Olympia 2021: Deutsche Frauenpower in Tokio - sieben von zehn Goldmedaillen durch Sportlerinnen
VonPeer Kuni
Update 09/08/2021 um 10:28 GMT+2 Uhr
Die deutsche Mannschaft hat die Olympischen Spielen 2020 in Tokio mit der schlechtesten Medaillenbilanz bei Sommerspielen seit der Wiedervereinigung beendet. Insgesamt holten die deutschen Sportler in Japan zehnmal Gold, elfmal Silber sowie 16-mal Bronze. Auffällig: Von den zehn Olympiasiegen gingen sieben auf das Konto der deutschen Damen - Frauenpower-Alarm in Tokio!
16 Medaillen haben deutsche Frauen bei den Olympischen Spielen gewonnen, sieben davon waren aus Gold.
Die Männer landeten dagegen nur dreimal ganz oben auf dem Treppchen, auch wenn sie insgesamt 21 der 37 Medaillen fürs Team D holten.
In Sachen Gold haben jedoch die deutschen Frauen in Tokio für den DOSB die Kohlen aus dem Feuer geholt.
Lediglich Tennisstar Alexander Zverev (Herren-Einzel), Schwimmer Florian Wellbrock (10 km Freiwasser) sowie der männliche Vierer-Kajak um Ronald Rauhe konnten aus Männer-Sicht die Konkurrenz geschlossen hinter sich lassen.
Olympia 2021: Deutsche Damen rocken in Tokio
In Rio de Janeiro war das noch ganz anders.
Vor fünf Jahren gewannen die deutschen Männer insgesamt elf der 17 Goldmedaillen und hievten mit ihren Erfolgen Deutschland im Medaillenspiegel auf Rang fünf.
Die Sommerspiele in Tokio beendete der DOSB nur auf einem enttäuschenden neunten Platz. Und das auch nur, weil die deutschen Damen so stark ablieferten.
Malaika Mihambo (Weitsprung), Ricarda Funk (Einer-Kajak), Aline Rotter-Focken (Ringen), der Bahnrad-Vierer um Lisa Brennauer, Julia Krajewski (Vielseitigkeit), Jessica von Bredow-Werndl (Dressur) sowie die Dressur-Mannschaft jubelten nach dem Gewinn der Goldmedaille.
"Als das Ergebnis feststand und ich gewonnen hatte, ist alles aus mir rausgebrochen. Ich habe da so einen emotionalen Moment erlebt. Ich bin in Tränen ausgebrochen", beschrieb Jessica von Bredow-Werndl ihre Gefühlswelt nach dem Erfolgsritt mit ihrem Dressurpferd Dalera.
Da auch die deutsche Dressur-Mannschaft Gold holte, darf sich die 35-Jährige nun Doppel-Olympiasiegerin nennen.
Olympia 2021: Mihambo beweist Nervenstärke
Für große Emotionen sorgten die deutschen Frauen mit ihren herausragenden Leistungen in Tokio. Insbesondere die Nervenstärke und die Willenskraft auf dem Weg zum Karrierehöhepunkt beeindruckte bei den deutschen Damen.
"Ich glaube, es war bei den Frauen der spannendste Weitsprung-Wettkampf der Geschichte. Es war so aufregend, doch ich wusste die ganze Zeit, dass ich es schaffen kann", sagte Malaika Mihambo nach ihrem Gold-Coup. Die 27-Jährige aus Heidelberg sprang dabei erst mit ihrem letzten Versuch zum Sieg.
Mit den Erfolgen bekommen die deutschen Sportlerinnen auch in der Öffentlichkeit viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Und das vollkommen zurecht, denn sie haben es sich mit harter Arbeit verdient.
"Es war mega krass. Nach meinem Rennen ging es einfach von Medientermin zu Medientermin", fasste Ricarda Funk die Zeit nach ihrem überraschenden Triumph im Einer-Kajak zusammen. Die 29-jährige Kanutin holte in Tokio die erste Goldmedaille für Deutschland.
