugänge

Quelle: Perform

Nach Konrad Laimer und Raphael Guerreiro ist mit Min-Jae Kim der dritte Neuzugang des FC Bayern München eingetroffen. Weitere sollen folgen, doch Thomas Tuchel läuft allmählich die Zeit davon.
Der Trainer hat klare Vorstellungen davon, wie seine Wunschelf aussehen soll. Tuchel fordert von seinen Spieler eine deutliche Verbesserung, was physische und psychische Stärke angeht.
So klar das Anforderungsprofil ist, so schwierig gestaltet sich die Verpflichtung der auserwählten Kandidaten. Und da auch im Tor Unklarheit herrscht, muss Tuchel in jedem Mannschaftsteil mit Einschränkungen rechnen - zumindest zu Beginn der Saison.
Eurosport nennt Tuchels Favoriten auf jeder Position und analysiert die damit verbundenen Probleme.

TOR

Die Sachlage ist eindeutig: Tuchel baut voll auf die Rückkehr von Manuel Neuer. Nach seinem Unterschenkelbruch im Dezember 2022 kam der 37-Jährige in der Reha zunächst planmäßig voran. Neuers Ziel, zum Start der Saison 2023/24 wieder zwischen den Pfosten zu stehen, schien realistisch. Doch der Nationalkeeper muss sich gedulden, für den Auftakt in Bremen am 18. August ist er keine Option.
Im Trainingslager am Tegernsee hat Torwartcoach Michael Rechner drei Keeper unter seinen Fittichen: Yann Sommer, Sven Ulreich und Alexander Nübel. Letzterer spielt keine Rolle in Tuchels Planungen. Auf seiner Webseite veröffentlichte der FC Bayern mittlerweile unter der Rubrik "Teams" den gesamten Kader. Bei Nübel fehlen Foto und Rückennummer, zu sehen sind nur seine Initialen "AN".
Sommer wird mit einem Wechsel zu Inter Mailand in Verbindung gebracht. Sollten die Münchner keinen zusätzlichen Torhüter verpflichten - zuletzt machte das Gerücht um den marokkanischen WM-Star Bono (FC Sevilla) die Runde - dürfte Ulreich Neuer vertreten. Das Thema Torhüter bereitet Tuchel generell leichte Bauchschmerzen. Es mache keinen Sinn, etwas auf der Position zu planen, "da die Situation derzeit so unklar ist".

RECHTER VERTEIDIGER

Hier hat ein Spieler die Pole Position inne, der noch gar nicht da ist: Kyle Walker. Bereits im April war Tuchel an den Engländer herangetreten, um ihn von einem Wechsel zu überzeugen. Walker gab seitdem positive Signale ab und soll mittlerweile auch Pep Guardiola informiert haben, dass er Triple-Sieger Manchester City in Richtung München verlassen möchte. Die Bayern sind von Guardiolas Zustimmung und einer etwaigen Einigung zwischen den beiden Vereinen hinsichtlich der Ablösesumme abhängig.
Mit Benjamin Pavard, Noussair Mazraoui, Josip Stanišić hat Tuchel drei Rechtsverteidiger im Kader, zudem kann auch Neuzugang Konrad Laimer dort spielen. Das intensive Werben um Walker verdeutlicht aber, dass Tuchel dem vorhandenen Personal nicht zutraut, sein Anforderungsprofil ausfüllen zu können. "Wir haben leider bewiesen, dass uns in der letzten Saison Körperlichkeit und Robustheit gefehlt hat. Wir brauchen auf jeden Fall Spieler mit körperlicher und physischer Stabilität, um aggressiver und tougher spielen zu können", sagte er. Genau dafür steht Kyle Walker.
Die "Sportbild" berichtete zuletzt über ein mögliches Tauschgeschäft: Walker nach München, Pavard nach Manchester.

INNENVERTEIDIGER

In der Abwehrzentrale hatte Tuchel für Lucas Hernandéz eine "herausragende Rolle" vorgesehen. Doch der Verein entsprach dem Wunsch des Franzosen nach Veränderung und ließ ihn zu Paris Saint-Germain ziehen. Min-Jae Kim ist der klassische Eins-zu-eins-Ersatz - wenn einer geht, muss eben ein anderer her. Das "Monster" aus Südkorea kommt mit der Empfehlung einer überragenden Saison in Neapel.
Kim bringt die von Tuchel eingeforderte Mentalität mit. "Wir hätten ihm ein paar Tage mehr Urlaub gegeben, aber er wollte das nicht. Das zeigt auch, wie fokussiert er ist und wie ernst er das nimmt. Jeder Tag ist wichtig", sagte der Coach. Neben seinen Defensivqualitäten (Napoli kassierte in 38 Ligaspielen nur 28 Gegentore) kann Kim auch starke erste Bälle im Aufbau spielen. Eine Win-win-Situation für Tuchel, da Kim so Joshua Kimmich entlasten könnte.
Der 26-Jährige soll die Position neben Matthijs de Ligt bekleiden, Dayot Upamecano ist der Herausforderer. Der Franzose steigerte sich 2022/23 zwar im Vergleich zu seiner ersten Bayern-Saison, leistet sich aber nach wie vor zu viele Bolzen wie beim 0:3 in der Champions League gegen ManCity, als er das zweite Gegentor mit einem albernen Ballverlust einleitete.
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Tuchel verrät: Das brauchen Bayerns Neuzugänge

