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Drei Dinge, die bei Eintracht Frankfurt - West Ham United auffielen: Champions League im Herzen Europas

Dennis Melzer

Update 06/05/2022 um 10:12 GMT+2 Uhr

Es ist tatsächlich vollbracht, das unglaubliche Frankfurter Fußball-Märchen führt die Eintracht ins Endspiel der Europa League nach Sevilla. Die Hessen bezwangen West Ham United (Hinspiel 2:1) auch im Rückspiel vor einer heimischen Monster-Kulisse, die einmal mehr Champions-League-Niveau hatte, 1:0. Auch, weil ein früher Rückschlag hervorragend kompensiert wurde. Drei Dinge, die auffielen.

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Europa League ist Eintracht League. Das stellten die Hessen am Donnerstagabend einmal mehr in beeindruckender Manier unter Beweis. Die Spezialisten für den prestigeträchtigen Nachfolger des UEFA Cups zogen dank eines 1:0-Erfolgs im Halbfinal-Rückspiel über West Ham United als erster deutscher Klub seit Umbenennung des Wettbewerbs 2009 ins Finale ein. Für die Adlerträger ist es die erste Endspielteilnahme seit 42 Jahren.
Die SGE, die bereits das erste Duell mit den Engländern in London mit 2:1 für sich entschieden hatten, profitierten dabei auch von einer frühen Roten Karte gegen Aaron Cresswell. Der Abwehrspieler hatte Frankfurts Jens-Petter Hauge in der 16. Minute als letzter Mann zu Fall gebracht.
Zehn Minuten später stellte Rafael Borré die Weichen endgültig in Richtung Sevilla, wo am 18. Mai das Finale stattfindet. Im Anschluss an den sehenswert herausgespielten Treffer bissen sich die Hammers die Zähne aus. Vor allem, weil die Hintermannschaft der Hausherren gut organisiert war und diszipliniert jedwede Angriffsbemühung im Keim erstickte. Und das, obwohl mit Martin Hinteregger schon früh ein defensiver Leistungsträger verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste.
Insgesamt vermittelten Mannschaft und Fans, die ihrem Vereinsnamen erneut gerecht wurden und einträchtig in tiefster Verbundenheit an der Fortsetzung des Märchens arbeiteten, ein beeindruckendes Bild - und stellten unter Beweis, dass sich auch die ganz Großen des Geschäfts auf einen Besuch im "Herzen von Europa" freuen dürfen.
Weniger rühmlich benahm sich hingegen West-Ham-Trainer David Moyes.
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Drei Dinge, die auffielen.

1.) Einträchtiges Champions-League-Niveau

"Guck dir das an!" brüllte Eintracht-Präsident Peter Fischer, dessen ohnehin schon raue Stimme ins Heisere abdriftete, ins "RTL"-Mikrofon. Umringt von zahlreichen jubelnden Fans sagte er: "Das ist Frankfurt, das haben wir alle verdient! Das ist Lebensfreude, das ist Fußball."
Man konnte Fischer tatsächlich nur beipflichten. Nicht nur, was den Donnerstagabend betraf, als kurz nach Abpfiff tausende Anhänger aufs Spielfeld stürmten, ihre Helden umarmten und ausgelassen feierten. Der gesamte Verein hat Europa in der gesamten Saison - ähnlich wie 2019 - begeistert.
Dass die Fans Champions-League-Niveau haben, ist längst bekannt. In den vergangenen Wochen schickte sich allerdings auch die Mannschaft von Oliver Glasner an, in der elitären Elite mitzuspielen. Unvergessen bleibt sicherlich das sensationelle 3:2 im Viertelfinal-Rückspiel beim FC Barcelona, das mitnichten auf Glück fußte, sondern hochverdient zustandegekommen war.
"Wenn wir schon im Finale sind, dann wollen wir das Ding auch holen", gab sich Fischer kampflustig mit Blick aufs Duell mit den Glasgow Rangers in knapp zwei Wochen. Sollte das gelingen, dürfen sich Team und Fans in ekstatischer Eintracht nicht bloß über den zweiten internationalen Titel, sondern auch über die erste Champions-League-Teilnahme der Vereinsgeschichte freuen. Es wäre an der Zeit.

2.) Kein Hinti, kein Problem

Schreckmoment im Frankfurter Stadtwald: Innenverteidiger Martin Hinteregger blieb nach einem Zweikampf lange liegen, musste behandelt werden und signalisierte recht schnell, dass es wohl nicht mehr weitergehen würde.
Zwei Minuten später, nachdem der Österreicher noch einmal kurz auf den Rasen gehumpelt war, ereilte die Fans die traurige Gewissheit: Eine Auswechslung würde unumgänglich sein. Ausgerechnet Hinteregger, der Euro-Hinti, der personifizierte Kampfgeist, musste ersetzt werden. Almamy Touré kam ins Spiel.
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Martin Hinteregger wird von West Hams Declan Rice getröstet

Fotocredit: Getty Images

Doch wer gedacht hatte, dass die Frankfurter Hintermannschaft fortan mit Problemen zu kämpfen haben würde, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Touré, der neben sich zwischen ins Zentrum der Dreierkette neben Tuta und Evan N'Dicka einreihte, machte seine Sache herausragend.
Der Malier gewann 78 Prozent seiner Zweikämpfe und verbuchte die meisten Balleroberungen aller SGE-Spieler (8), war stets auf der Höhe des Geschehens und ließ insgesamt kaum etwas anbrennen. Auch seine beiden Kollegen wussten über die gesamte Spielzeit zu überzeugen.
Tuta lieferte Spitzenwerte in puncto klärende Aktionen (6) und Blocks (2), der überragende N'Dicka wartete mit den meisten abgefangenen Bällen auf (3) und entschied 66,7 Prozent seiner direkten Duelle für sich.

3.) West-Ham-Coach Moyes gibt den Rowdy

Moyes ist nun wahrlich nicht dafür bekannt, an der Seitenlinie den Wüterich zu spielen. In Frankfurt gingen allerdings die Pferde mit dem Schotten durch.
In der 78. Spielminute warf ein Balljunge am Spielfeldrand dem Coach der Hammers die Kugel aus Moyes' Sicht offensichtlich zu behäbig zurück, woraufhin der 59-Jährige den Ball kraftvoll zurück in Richtung des Jungen bolzte und dessen Hinterkopf nur knapp verfehlte.
Im Anschluss kam es zu einem Handgemenge, Moyes musste die restlichen Minuten folgerichtig in den Katakomben verfolgen. "Ich habe den Ball zurück in Richtung des Jungen geschossen", sagte Moyes nach der Partie bei "BT Sport" und ergänzte: "Dafür entschuldige ich mich, aber er hat den Ball sehr leicht zurückgeworfen."
Bei all den nachvollziehbaren Emotionen, die solch ein Fußballspiel mit sich bringt – einem erfahrenen Mann wie Moyes darf solch eine Entgleisung nicht passieren. Die Aktion warf ein unrühmliches Bild auf den Trainer der Londoner.
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