Olympia 2021: Krajewski schreibt Geschichte
Einmal Olympiasiegerin, immer Olympiasiegerin. Die erfolgreichen deutschen Damen werden immer mit ihren Errungenschaften in Japan in Verbindung gebracht werden. Denn sie haben Geschichte geschrieben.
"Ich habe solange von dem Olympiasieg geträumt und es ist immer noch surreal. Es ist vollkommen egal, welche Sportart du betreibst, du kannst es auch als Frau", erklärte Ringerin Aline Rotter-Focken.
Die 30-jährige Krefelderin hat ihre Karriere nach ihrem Olympiasieg direkt für beendet erklärt. Doch ihr Vermächtnis und ihre Worte werden bleiben. Rotter-Focken ist die erste deutsche Ringerin, die olympisches Gold gewann.
Reiterin Julia Krajewski hat hingegen in der Vielseitigkeit als erste Frau überhaupt den Olympiasieg geholt. "Das wusste ich tatsächlich gar nicht. Aber das passt ja vielleicht ganz gut in die Zeit. Ich denke, es wurde mal Zeit", machte Krajewski klar.
Olympia 2021: Brennauer mit "Gänsehaut-Feeling"
Zur Belohnung wurden die deutschen Olympiasiegerinnen im olympischen Dorf von Tokio frenetisch empfangen und bejubelt.
"Wir Radsportler hatten unsere Wettbewerbe ja in Sapporo und waren daher weit außerhalb. Der Empfang von der deutschen Mannschaft und das Gefühl, ein Teil von Team Deutschland zu werden, das war Gänsehaut-Feeling", so Lisa Brennauer, die im Bahnrad-Vierer die Mannschaftsverfolgung mit Weltrekord gewann.
Unvorstellbar waren solche Erfolge noch bei der Wiederbelebung der Olympischen Spiele der Neuzeit Ende des 19. Jahrhunderts. Nach Vorstellungen von Pierre du Coubertin, dem Begründer der modernen Olympischen Spiele, sollten nur erwachsene männliche Athleten an den Wettkämpfen teilnehmen. Glücklicherweise konnte er seine Vorstellungen nicht lange durchsetzen.
Bei den Wettkämpfen in Japan standen allerdings nicht nur die deutschen Frauen im Fokus. Neben der enormen Hitze war natürlich auch die Corona-Pandemie ein großes Thema bei den Sportlern.
"Es war alles unglaublich gut organisiert. Topbedingungen für uns Reiter und die Pferde. Wir haben uns sehr sicher gefühlt und trotzdem war es schade, dass nicht wenigstens die japanischen Zuschauer kommen konnten", meinte von Bredow-Werndl.
Olympia 2021: Deutsche Männer in Paris gefordert
Die Zuschauer fehlten auch bei den Sportarten, die neu hinzu ins olympische Programm kamen. Zwar gab es im Baseball/Softball, Karate, Skateboard, Sportklettern und Surfen kein Edelmetall für den DOSB, doch insgesamt fügten sich diese Sportarten sehr gut ins olympische Programm ein.
Das bunte Programm mit den neuen und modernen Trendsportarten sollte insbesondere die jüngeren Generationen ansprechen und zeigen, dass das Internationale Olympische Komitee auch mit der Zeit gehen kann und offen für Neues ist. Bis auf Karate werden die vier anderen Sportarten auch in Paris zum Programm zählen.
Bereits in drei Jahren stehen in Frankreich die 33. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit an. Dann wird aus deutscher Sicht ganz genau drauf geachtet werden, ob insbesondere die deutschen Männer die schwache Ausbeute aus Tokio korrigieren können oder ob erneut die deutschen Frauen die deutsche Flagge erneut hochhalten müssen.
2024 hoffentlich dann auch wieder mit Fans vor Ort.
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