Quelle: Perform

LINKER VERTEIDIGER

Leihspieler João Cancelo konnte in der Rückrunde nicht nachhaltig überzeugen und war mit 70 Millionen Ablöse viel zu teuer. Doch Alphonso Davies hat einen neuen Konkurrenten: Raphael Guerreiro. Der Portugiese hat mit Tuchel schon in Dortmund zusammengearbeitet. "Er ist auf englisch gesagt ein No-Brainer", sagte Tuchel, "fußballschlau, technisch superstark, ein Schlitzohr."
Guerreiros Vielseitigkeit beeindruckte Tuchel schon zu gemeinsamen BVB-Zeiten. "Er ist viel zu gut, um auf eine Position festgelegt zu werden", sagte er damals und ließ Guerreiro vermehrt im Mittelfeld spielen. Dass er sich von Spiel zu Spiel problemlos anpassen kann, zeigte der 29-Jährige in der letzten Saison, als er vor allem im Endspurt zwischen links hinten und Mittelfeld pendelte.
Ob Davies, der auch aufgrund von Verletzungen in seiner Entwicklung etwas stehen geblieben ist, oder Guerreiro auf links bevorzugt wird, ist auch eine Philosophiefrage. Davies ist schnell und dynamisch, Guerreiro der bessere Fußballer, der auch in engen Situationen mit dem Ball immer wieder Lösungen parat hat. Denkbar wäre mit Wunschspieler Walker auf Power und Robustheit zu setzen und mit Guerreiro auf der anderen Seite auf Technik, sicherem Passspiel und Übersicht.
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Raphael Guerreiro soll Alphonso Davies Beine machen

Fotocredit: Getty Images

DEFENSIVES/ZENTRALES MITTELFELD

Tuchels größte Baustelle, insbesondere auf der Sechserposition. Der Flirt mit Declan Rice führte nicht zu einem vielversprechenden Date. "Einen Spieler mit diesem Anforderungsprofil haben wir nicht im Kader", stellte der Trainer klar. Er will einen Spieler, der vor der Abwehr verlässlich Wache hält, mit Zweikampfhärte und Balleroberungen glänzt. Kreativität und Torgefahr sind nicht unbedingt gefragt.
Aurélien Tchouaméni (Real Madrid) und Khéphren Thuram (OGC Nizza) sind Medienberichten zufolge in der Verlosung als neue Bayern-Sechser, doch zumindest im Fall von Tchouaméni sind die Chancen äußert gering. Der Franzose likte auf Twitter ein Zitat von Transferexperte Fabrizio Romano, wonach der 23-Jährige Madrid nicht verlassen möchte.
Ohne die sehnlich gewünschte Verstärkung von Mister X als klassischem Sechser muss Tuchel den adäquaten Partner für Joshua Kimmich erst noch finden. Leon Goretzka und Ryan Gravenberch haben schlechte Karten, Tuchel hält keinen der beiden für unverzichtbar. Rückkehrer Marcel Sabitzer war ein Nagelsmann-Transfer, genauso wie Konrad Laimer. Tuchels Vorgänger hatte den Deal schon im Winter eingefädelt.
Doch weder Sabitzer, noch Laimer erfüllen Tuchels Kriterien. Laimer sei in erster Linie "laufstark" und habe auch Qualitäten im Spiel nach vorne - das beißt sich mit dem "Wachmann" auf der Sechs, der die Position hält und für die richtige Balance zwischen Abwehr und Angriff zuständig ist.
Uli Hoeneß preschte in der Angelegenheit mal wieder nach vorne. Die Diskussion um die Sechs stelle sich für ihn gar nicht, "weil Konrad Laimer ein Transfer ist, an dem wir noch viel Freude haben werden." Bei Tuchel kommen solche Aussagen nicht besonders gut an. Seinen Sechserwunsch werden ihm die Bayern aber erst mal nicht erfüllen können. Aus Mangel an Alternativen ist die Besetzung mit Laimer die wahrscheinlichste.
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Laimer zeigt sich selbstbewusst: "Ganz einfach: Ich will gewinnen"

Quelle: Perform

OFFENSIVES MITTELFELD

Auf den Flügeln hat Kingsley Coman die Nase vorn. "Er spielt bei mir eine ganz wichtige Rolle", sagte Tuchel. Leroy Sané machte unter ihm viele Spiele von Beginn an und ist näher dran an der Startelf als Serge Gnabry, dem Tuchel allerdings einige starke Spiele und wichtige Tore im Saisonendspurt attestierte. Sadio Mané darf den Verein verlassen; das haben die Bayern dem Spieler auch so mitgeteilt.
Auf der Zehnerposition setzt der Coach auf Jamal Musiala, der bereits in den Viertelfinalspielen der Champions League gegen Manchester City den Vorzug vor Thomas Müller bekam. Müller bleibt für das Gesamtgefüge enorm wichtig, muss sich aber hinter Musiala anstellen.

STURM

Der FC Bayern geht All-in: Harry Kane oder nix! Der Engländer soll die 30,40 Tore schießen, die die Münchner mit Robert Lewandowski jedes Jahr einplanen konnten. Ob Randal Kolo Muani oder Victor Osihmen - keiner der in der Sommerpause genannten Kandidaten wird nach München kommen. Sollten sich die Bayern mit Kane verpokern, hätte Tuchel "nur" Eric Maxim Choupo-Moting und Mathys Tel als Neuner im Kader - business as usual.
Es ist unwahrscheinlich, dass die Münchner anderweitig auf dem Transfermarkt aktiv werden, wenn Kane in London bleibt. Ein "Ersatz" müsste in die Kategorie "Panikkauf" eingeordnet werden. Nichts liegt Tuchel ferner.

Tuchels Wunschelf für 2023/24:

Neuer - Walker, de Ligt, Kim, Guerreiro (Davies) - Laimer, Kimmich - Sané, Musiala, Coman - Kane
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"Nie mit ihm gesprochen": Tuchel reagiert kühl auf Sportdirektor

Quelle: SID

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