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FC Bayern - Borussia Mönchenglabach: Warum das Münchner Debakel im Pokal durchaus mit Ansage kam

Andreas Morbach

Update 28/10/2021 um 14:44 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern München geht in denkwürdiger Art und Weise 0:5 (0:3) bei Borussia Mönchengladbach unter und scheidet zum zweiten Mal in Folge in der 2. DFB-Pokalrunde aus. Augenscheinlich dabei: Aus dem engen Bundesligaspiel am 1. Spieltag an gleicher Ort und Stelle (1:1) scheint der deutsche Rekordmeister keine Lehren gezogen zu haben - ganz im Gegenteil.

Lucas Hernández

Fotocredit: Getty Images

Aus Mönchengladbach berichtet Andreas Morbach
Das historische Debakel des FC Bayern war bereits eine Stunde alt, da stand Dino Toppmöller noch immer auf dem Rasen des Borussia-Parks und gab Interviews.
Das 0:5 seiner Mannschaft in Mönchengladbach hatte Münchens Co-Trainer zuvor zum Teil in völliger Fassungslosigkeit verfolgt - und nur die leicht Richtung Waden hochgeschobene Trainingshose des 40-Jährigen dokumentierte ein wenig Lockerheit.
Aus Sicht der Gäste war dieses modische Detail jedoch das einzige Lässige an einem Abend, der dem Klub die höchste Pokalniederlage seiner Geschichte bescherte.

Spott und Häme sind den Bayern sicher

Entsprechend verschwanden die ganz in Rot gekleideten Kicker nach dem Abpfiff im Rekordtempo in ihrer Kabine. Und auf der Tribüne schwenkte ein entzückter älterer Gladbach-Fan symbolisch eine Lederhose durch die Luft.
Den Wunsch, den Bajuwaren ihre Landestracht auszuziehen, haben bereits mehrere Fan-Generationen - meist vergeblich - besungen. Dafür sorgte die Torlawine, unter der die Münchner diesmal begraben wurden, bei den Fußballfreunden vom Niederrhein für eine wahre Gefühlseruption.
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Borussia Monchengladbach

Fotocredit: Getty Images

"Wir müssen es ertragen, dass in den nächsten Tagen Häme und Spott über uns ergehen", prophezeite Toppmöller vor dem Gang zu den beiden feuerroten Mannschaftsbussen - die das nächste Mal vor der Alten Försterei in Berlin-Köpenick vorfahren.
Vor dem Gastspiel bei Union, dem aktuellen Liga-Fünften, drängt es die Verantwortlichen des FCB allerdings zu einer zügigen Aufarbeitung des Pokalalptraums nahe der niederländischen Grenze.

Gladbachs furioser Einstieg - wie schon im August

Bis Mittwochabend datierte die letzte Pflichtspielniederlage der Münchner mit mindestens fünf Toren Unterschied - ein 1:7 in Düsseldorf - aus dem Dezember 1978. Jetzt ging Angreifer Thomas Müller mit sich und den Teamkollegen hart ins Gericht, attestierte allen Akteuren mit Ausnahme von Torwart Manuel Neuer eine "katastrophale Leistung" und fügte in bitterböser Ironie hinzu: "Das musst du erst mal hinkriegen." Während Sportvorstand Hasan Salihamidzic gestand: "Ich bin schockiert. Das war ein kollektiver Blackout. Für mich ist das unerklärlich."
Feststeht, dass die Bayern aus dem ersten Spiel gegen Gladbach in dieser Saison nichts gelernt haben. Schon beim 1:1 zum Liga-Start fegte die Borussia zu Beginn über die Münchner hinweg - die ihren Gastgebern nun einen ähnlich furiosen Einstieg in die Partie gestatteten.
Anders als noch im August nutzte das vom Start weg wie aus einem Guss aufspielende Team von Adi Hütter seine Überlegenheit bis zur 20. Minute diesmal aber nicht nur zu einem, sondern zu drei Treffern. "Wir können uns auf die Schulter klopfen", strahlte Gladbachs Nationalspieler Jonas Hofmann, "dass wir sie so weit gebracht haben, an sich zu zweifeln."
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Bayern-Co verteidigt Pechvogel: "Gestern noch Supermecano"

Auffallend indisponierte Innenverteidigung

Die brandgefährliche Mischung aus dem Hochgefühl der letzten drei Kantersiege - zwei davon ohne den wegen seiner Corona-Infektion auch in Gladbach fehlendem Cheftrainer Julian Nagelsmann - und wachsender Unsicherheit befiel nicht zuletzt die auffallend indisponierte Münchner Innenverteidigung.
Eine Szene wie etwa beim 4:0 durch den überragenden Breel Embolo, als sich Lucas Hernández und Dayot Upamecano bei der Abwehrarbeit gegen den Schweizer Nationalstürmer nicht einig wurden, wäre in der Vorsaison bei David Alaba und Jérôme Boateng kaum vorstellbar gewesen.
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Dayot Upamecano erlebte in Gladbach einen gebrauchten Abend

Fotocredit: Getty Images

Das sportliche Waterloo der Bayern, die erstmals seit Februar 2020 ohne eigenen Treffer blieben, musste Nagelsmann in seinem "Analysezentrum" in der eigenen Küche mit ansehen. Auch die jüngsten Nachrichten um Hernández' Gerichtsverhandlung in Spanien und die Debatte um den nicht geimpften Nationalspieler Joshua Kimmich, die es bis in die "Tagesthemen" schaffte, dürften der Stimmung an der Säbener Straße zuletzt kaum zuträglich gewesen sein.

Toppmöller glaubt an Ausrutscher

Sportvorstand Salihamidzic sprach von "nicht so schönen Geschichten im Hintergrund" - während "ARD"-Experte Bastian Schweinsteiger ein offenkundiges Problem seines Ex-Klubs in Gladbach ansprach: "Manche Spieler der Bayern sind zwischendurch stehen geblieben. Das habe ich so auch noch nicht gesehen."
Eine unerfreuliche Gemengelage, die der frisch gedemütigte Branchenprimus am Samstag mit in die Partie bei Union Berlin nimmt. Einen "absolut gebrauchten Tag" nannte Dino Toppmöller die Dienstreise an den Niederrhein, der Nagelsmann-Vertreter sagte aber auch: "Wenn ich die letzten Wochen und unsere bisherige Saison sehe, bin ich absolut zuversichtlich, dass das hier nur ein Ausrutscher war."
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Toppmöller nach Desaster konsterniert: "Es tut uns leid"

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